15 Uhr, Hearing bei den Senioren
13.05.2025 BrennpunktWelches Quintett soll künftig für die Musik im Stadtrat sorgen? Die acht Kandidatinnen und Kandidaten traten zum Vorspiel an, die Senioren waren ganz Ohr.
Ronny Wittenwiler
Acht Kandidierende für fünf Sitze. Ein guter Start kann da nicht schaden. Erstmals ...
Welches Quintett soll künftig für die Musik im Stadtrat sorgen? Die acht Kandidatinnen und Kandidaten traten zum Vorspiel an, die Senioren waren ganz Ohr.
Ronny Wittenwiler
Acht Kandidierende für fünf Sitze. Ein guter Start kann da nicht schaden. Erstmals ins Rennen steigen Urs Schnyder, Niklaus Leemann, Benjamin Steiger und Joël Lässer sowie zum zweiten Mal Michael Derrer, der vor vier Jahren bereits kandidiert hatte, aber nicht gewählt wurde. Und dann wären da noch Susanna Schlittler, Dominik Burkhardt und Claudia Rohrer, die wissen, wie Stadtrat geht, und es auch bleiben wollen. Alle waren sie gekommen auf Einladung des Vereins «SeniorInnen für SeniorInnen Rheinfelden» (SfS). «Eines müssen Sie wissen», sagte Co-Präsident Markus Gisler mit einer Prise Selbstironie an die Runde: «Wenn Senioren einladen, ist das immer nachmittags um 15 Uhr.» Damit war das Hearing eröffnet.
Ein Stein bleibt auf dem anderen
Die bisherigen Stadträte liessen durchblicken, wie sehr ihnen ein Fortführen ihrer Arbeit ein Anliegen ist. Ein Exekutivamt ermögliche es, im Diskurs nach Lösungen zu suchen und diese gemeinsam zu entwickeln, statt bloss parteipolitische Themen hin- und herzuschieben, sagte Claudia Rohrer, die zudem für das Amt als Stadtammann kandidiert (die NFZ berichtete). Projekte wie die Entwicklung und den Ausbau der Tagesstrukturen weiterführen und damit «gute Bedingungen für berufstätige Eltern schaffen» will Susanna Schlittler. Der Bereich «Alter» sei ein Kernthema seines Ressorts «Soziales und Gesundheit», sagte Dominik Burkhardt, nicht ohne gleich auch noch – unter anderem –Familie, Integration, Gesundheit, starke Wirtschaft, Stadtentwicklung und nachhaltige Mobilität als seine «weiteren Schwerpunkte» zu nennen. Das Rad neu erfinden will also niemand der Bisherigen, genauso wenig das Gros der neuen Kandidaten. «Sicherheit und Ordnung sind mir besonders wichtig. Ich möchte, dass sich in Rheinfelden alle wohlfühlen können», sagte Urs Schnyder und Niklaus Leemann meinte mit Blick auf die Welt da draussen: «Uns geht es sehr gut in Rheinfelden. Dazu müssen wir Sorge tragen. Diese Erfolgsgeschichte weiterzuschreiben ist der Grund für meine Kandidatur.»
Auch Joël Lässer und Benjamin Steiger zeichneten ein Bild grosser Verbundenheit gegenüber Rheinfelden, hoben die Wichtigkeit und Förderung von Kultur und Vereinsleben hervor. Michael Derrer bezeichnete Rheinfelden als einen Ort der Einzigartigkeit, den er als «guter Zuhörer» stärken wolle. «Das Städtli wirkt aber oft unbelebt», schob er nach, private Initiativen müssten gefördert werden. Lässer, der sich an seine Zeit als «kleiner Knopf» im Städtli erinnerte, wo sich Gastrobetrieb an Gastrobetrieb reihte, sagt es so: «Heute ist vieles anders. Im ehemaligen ‹Blüemli› werden statt Speis und Trank Immobilien verkauft. Für Gastronomie und Gewerbe ist es nicht einfach, erfolgreich zu wirtschaften. Gewerbetreibende verdienen zusätzliche Unterstützung seitens der Stadt.»
Analog oder digital?
Eine Fragerunde gab den Kandidierenden die Möglichkeit, sich zu einigen Themen zu äussern, so etwa zur Digitalisierung, wozu SfS-Gastgeber Gisler einwarf: «Wir haben vierhundert Mitglieder. Zwei Drittel von ihnen sind analog unterwegs, sie werden abgehängt.» Die Runde war sich einig, ein «Entweder-Oder» gibt es nicht. «Bargeld muss unbedingt erhalten bleiben. Bei der Digitalisierung braucht es aber dort, wo sie notwendig ist, Unterstützung seitens Gemeinde», sagte Michael Derrer. «Es klingt salbungsvoll, aber digitale Transformation können wir nur gemeinsam angehen», meinte Claudia Rohrer. «Digitalisierung dort, wo sie Sinn macht. Viele Prozesse werden aber digitalisiert, die mit einem blossen Blatt immer noch einfacher wären», sagte Benjamin Steiger, der aber auch Möglichkeiten und Vorteile der Digitalisierung betonte. Ebenso Niklaus Leemann: «Digitalisierung ist wichtig. Sie senkt Verwaltungskosten, kann Formularfehler verhindern. Digitalisierung verstehen ist zudem nicht nur eine Frage des Alters. Es ist nicht so, dass die Jungen alles richtig und die Älteren alles schlecht machen. Ich möchte Sie ermutigen.» Dominik Burkhardt erklärte: «Man denke nur daran, wie Verwandte mit Videokonferenzen über Kontinente hinaus sich plötzlich austauschen können.» Und Susanna Schlittler? Zückte ihre Papieragenda: «Mit Post-it-Zettelchen funktioniert das bestens. Zudem müssen wir in den Schulen dafür sorgen, dass es nicht nur noch iPad-Klassen gibt, sondern dass auch die handwerklichen Fächer weiterhin ihre Bedeutung behalten.» Musik- und Sportangebote seien zu unterstützen, damit sich Kinder und Jugendliche bewegen und aktiv an der Gesellschaft teilnehmen.
Benjamin Steiger deutet mögliche Kandidatur als Vize-Ammann an
Alt Stadtrat Hans Gloor wollte wissen, mit welchem zeitlichen Aufwand die Kandidierenden bei einem Mandat in der Exekutive rechnen. Hierbei signalisierten sämtliche Kandidierenden, auch beruflich zurückstecken zu wollen. Claudia Rohrer werde bei einer zusätzlichen Wahl als Frau Stadtammann ihre Tätigkeit als selbständige Anwältin aufgeben. Benjamin Steiger meldete, eine Reduktion des Pensums beim Arbeitgeber sei geregelt – selbst dann, wenn er mit einem sehr guten Resultat gewählt würde und er sich dadurch vielleicht eine Kandidatur als Vize-Ammann vorstellen könne. Dass alle zuerst einmal in den Stadtrat wollen: Daran liess am Donnerstag keiner auch nur geringste Zweifel aufkommen. Urs Schnyder sagte es so: «Ich liess mir sehr viel Zeit abzuwägen, ob das Amt das richtige für mich ist. Mein Entscheid war also sehr wohl überlegt und alles andere als spontan. Darum bin ich bereit für den Stadtrat und nehme diese Aufgabe sehr ernst.»
«Weiss, wem ich die Stimme gebe»
Obschon es die Vielzahl an Kandidatinnen und Kandidaten nicht zuliess, ein umfassendes Bild jedes Einzelnen gezeichnet zu bekommen, so lässt sich doch festhalten: Wer warum Rheinfelden liebt, wer mit welcher Agenda ins Rathaus will und wer mit der zur Verfügung stehenden Redezeit jeweils mit dem Feuer spielte – ein jeder hinterliess einen ersten Eindruck. Das Schlusswort gehörte Co-Präsident Gisler, gerichtet an das Publikum: «Ich hoffe, Sie wissen, wem Sie die Stimme geben. Ich weiss es.» Bloss, die Katze liess er mal schön im Sack.