Sammlungszentrum von Augusta Raurica eingeweiht
Das neue Sammlungszentrum der Römerstadt in Augst bietet modernste Technologie und beste Bedingungen für die Lagerung der historisch wertvollen Fundstücke. Auf den 10000 Quadratmetern sind alle Arbeitsplätze ...
Sammlungszentrum von Augusta Raurica eingeweiht
Das neue Sammlungszentrum der Römerstadt in Augst bietet modernste Technologie und beste Bedingungen für die Lagerung der historisch wertvollen Fundstücke. Auf den 10000 Quadratmetern sind alle Arbeitsplätze untergebracht.
Boris Burkhardt
AUGST. Büros und Labore an acht verschiedenen Standorten, die Lagerräume auf sechs verschiedene Standorte verteilt – das hört sich für jede Branche nach einer schwierigen Arbeitsumgebung an. Wenn es sich aber bei dem Inventar im Lager um fast zwei Jahrtausende alte archäologische Artefakte aus Stein, Metall und gar Holz handelt, die vor der Korrosion durch Temperatur und Luftfeuchtigkeit geschützt werden müssen, und es sich bei den Standorten um Container und alte Ställe handelt, dann darf man vorsichtig von «suboptimalen Bedingungen» sprechen, wie es der Baselbieter Baudirektor Isaac Reber über die bisherige Situation in Augusta Raurica tat.
Zur Einweihung des neuen Sammlungszentrums der Römerstadt in Augst und Kaiseraugst am vergangenen Wochenende nannte Reber Augusta Raurica «eines der schönsten Museen der Schweiz» und einen «kulturellen und touristischen Brennpunkt der Region». Mit dem neuen Gebäude neben Tierpark und Autobahn gehörten die geschilderten Arbeitsbedingungen zum Glück nun der Vergangenheit an: «Das Römermuseum bekommt endlich die Heimat, die es verdient.» In dem 10000 Quadratmeter grossen neuen Sammlungszentrum ist Platz für zwei Millionen archäologische Objekte; Sammlung, Büros, Labore, Werkstätten und die Bibliothek sind nun in einem Gebäude vereint. Neben der offiziellen Feierstunde mit geladenen Gästen stand das Sammlungszentrum am Freitag und Samstag der Bevölkerung zur Besichtigung offen.
Selbstredend ist das neue Sammlungszentrum nach dem modernsten Standard für optimale klimatische Bedingungen gebaut, wie der Baselbieter Kantonsarchitekt Marco Frigerio und der Geschäftsführer von Augusta Raurica Dani Suter bei der Führung für die Medien erklärten. Die Planer entschieden sich für eine einzige Klimazone im ganzen Lager; Glas und Eisen, die spezielle Bedingungen brauchen, sind in eigenen Klimaschränken untergebracht. Planung, Bau und Betrieb des Sammlungszentrums liegen ganz in der Hand des Kantons Baselland. Der Kanton Aargau ist über den sogenannten «Römervertrag» von 1975 in die archäologische Forschung involviert: Ein fünfköpfiges Grabungsteam untersucht die Fundstelle auf Kaiseraugster Gebiet; das sind vor allem das Kastell am Rhein, das dort kürzlich entdeckte dritte Amphitheater und das Hafenquartier. Die Restauration der Fundstücke und die Pflege der Ruinen übernehmen Baselbieter Archäologen für ganz Augusta Raurica; die Kaiseraugster Artefakte bleiben aber im Besitz des Kanton Aargau und werden im Lager nach dem Fundort gekennzeichnet. Etwa 40 Prozent der Funde kommen aus Kaiseraugst. Dazu gehört unter anderem der grosse Silberschatz, der im Römermuseum in Augst ausgestellt ist. Auf dem Dach liefert eine Photovoltaikanlage mit 1400 Solarmodulen Energie für 450000 Kilowattstunden beziehungsweise 100 Einfamilienhaushalte. Luft-Wasser-Wärmepumpen klimatisieren energieeffizient Lager und Arbeitsräume. Ein Pionier ist das Sammlungszentrum auch mit dem Projekt «Bauen über Ruinen». Um mögliche Ruinen unter der Oberfläche nicht zu schädigen, wurde auf eine Unterkellerung verzichtet. Das Gebäude ist ausserdem als leichte Stahlkonstruktion auf einer Betonplatte erbaut, die auf einer Erdaufschüttung ruht. Der Neubau war im Baselbieter Landrat lange umstritten; die Planungen zogen sich über 15 Jahre hin. Im Endeffekt liess sich der Kanton das Sammlungszentrum 33,4 Millionen Franken kosten; der Baubeginn war 2019.