Viele Diskussionen, deutliches Verdikt
12.12.2023 Zeiningen, GemeindeversammlungAn der Gemeindeversammlung wird der 12 Millionen-Baukredit für das neue Mehrzweckgebäude trotz viel Gegenwind von einer Mehrheit angenommen. «Ein Ja für die Weiterentwicklung und den Zusammenhalt im Dorf», sagt Gemeindepräsidentin Gisela Taufer.
Yasmin ...
An der Gemeindeversammlung wird der 12 Millionen-Baukredit für das neue Mehrzweckgebäude trotz viel Gegenwind von einer Mehrheit angenommen. «Ein Ja für die Weiterentwicklung und den Zusammenhalt im Dorf», sagt Gemeindepräsidentin Gisela Taufer.
Yasmin Malard
Schon zu Beginn der Versammlung ist die Spannung in der Halle buchstäblich spürbar. Jeder Sitz ist besetzt, leises Murmeln füllt den Raum und erwartungsvolle Gesichter blicken nach vorne. «Das habe ich noch nie erlebt», flüstert ein Votant in der vordersten Reihe. Von den 1679 Stimmberechtigten Zeiningens sind 214, also 13 Prozent, anwesend.
Gründe für den Neubau
Gemeinderat und Präsident der Spezialkommission Ralf Wunderlin stellt das geplante Mehrzweckgebäude Aennermatt vor. «Für die aktive Vereinslandschaft ist der Bau sinnvoll. Er löst zudem mehrere Raumprobleme auf lange Sicht. Infolge wachsender Schülerzahlen haben das Schulhaus und die Turnhalle seine Kapazitätsgrenze erreicht und aus dem alten Mehrzweckgebäude Mitteldorf könnte attraktiver Wohnraum geschaffen werden.» Auch aus Sicherheitsgründen sei ein Neubau wichtig, da das alte MZG beispielsweise die feuerpolizeilichen Anforderungen nicht mehr erfülle. Dass das Gebäude genutzt werden wird, scheint auch klar; Sportvereine, die Musikschule, der Mittagstisch, die Feuerwehr, Blutspenden, Konzerte und Gemeindeversammlungen sind nur einige Beispiele.
Knackpunkt an der Geschichte: Der Baukredit von 12 Millionen Franken, lag dieser doch ursprünglich bei 8 Millionen. Als Teuerungsgründe werden Baugrund- und Schadstoffuntersuchungen, Projektänderungen, erhöhte Anforderungen und Honorare, die Inflation und die Erhöhung der Mehrzwecksteuer genannt (die NFZ berichtete).
Angst in einer unsicheren Zeit
Niemand scheint grundsätzlich gegen das Mehrzweckgebäude zu sein, aber die Kosten sind ein grosser Streitpunkt. Gaby Freiermuth: «Mögen wir die Kelle stemmen und wenn ja, wie lange? Die Qualität einer Gemeinde zeigt sich nicht nur an einem Gebäude, sondern auch am Steuerfuss.» Ein Kostendach von neun Millionen wird gefordert, dem auch Thomas Börlin zustimmt: «Zeiningen braucht ein Mehrzweckgebäude, aber in einer Zeit, in der alles teurer wird, nicht zu diesem Preis.» Peter Guthauser glaubt nicht daran, dass die Steuern, wie vom Gemeinderat betont, nicht erhöht werden: «Wir wissen, dass die jetzige Halle genutzt und gebraucht wurde, aber mir fehlt die Transparenz des Finanzplans.» Werner Weber teilt diese Meinung und betont die unerwartete Steuererhöhung, die vor zehn und vor fünf Jahren stattgefunden hat.
Klarer Fall am Ende
Geri Waldner fordert den Gemeinderat am meisten heraus. Die vorgelegten Zahlen werden bis ins kleinste Detail nachgerechnet und wo es Diskrepanzen gibt, Anschuldigungen gemacht; verstecktes Geld, unsaubere Planung sowie falsch eingesetzte Ressourcen. «Seid doch mal ehrlich», meint er und stellt einen Antrag auf Überprüfung und Verwendung einer Regenwasser-Versorgung. Ganz knapp, mit 81 Ja- zu 79 Nein-Stimmen, wird sein Vorschlag angenommen. Es folgten zwei weitere Anträge aus der Versammlung: einer auf geheime Abstimmung, einer gleich auf Rückweisung des Geschäfts – verbunden mit einem Kostendach von 9 Millionen Franken. Gisela Taufer warnt nochmals ausdrücklich vor den zusätzlichen Planungskosten eines Baustopps. Beide Anträge werden schliesslich abgelehnt und so kommt es zur entscheidenden Abstimmung, die dann allerdings sehr deutlich ausfällt. Mit 135 Ja- zu 49 Nein-Stimmen (22 Enthaltungen) stimmt die Gemeindeversammlung dem Kredit für das neue Mehrzweckgebäude zu. Gemeindepräsidentin Gisela Taufer bedankt sich für die Chance auf ein zukunftsweisendes Projekt für die nächsten hundert Jahre. «Ein Ja für die Weiterentwicklung und den Zusammenhalt im Dorf.» Dem Bau des Mehrzweckgebäudes, das bis 2026 fertiggestellt werden sollte, steht nichts mehr im Weg, zumindest vorerst: Da das Quorum nicht erreicht wird, unterstehen die Entscheide (Einbürgerungen ausgenommen) dem fakultativen Referendum.
Auch die weiteren Geschäfte werden mit grossem Mehr angenommen, worunter etwa das Budget 2024 mit einem Steuerfuss von 112 Prozent.