Schützenhilfe für die Bauern
21.11.2023 BöztalBöztal weist Abwasseranschluss Hochzonen zurück
Es seien zu viele Fragen offen, befand die Mehrheit und wies den Kreditantrag für die Erstellung einer Abwasserleitung und den Anschluss der Hornusser Hochzonen an die öffentliche Kanalisation zur Überarbeitung an ...
Böztal weist Abwasseranschluss Hochzonen zurück
Es seien zu viele Fragen offen, befand die Mehrheit und wies den Kreditantrag für die Erstellung einer Abwasserleitung und den Anschluss der Hornusser Hochzonen an die öffentliche Kanalisation zur Überarbeitung an den Gemeinderat zurück. Alle anderen Geschäfte wurden angenommen, darunter das Pilotprojekt Tagesstrukturen.
Simone Rufli
«Draussen ist es etwas stürmisch, ich hoffe, hier drinnen verläuft alles ruhig», mit diesen Worten begrüsste Gemeindeammann Robert Schmid am vergangenen Donnerstagabend die 139 der 1888 Stimmberechtigten aus den vier Ortsteilen von Böztal zur Gemeindeversammlung in der Turnhalle von Bözen und damit unter jenem Dach, auf welchem eine Photovoltaik-Anlage installiert werden soll. Gemäss Roland Sonder vom PV-Projektteam muss vorgängig aber die Statik der Dächer des Schulhauses und der Turnhalle nachgebessert werden. Die Versammlung hiess für die Sanierung der beiden Dächer einen Verpflichtungskredit in der Höhe von 340 000 Franken gut.
Weniger Geld ausgegeben als budgetiert wurde beim Um- und Ausbau des Gemeindehauses im Ortsteil Hornussen, sowie bei der Erstellung des Kirchwegs im Ortsteil Bözen. Beide Abrechnungen wurden genehmigt, wie auch das Budget 2024 mit dem gleichbleibenden Steuerfuss von 114% und die Verpflichtungskredite für die Sanierung des 40-jährigen Bözer Regenbeckens sowie die Erarbeitung eines räumlichen Entwicklungsleitbilds (REL).
Ein hilfreiches Instrument
Ein REL sei zwar nicht Pflicht, so Robert Schmid. «Es ist ein der Bau- und Nutzungsordnung (BNO) vorgelagertes Instrument, das der Kanton empfiehlt, um bei der BNO-Revision effizienter voranzukommen.» Ein wichtiges Instrument, betonte auch Gemeinderat Andreas Thommen, «damit wir uns über die zentralen Leitlinien unserer neuen Gemeinde einig werden». Böztal als Fusionsgemeinde muss die BNO revidieren, um aus den bisher vier unabhängigen Ordnungen eine neue für ganz Böztal zu erhalten.
Bemüht, den Verkehr zu entflechten
«Hätte man in Hornussen früher ein REL gemacht, hätten wir heute nicht die Schule und einen Entsorgungsbetrieb an der gleichen Strasse», bemerkte Thommen und traf damit einen wunden Punkt. Bei Traktandum sechs ging es nämlich einmal mehr um genau diese Schulstrasse. Im Zusammenhang mit der Strassen-Sanierung soll nun abgeklärt werden, ob der Fussgängerverkehr (vor allem Schulkinder) und der motorisierte Verkehr voneinander getrennt werden können. Dem Projektierungskredit, inklusive Geld für weitere Abklärungen zur Schwerverkehrserschliessung der Waser AG (womöglich sogar über eine neue Brücke und das ehemalige Mettler-Areal) – wurde zugestimmt; auch wenn aus der Versammlung heraus Missmut darüber geäussert wurde, dass wegen einem einzelnen Entsorgungsbetrieb so viel Geld in die Hand genommen werden muss. Grund zur Freude hatte dagegen Förster Andreas Freuler – er war als Gast dabei – über die Zustimmung zu Traktandum 11: Die Versammlung hiess die Integration des Elfinger Waldes in den Forstbetrieb Homberg-Schenkenberg zusammen mit der Anstaltsordnung gut und zwar einstimmig.
Furcht vor dem Ruin
Heftigen Gegenwind bekam Gemeinderat Alexander Zürcher zu spüren, als er um Zustimmung für den Verpflichtungskredit für den Abwasseranschluss der Hornusser Hochzonen an die öffentliche Kanalisation warb. Die Gegner der Vorlage befürchteten nicht nur ihren finanziellen Ruin, sie machten auch gültige Verträge und unbefristete Ausnahmebewilligungen geltend. Der Gemeinderat seinerseits gab zu bedenken, dass die Ausnahmebewilligung nur auf Zusehen hin erteilt sei und im Falle eines Umbaus oder bei Aufgabe des Hofs der Kanton ohne umgehenden Anschluss an die Kanalisation gar nichts bewilligen werde. In den Ruin getrieben werde sicher niemand, schaltete sich Verwaltungsleiter Markus Schlatter ein: «Die Gemeinde kann in solchen Fällen Geld vorschiessen, das später ohne Zinsen abbezahlt werden kann.» Die Bauern hielten weiter dagegen, dass der Gewässerschutz nicht tangiert sei. «Alle betroffenen Bauernbetriebe verfügen über ein Güllenloch, welches einer Dichtigkeitsprüfung standgehalten hat.»
Kritisiert wurde auch die Linienführung der Abwasserleitung. Diese sei viel zu lang. «Wurde eine kürzere Linienführung geprüft?» Weit auseinander gingen auch die Vorstellungen im Bereich der Kosten, so dass am Ende ein Rückweisungsantrag Erfolg hatte. Das Geschäft wurde zur Überarbeitung an den Gemeinderat zurückgewiesen.
Ja zu Tagesstrukturen
Freuen dürfen sich berufstätige Böztaler Eltern. Verstreicht die Referendumsfrist ungenutzt, können die Tagesstrukturen mit Nachmittagsbetreuung im ehemaligen Effinger Gemeindehaus (die NFZ berichtete) im August 2024 im Rahmen des am Donnerstag bewilligten Pilotprojekts eingeführt werden. Gemeinderat Guy David versprach, das Angebot werde den Bedürfnissen laufend angepasst.
Eine Premiere war die engagierte Versammlung für vier Jungbürger. Mit einem kleinen Geschenk und Applaus wurden sie im Kreis der Stimmberechtigten willkommen geheissen.