Über Verletzungen zum Wunschberuf
29.04.2023 SisselnLivia Schmid, Kunstturnerin aus Leidenschaft
Seit 2017 gehört die Fricktalerin dem Nationalkader an, Verletzungen warfen sie zurück, ans Aufhören dachte sie nie. Ihre Leidenschaft fürs Kunstturnen sei ungebrochen, sagt die 21-Jährige, die vor Jahren im Dress der ...
Livia Schmid, Kunstturnerin aus Leidenschaft
Seit 2017 gehört die Fricktalerin dem Nationalkader an, Verletzungen warfen sie zurück, ans Aufhören dachte sie nie. Ihre Leidenschaft fürs Kunstturnen sei ungebrochen, sagt die 21-Jährige, die vor Jahren im Dress der Kunstturnerinnen Fricktal an den Aargauer Meisterschaften brillierte. Am 6. und 7. Mai turnt die nächste Generation in Möhlin um Medaillen.
Simone Rufli
Sie habe schöne Erinnerungen an die Aargauer Meisterschaften, sagt Livia Schmid am Telefon in der WG in Biel. «Ein toller Wettkampf! Es ist so schön, wenn man als junges Mädchen auf dem Podest stehen darf – nicht ahnend, was im weiteren Verlauf der Karriere noch auf einen zukommt.»
Es ist Abend und die junge Frau aus Sisseln hat im Nationalen Verbandszentrum in Magglingen wieder einen intensiven Trainingstag hinter sich gebracht. Sie hat ihre schmerzende Schulter geschont und den Fokus auf Beweglichkeit, Kraft und Ausdauer gerichtet und nur wenig an den Geräten geturnt. Rund 30 Stunden trainiert sie jede Woche: «Ich achte heute viel mehr als in jungen Jahren auf eine gute Technik und saubere Ausführung.» Sie macht das, was sie ihrem Körper nach 14 Jahren Leistungssport zumuten darf, vermeidet übermässige Belastungen und verschiebt auf später, was der Gesundheit gerade nicht förderlich ist.
Die Crux mit den Verletzungen
Apropos Gesundheit: So vielversprechend Livia Schmids Karriere anno 2016 an der Juniorinnen-EM in Bern begann – 6. Rang mit dem Team, Rang 7 im Sprungfinal – so viel Verletzungspech folgte. Als die chronischen Entzündungen im Sprunggelenk endlich überwunden waren, riss im Mai 2019 das Kreuzband. Ende des letzten Jahres dann das Comeback an einem internationalen Wettkampf in Belgien. Jetzt die Schmerzen in der Schulter. Hat sie je daran gedacht aufzugeben? «Kein Sportler will aus einer Verletzung heraus aufhören!»
Und dann kommt sie auf das zu sprechen, was dem Nationalteam derzeit mehr zu schaffen macht als körperliche Beschwerden: «Dass wir Schweizer Kunstturnerinnen unser grosses Ziel verpasst haben, indem es uns an der EM diesen Monat nicht gelungen ist, uns für die Weltmeisterschaft im Oktober in Antwerpen zu qualifizieren, das ist gerade etwas schwierig zu verdauen. Zum einen müssen wir uns jetzt wieder neue Ziele setzen, zum anderen fällt nun eine ganze Reihe von Qualifikations-Wettkämpfen aus.»
Fokus auf der zweiten Jahreshälfte
Doch so, wie sie nach jeder Verletzung wieder aufgestanden ist, sich zurückgekämpft hat und sich Jahr um Jahr im kleinen Kreis der besten Kunstturnerinnen der Schweiz behauptet, richtet Livia Schmid auch jetzt den Blick nach vorne. «Mein Ziel für die zweite Jahreshälfte 2023 ist es, mich mindestens an drei Geräten, beim Sprung, am Boden und am Barren wieder zurückzumelden.» Ein kleines Fragezeichen setzt sie hinter den Barren. «Das kommt ganz auf die Schulter an.» Spätestens an den Schweizer Meisterschaften im September will sie zeigen, was sie kann. Sollte sich vorher noch eine Startgelegenheit an einem internationalen Wettkampf ergeben, würde sie nicht nein sagen.
Berufsziel Physiotherapeutin
Woher nimmt sie die Kraft nach jedem Rückschlag, ob Verletzung oder enttäuschte Erwartung, weiterzumachen? «Kunstturnen ist meine Leidenschaft, daran haben auch meine Verletzungen nichts geändert. Zudem bin ich sehr glücklich über mein gutes soziales Umfeld und die gute Zusammenarbeit mit meinem Sportpsychologen.» Genau so wertvoll sei für sie die Arbeit in der Physiotherapie. «Meine eigenen Verletzungen haben mein Interesse an der Physiotherapie geweckt und ich bin mir über meine beruflichen Ziele klar geworden.»
Nach der Fachmittelschule mit Schwerpunkt Gesundheit, die sie im Sommer in Biel abschliesst, einem Zwischenjahr, in welchem sie ganz auf den Sport setzen will, wird sie die Fachmaturität in Angriff nehmen. «Damit ich später Physiotherapie studieren kann.»
Aargauer Meisterschaften: 6. und 7. Mai in Möhlin
Die Aargauer Meisterschaften der Kunstturnerinnen finden am Samstag, 6. und Sonntag, 7. Mai in der Sporthalle Steinli in Möhlin statt. Organisiert werden die Meisterschaften von den Kunstturnerinnen Fricktal, angemeldet haben sich rund 380 Turnerinnen aus der ganzen Schweiz. Die Aargauer Meisterschaften gelten auch als Qualifikationswettkampf für die Schweizermeisterschaften. Während des Wettkampfwochenendes in Möhlin werden rund 60 Helferinnen und Helfer im Einsatz sein. Geplant ist, dass Vereinsmitglied Livia Schmid den jungen Turnerinnen die Medaillen übergibt. (sir)