Urchiger und romantischer Start ins neue Jahr
16.12.2024 BözenTheater Bözen: neu eine Alphütte sowie eine Aufführung mehr
Verliebte Rindviecher, Milchkannen, selbst gebrannter Schnaps und Landwirte, die mit den Händen im Hosensack auf der Bühne herumstehen. In Bözen wird es ab dem 1. Januar traditionell. Gezeigt wird ...
Theater Bözen: neu eine Alphütte sowie eine Aufführung mehr
Verliebte Rindviecher, Milchkannen, selbst gebrannter Schnaps und Landwirte, die mit den Händen im Hosensack auf der Bühne herumstehen. In Bözen wird es ab dem 1. Januar traditionell. Gezeigt wird ein typischer Bauernschwank. Der Impuls dazu kam von Vreni Liebhardt, die nach vielen Jahren als Spielerin wieder einmal Regie führt.
Karin Pfister
Bauernkomödien wie «De Sch icksalshof», «D’Ju nggesel le Stüür» oder «De verkaufti Grossvater» prägten jahrzehntelang das Bözer Dorftheater, bevor man sich moderneren Stücken zuwandte. Nun spielen die Theaterleute zum ersten Mal seit 2008 wieder ein traditionelles Stück. Der bisherige Regisseur Stefan Rüthi hat sich Anfang 2024 nach zehn erfolgreichen Inszenierungen verabschiedet, sein Amt übernommen hat nun Vreni Liebhardt. Sie stand mit 16 zum ersten Mal auf der Bözer Theaterbühne. «Das war vor 47 Jahren», erinnert sie sich beim Probebesuch der NFZ. Seither hat sie viermal Regie geführt und war fast immer als Schauspielerin auf der Bühne. Die Aufführung eines traditionellen Stückes sei nicht nur ihr Wunsch gewesen; auch aus dem Publikum, ebenfalls von jüngeren Menschen, sei diese Idee mehrmals an sie herangetragen worden. Die Wahl fiel auf «Verliebti Rindviecher». Die Komödie in drei Akten stammt aus der Feder von Lukas Bühler aus dem Breuninger Verlag, wurde 2022 geschrieben und bisher in der Schweiz erst wenige Male aufgeführt. «Wir haben das Stück noch etwas älter gemacht als es im Regiebuch angedacht ist und spielen es in den Sechzigerjahren.»
Liebestrank für Rindviecher
Auf dem Birkenhof, der vom Bauer Heiri geführt wird, streiten die Magd und der Knecht fast täglich und vernachlässigen ihre Arbeit. Auch im Stall gibt es Probleme; die Kühe reizen den Stier nicht mehr. Zum Glück haben die beiden Nachbarbauern eine gute Idee, in der «Tierwelt» haben sie einen Liebestrank für Rindviecher gefunden. Das ominöse Elexier aus chinesischer Produktion wird auf dem Birkenhof ausprobiert, mit ungeahnten Folgen, nicht nur für die Tiere. Das ist, kurz zusammengefasst, die Ausgangslage der Komödie. Auf der Bühne stehen Sven Kistler als Bauer Heiri; Peter Amsler als Knecht Noldi; Sabrina Winter als Magd Annerös; Claudia Busslinger als Schnapsbrennerin Käthi; Regina Wächter als Schnapsbrennerin Vreni; Philipp Heuberger als Nachbarbauer Toni; Michael de Groot als Urs, Bruder von Toni; Michael Winter als Schreiner Hansjoggi sowie Raffaela Bauhofer als Susanne, Jugendliebe von Noldi. Als Souff leuse amten Andrea Pfister und Annemarie Baumann. Das Team besteht aus vielen Routiniers. Zum ersten Mal auf der Bühne steht Raffaela Bauhofer, welche bisher für die Maske verantwortlich war. Eine Wiederkehrerin nach langer Pause ist Claudia Busslinger.
«Es ist ein einfaches Stück. Wir möchten, dass das Publikum nicht viel nachdenken muss, sondern einfach lachen darf», sagt Vreni Liebhardt. «Es wird direkt, bodenständig und am Schluss romantisch.»
Fast bei jeder Probe vor Ort ist Tim Farruggio, Chef des Bühnenteams. Einerseits kann er so jeweils Impulse für die Kulissen entgegennehmen und Änderungen anbringen, andererseits könne er auch als Spieler einspringen, wenn jemand krank ist. Gezeigt wird eine Bauernhof-Szenerie draussen. Im Stück ist eigentlich eine Bauernstube vorgesehen gewesen, aber Vreni Liebhardt hat sich eine Aussenansicht gewünscht; das Stück sei darum dementsprechend etwas angepasst worden. Die Kulissen für den Stall und das Bauernhaus konnten die Theaterleute mieten, die restlichen Ansichten und Utensilien stammen aus dem reichhaltigen Fundus im Keller
– «Einige Sachen sind über 30 Jahre alt» – , aus dem Brockenhaus sowie von der Dorfbevölkerung. Die Milchkannen konnten von einem Bauern organisiert werden, die Sitzbank hat die Regisseurin bei ihrem Nachbarn ausgeliehen. «Ein Mitglied unseres Bühnenteams baut momentan einen Brunnen, selbstverständlich mit laufendem Wasser», so Farruggio.
Gezeigt werden diesmal sechs Aufführungen, eine mehr als bisher. «Wir haben pro Aufführung eine Sitzreihe weniger, dafür eine Veranstaltung mehr», sagt Marc Joss von der Theaterkommission. Die Besucherinnen und Besucher sowie das Servicepersonal sollen etwas mehr Platz haben, total stehen für die interessierten rund 1300 Plätze zur Verfügung. Urchig wird es nicht nur auf der Bühne, sondern auch auf dem Vorplatz der Turnhalle. Dort wird eine Alphütte aufgebaut. Diese dient einerseits als Kaffee- und Weinstube, andererseits wird dort am 3. sowie am 10. Januar Wallis-Raclette serviert.
Aufführungen: Mittwoch, 1. Januar 2025, 14 Uhr und 20 Uhr, Freitag, 3. Januar, 20 Uhr, Samstag, 4. Januar, 20 Uhr, Freitag, 10. Januar, 20 Uhr, Samstag, 11. Januar, 20 Uhr. Weitere Infos: www.theater-boezen.ch