Das 50 Jahre alte Krankenhaus in Badisch-Rheinfelden ist seit April 2024 geschlossen. Aufgrund hoher Investitionskosten wird es nun abgerissen und aufgegeben. Stattdessen steht seit kurzem der Neubau eines Wohnquartiers fest. Die Bevölkerung ist enttäuscht.
Boris Burkhardt
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Das 50 Jahre alte Krankenhaus in Badisch-Rheinfelden ist seit April 2024 geschlossen. Aufgrund hoher Investitionskosten wird es nun abgerissen und aufgegeben. Stattdessen steht seit kurzem der Neubau eines Wohnquartiers fest. Die Bevölkerung ist enttäuscht.
Boris Burkhardt
Als «bittere Pille» hatte es Oberbürgermeister Klaus Eberhardt schon im November 2023 bezeichnet, als beschlossen worden war, dass das Kreiskrankenhaus in Badisch-Rheinfelden im April 2024 schliessen würde: «Die Rheinfelder Bevölkerung hat sich immer sehr stark mit dem Krankenhaus identifiziert und sich für die Entwicklung eingesetzt.» Seit der Schliessung kämpften die Rheinfelder in einem Förderverein und einer Interessensgemeinschaft um ihr Krankenhaus, dessen Gebäude sie in ein Medizinisches Versorgungzentrum (MVZ) zu transformieren hofften. Ende September platzte auch diese Hoffnung endgültig, als der Gemeinderat den Abriss des Gebäudes und den Neubau von Wohnungen beschloss.
In Deutschland ist das Spitalwesen Angelegenheit der Landkreise. Das Kreiskrankenhaus Lörrach war bisher mit drei Standorten in Lörrach, Schopfheim und Rheinfelden vertreten. 2017 beschloss der Kreistag, das Parlament des Landkreises, alle drei Standorte sowie das St.-Elisabethen-Krankenhaus in Lörrach in einem neuen Zentralklinikum im Norden Lörrachs zusammenzulegen. Dessen Eröffnung ist aktuell für Mitte 2026 geplant. Eine finanzielle Schieflage mit einem Defizit von 30 Millionen Euro zwang den Landkreis und die Klinikleitung aber schon im Herbst 2023, eines der beiden Spitäler in Schopfheim oder Rheinfelden zu schliessen.
Am 12. August dieses Jahres kommunizierten Landkreis, Kreiskrankenhaus und die Stadt Rheinfelden gemeinsam den Abriss des Gebäudes. Das rund 30 000 Quadratmeter grosse Gelände in einem Talkessel östlich des Stadtteils Nollingen wird an die Städtische Wohnungsbaugesellschaft (kurz: Wohnbau) verkauft. Die Wohnbau kümmert sich als 90-prozentige Tochter der Stadt um rund 2000 Liegenschaften und baut auch neue Wohnungen. Auf dem Gelände des Krankenhauses sind rund 500 Wohneinheiten geplant. Als Gründe für die Entscheidung nennt die Stadt nach einer Analyse der Bausubstanz Investitionskosten von 68 Millionen Euro für die notwendige Kernsanierung. In den Baumaterialien des Gebäudes aus dem Jahr 1975 werden demnach Schadstoffe vermutet; auch hätten die technischen Anlagen ihre Lebensdauer erreicht. Für eine Nachnutzung hatten die Gutachter ein jährliches Defizit von 1,6 Millionen errechnet, weil von den insgesamt 13 450 Quadratmetern effektiv nur rund 5000 Quadratmeter vermietet werden könnten – der Rest sei Verkehrs- und Technikfläche.
Kritik aus der Bevölkerung
Die Entscheidung wird von einzelnen Gruppierungen weiterhin kritisiert, das Gutachten in Zweifel gezogen. Befürchtet wird ausserdem, dass nur teure Wohnungen gebaut würden. Der Gemeinderat beschloss Abriss und Verkauf in seiner Sitzung am 25. September jedoch ohne Gegenstimmen. «Wir haben lange um die Zukunft des ehemaligen Krankenhauses gerungen und uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache», lässt sich Eberhardt in einer Pressemitteilung zitieren.
Kleine Alternative geplant
Für die Gesundheitsversorgung plant die Stadt nun, für bis zu 20 Millionen Euro ein Medizinisches Versorgungszentrum in einem Neubau an der Müssmattstrasse gegenüber der neuen Feuerwache einzurichten. Auf den 4500 Quadratmetern Nutzf läche solle die Allgemeinund Innere Medizin inklusive einem kleinen OP-Saal abgedeckt werden; ausserdem geplant ist eine Institutsambulanz mit Kinder- und Jugendpsychiater und Psychologen. Als weitere Mieter stehen laut Stadt ein Quartierscafé, eine Apotheke, ein Sanitätshaus sowie eine Anwaltskanzlei fest. Das Deutsche Rote Kreuz, die Sozialstation, das Jobcenter und das Seniorenbüro sollen ebenfalls einziehen.