Feldschlösschen: schlechtes Wetter vermiest das Geschäft
12.07.2024 WirtschaftDurstiges Wetter sieht anders aus: Die grösste Brauerei und Getränkehändlerin der Schweiz, die Rheinfelder Feldschlösschen Getränke AG, bekommt das regnerische Wetter zu spüren. Da hilft auch die Fussball-Europameisterschaft wenig.
Valentin Zumsteg
...Durstiges Wetter sieht anders aus: Die grösste Brauerei und Getränkehändlerin der Schweiz, die Rheinfelder Feldschlösschen Getränke AG, bekommt das regnerische Wetter zu spüren. Da hilft auch die Fussball-Europameisterschaft wenig.
Valentin Zumsteg
Es scheint wie verf lixt: Die letzten zehn Wochenenden waren meteorologisch mehrheitlich schlecht. Kein Kaiserwetter, das Lust auf ein Bier oder ein anderes kühles Getränk macht. Das geht nicht spurlos an der grössten Brauerei und Getränkehändlerin der Schweiz, der Rheinfelder Feldschlösschen Getränke AG, vorbei: «Der negative Wettereffekt aus den Frühlingsmonaten und jetzt auch in den ersten Sommerwochen wirkt sich aus», erklärt Gaby Gerber von der Geschäftsleitung. Gerade der Juni sei ein wichtiger Monat für Brauereien. «Wir haben den Witterungseffekt in den Absatzzahlen deutlich gespürt. Aber das Wetter kann man nicht ändern. Deshalb richten wir unser Augenmerk darauf, dass wir mit unseren länger fristigen Prioritäten auf Kurs bleiben», sagt sie.
Nicht mehr aufzuholen
Genaue Zahlen will sie noch nicht bekannt geben. «Aber man kann von einem massiven Wettereffekt reden, wenn man den Vorjahresvergleich macht. Diese Effekte werden wir das ganze Jahr spüren.» Mit anderen Worten: Das bisherige Minus lässt sich auch in der zweiten Jahreshälfte nicht mehr wettmachen. «Es ist eine Tatsache, dass schönes und warmes Wetter die Lust auf ein frisches Bier fördert, von diesen Momenten gab es im ersten Halbjahr definitiv zu wenig. Stimmen die Temperaturen, sind die Menschen eher draussen, besuchen Gastronomiebetriebe oder laden Freunde ein. All das beeinflusst den Bier- und Getränkeabsatz positiv», schildert Gaby Gerber. Derzeit seien wetterbedingt alle Getränkekategorien unter Druck.
EM-Effekt nicht überbewerten
Wie ist es mit der Europameisterschaft? Fussball und Bier gehören doch für viele Leute zusammen. Haben die vielen Spiele der vergangenen Wochen keinen positiven Effekt? «Wir dürfen rund 100 Public Viewings in der ganzen Schweiz beliefern. Von Kreuzlingen bis Genf, von Brig bis Basel. Und viele unserer Kundinnen und Kunden aus der Gastronomie bieten sogenannte ‹Guest Viewings› an, sie erweitern dafür einen Bereich im Gastronomiebetrieb, um dort die Fussballspiele zu zeigen. Alles tolle Initiativen», so Gerber. Bei den Public Viewings gab es allerdings auch Veranstaltungen, die aufgrund von Wetterwarnungen abgesagt werden mussten. Auch hier sind Wettereinflüsse spürbar. «Alles in allem darf man den Effekt einer EM nicht überbewerten. Die Sommermonate sind auch ohne Fussball-EM in einem normalen Jahr die ausstossstärksten Monate in einer Brauerei. Würden die Konsumentinnen und Konsumenten nicht Fussball schauen, würden sie vielleicht mit einem Bier im Garten grillieren», relativiert Gerber.
Weiterhin auf Erfolgskurs sind die alkoholfreien Biere. 2013 waren 2,8 Prozent des Gesamtvolumens im Schweizer Biermarkt alkoholfreie Varianten. Heute sind es 6,3 Prozent.
Im Einzelhandel ist mittlerweile knapp jedes zehnte verkaufte Bier eines ohne Alkohol. «Als grösste Brauerei der Schweiz haben wir uns vor einigen Jahren zum Ziel gesetzt, diese Kategorie voranzubringen, eine breite Palette mit verschiedenen Geschmacksrichtungen aufzubauen und so den Konsumentinnen und Konsumenten eine Alternative zum alkoholhaltigen Bier anzubieten. Die Entwicklung der letzten Jahre gibt uns recht. Wir sind überzeugt, dass der alkoholfreie Biermarkt noch wachsen kann», so Gerber.
Mit Blick auf die kommenden Wochen hat sie zwei Wünsche: «Dass die Getreide- und Hopfenernte keinen zu grossen Schaden nimmt. Und natürlich wünsche ich mir einen schönen Spätsommer und Herbst, auch wenn damit die verregneten ersten Monate nicht mehr kompensiert werden können.»
Brauwelt ist gut besucht
Die «Brauwelt», das neue Besucherzentrum von Feldschlösschen in Rheinfelden, ist gefragt. «Auf die Besucherzahl hatte das Wetter bisher keinen Einfluss, viele Gruppenbuchungen werden eher mittelfristig geplant», schildert Gaby Gerber von der Geschäftsleitung und ergänzt: «Wir liegen bei der Gesamtbesucherzahl 15 Prozent über Vorjahr.» Einige Veranstaltungen sind allerdings vom Wetter beeinflusst. Beispielsweise die Eventreihe Sunset-Plausch – eine After-Work-Veranstaltung, die alle zwei Monate auf der Dachterrasse stattfindet. Sie kann nur bei trockenem Wetter durchgeführt werden und musste auch schon abgesagt werden. Gerber: «Aber auch für die zweite Jahreshälfte haben wir noch zahlreiche Anlässe geplant. Beispielsweise das Oktoberfest, das neu an drei Wochenenden, oder das Winterdorf, das neu an zwei Wochenenden stattfinden wird.» (vzu)