Klein, fein und gelebtes Miteinander
31.01.2025 MünchwilenDen einen öffentlichen Treffpunkt im Dorf gibt es nicht wirklich. Vielmehr sind es zahlreiche verschiedene Orte, an denen sich die Münchwiler Bevölkerung regelmässig begegnet, kurz für einen Schwatz innehält oder sich bewusst für Feste verabredet.
...Den einen öffentlichen Treffpunkt im Dorf gibt es nicht wirklich. Vielmehr sind es zahlreiche verschiedene Orte, an denen sich die Münchwiler Bevölkerung regelmässig begegnet, kurz für einen Schwatz innehält oder sich bewusst für Feste verabredet.
Susanne Hörth
Gemeindeammann Bruno Tüscher nimmt die NFZ mit auf einen Treffpunkt-Rundgang durch das Dorf. Der gemütliche Spaziergang beginnt beim Gemeindehaus. In diesem wird dann später das Treffpunkt-Gespräch in fröhlicher Runde auch beendet.
Auf einem lauschigen Plätzchen unterhalb des Schulhauses bleibt Bruno Tüscher stehen. «Unser Gemeindewerker hat diesen Platz im vergangenen Jahr zurechtgemacht. Wir hoffen natürlich, dass er zu einem Ort des Verweilens wird. Vielleicht sogar zu einem Treffpunkt.» Der Platz mit Schachbrett – die grossen, dazugehörenden Figuren befinden sich in einer Kiste ebenfalls vor Ort –, zwei grossen Bäumen und darunter je einer Ruhebank bietet sich auf jeden Fall als Begegnungsort an. Neben dem Schachbrett soll die ebenfalls vorhandene Kugelstossanlage auch als Pétanque- und/ oder Boccia-Anlage genutzt werden.
Der neue Platz wird voraussichtlich auch Ausgangspunkt für ein neues Angebot in Münchwilen sein. Im Mai wird der entdeckungsreiche Rundwanderweg «Herdmännlipfad» mit verschiedenen Stationen für Gross und Klein eröffnet.
Vom «Schachbrett-Platz» geht es weiter zur Schule. «Sie ist in den letzten Jahren unglaublich gewachsen», so ein sichtlich stolzer Gemeindeammann. Der grosse Abenteuerspielplatz auf dem Schulgelände wie auch die Leichtathletikbahn daneben lassen an diesem zwar sonnigen, jedoch sehr kühlen Januartag erahnen, wie laut, fröhlich und aktiv es an warmen Tagen auf dem Schulgelände zu und her geht. Es ist auf jeden Fall ein Treffpunkt. Vor allem für die Dorfjugend.
Bei der Ursulakapelle, im Dorf liebevoll «Käppeli» genannt, dann der nächste Halt. Eigentümerin des sakralen Gebäudes ist der Kapellenverein. Vom grossen Platz vor dem «Käppeli» eröffnet sich der Blick über das Dorf hinweg. «Als wir Kinder waren, war die Maiandacht oben beim ‹Käppeli› ein Fest. Darauf freuten wir uns immer sehr», hält später im warmen Gemeinderatszimmer Maja Waldmeier eine Jugenderinnerung fest. Zusammen mit der Gruppe der Jahrgänger 1947 und vielen Helfenden hatte sie im Jahre 2019 die Turnhalle zu einem besonderen Treffpunkt werden lassen. Unter dem Titel «In Münchwilen daheim» konnten sich die vielen Besucherinnen und Besucher dank einer Fotoausstellung auf eine Zeitreise von Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart begeben. Viele «Weisch no»-Momente waren damals garantiert.
Vom «Pöstli» bis zur «Avec Box»
Im Gemeinderatszimmer wiederholt Gemeinderat Patrick Geiger fast eins zu eins die Worte, die kurz zuvor Bruno Tüscher vor dem Restaurant Pöstli fast schwärmerisch formuliert hatte. «Das ‹Pöstli› hat die schönste Gartenbeiz im Fricktal. Kein Strassenlärm ist zu hören, dafür das Rauschen des Baches.» Das «Pöstli» ist nicht nur wegen seiner schönen Terrasse ein besonderer Stolz in Münchwilen. Willy Schürch und Walter Hunziker, beide ebenfalls am Gespräch mit der NFZ dabei, gehören der Münchwiler Ortsbürgerstiftung an. Die im Jahre 2010 gegründete Stiftung hat zum Zweck, das kulturelle, soziale und gesellschaftliche Leben in Münchwilen zu pflegen und zu fördern. Angesichts dieser Zweckbestimmung war der Kauf der «Pöstli»-Liegenschaft sowie die aktive Suche nach einer Pächterin/ einem Pächter eine logische Konsequenz. Durch den Erwerb des Gebäudes bleibt der Gemeinde ein Restaurant erhalten. Für Willy Schürch ist das «Pöstli» auf jeden Fall ein Dorftreffpunkt. «Wenn Du draussen vorbeigehst, drinnen einen Bekannten entdeckst, dann kann es gut sein, dass Du Dich dazusetzen wirst.» Walter Hunziker nickt zustimmend.
In der Runde kommen Erinnerungen auf. Früher habe es in Münchwilen mehrere Restaurants gegeben. «Auch drei Läden», sagt Maja Waldmeier. Von diesen einstigen Laden- und Beizen-Treffpunkten gibt es nur noch das «Pöstli». 16 Jahre nachdem der letzte Dorfladen seine Türen geschlossen hatte, eröffnete die Kioskbetreiberin Valora im September 2022 in Münchwilen die erste «Avec Box» im Aargau; ein Selbstbedienungsladen ohne Kasse und Personal. Genutzt werden konnte er von der Bevölkerung rund um die Uhr mittels entsprechender App. War die Box ein Treffpunkt? Vielleicht. «Bei uns lief es laut Betreiberin Valora nicht schlecht», sagt Bruno Tüscher. Weil der Umsatz trotzdem nicht den Erwartungen der Betreiberin entsprach, wurden nach einer knapp einjährigen Pilotphase alle «Avec Boxen» in der Schweiz geschlossen. Münchwilen fehlt damit wieder eine Einkaufsmöglichkeit im Dorf.
«Wenn die Leute im Dorf lädeli nur gerade das wenige besorgen, das sie beim Einkaufen in den grossen Geschäften vergessen haben, so reicht das zum Überleben nicht», kann Maja Waldmeier nachvollziehen, warum es für einen Ladenbetreiber in Münchwilen schwer sein würde. Die Mobilität der Leute, das problemlose Erreichen der Läden ausserhalb der Gemeinden, hat vieles verändert. Darin ist sich die Runde einmal mehr einig.
Vereine und Fest
Treffpunkte für die Münchwiler Bevölkerung sind auch immer wieder Feste, die zu bestimmten Gelegenheiten organisiert werden. Dazu gehören beispielsweise die 1. August-Feiern. «Wir haben die auch schon einmal mitten im Dorf beim Brunnen durchgeführt und dafür die Strasse gesperrt», lacht Tüscher. Das Stichwort Augustfeier bringt ebenfalls jene auf dem Lindenplatz zur Sprache. Als der erste Weltkrieg zu Ende ging, haben Schulkinder auf diesem Platz eine Linde gepflanzt. Den 100. Geburtstag dieses Friedensbaumes wurde gleichzeitig mit der Bundesfeier und vor allem mit einer gut gelaunten Münchwiler Dorfgemeinschaft gefeiert.
Walter Hunziker hebt auch das grosse Engagement der vier turnenden Vereine im Dorf hervor. Diese seien es, die regelmässig Veranstaltungen durchführen, die dann stets zu schönen Treffpunkten werden. Die anderen am Tisch nicken zustimmend. Erwähnt werden beim aktiven Tun für die Dorfgemeinschaft ebenfalls der Frauenchor und der Feuerwehrverein.
Eine Aufzählung der von den Vereinen organisierten Anlässe beginnt: das Theater, das Dorfgrümpeli, das Burezmorge, das Spaghettiessen, die Metzgete, das Suppenessen, der Herdmännliball, der Stiefelweitwurf-Wettbewerb und natürlich der beliebte Jugendwettkampf «der schnellste Fricktaler/die schnellste Fricktalerin».
In Punkto Jugend freut sich Patrick Geiger, dass die Jugendriege zum stark wachsenden Dorfverein gehört. Für Nachwuchs bei den turnenden Vereinen und damit auch den Organisatoren von vielen weiteren Treffpunkt-Momenten ist somit gesorgt.