Olsberg beschliesst Grundstückkauf
01.04.2025 OlsbergZwei Millionen Franken als Investition in die Zukunft
Lange Diskussion und dennoch ein klarer Entscheid: Die ausserordentliche Olsberger Gemeindeversammlung genehmigte den Kauf eines Grundstücks für rund zwei Millionen Franken. In dem Gebäude soll vorerst die Tagesstruktur ...
Zwei Millionen Franken als Investition in die Zukunft
Lange Diskussion und dennoch ein klarer Entscheid: Die ausserordentliche Olsberger Gemeindeversammlung genehmigte den Kauf eines Grundstücks für rund zwei Millionen Franken. In dem Gebäude soll vorerst die Tagesstruktur der Schule unterkommen.
Boris Burkhardt
Die Gemeindeversammlung Olsberg hat mit 48 Ja zu 31 Nein-Stimmen den Gemeinderat beauftragt, die Liegenschaft am Rai 16 oberhalb des Gemeindehauses und der Schule für 1,98 Millionen Franken zu kaufen. Der Gemeinderat hatte hierfür am vergangenen Donnerstag eine ausserordentliche Gemeindeversammlung einberufen, die mit 80 Anwesenden so gut besucht war wie noch nie zuvor. Der Abstimmung war eine anderthalbstündige Diskussion vorausgegangen, die teilweise emotional geführt wurde.
Optionen für die Zukunft
Das vorhandene Gebäude auf dem Grundstück soll kurzfristig für die Tagesstruktur der Schule genutzt werden. Langfristig soll der Kauf der Gemeinde Optionen sichern, da es laut Gemeinderat im Dorf zukünftig kaum noch Land zu erwerben geben wird. In dem Gebäude befinden sich ausserdem Wohnungen. Erstmals an einer Gemeindeversammlung in Olsberg fand eine Abstimmung geheim statt. Das Ergebnis ist trotz des klaren Ausgangs nicht abschliessend; dafür hätte es 52 Ja-Stimmen gebraucht, wie Gemeindeammann Karl Bürgi schon zu Beginn der Versammlung bekanntgegeben hatte. Binnen 30 Tagen nach amtlicher Veröffentlichung kann das Referendum ergriffen werden.
Gemeinderätin Denise Lanicca legte dar, dass sich bis zu 15 Schüler täglich zum Mittagessen und während der Nachmittagsbetreuung bis 17 Uhr im Gemeindesaal aufhielten: «Das ist in den vorhandenen Räumlichkeiten heute möglich, die Situation aber unbefriedigend.» Weil der Saal abends für verschiedene Angebote wie Bewegungskurse genutzt werde, müssten die Kinder jedes Mal alles wegräumen, was sie tagsüber gebastelt oder gebaut hätten. Ausserdem fehlten Rückzugsmöglichkeiten. In der neuen Liegenschaft sei ausreichend Platz für die Kinder; die gewonnenen Kapazitäten im Gemeindesaal könnten für weitere Angebote für Erwachsene genutzt werden.
«Für rote Köpfe gesorgt»
Gemeinderätin Elisabeth Schneider erklärte die Kosten, die «schon im Vorfeld für rote Köpfe gesorgt» hätten. Sie versicherte aber, dass der Kaufpreis fundiert ermittelt worden sei. Auf 90 000 Franken schätzt die Gemeinde die Umbaukosten; 30 000 Franken soll der jährliche Unterhalt kosten. Sie versicherte der Versammlung, der Steuerfuss müsse wegen der Liegenschaft nicht erhöht werden. Die Finanzkommission erachtet laut Schneider die Finanzierung «als sehr vernünftig». Die Stimmung in der Versammlung war jedoch relativ feindselig dem Gemeinderat gegenüber. Eine Handvoll Wortführer liess sich von der Argumentation nicht überzeugen und prüfte Nutzung und Finanzierung mit fast misstrauischer Akribie auf viele Details. Die Kritiker bezweifelten sogar die Motive des Gemeinderats: Sie unterstellten, die Gemeinde wolle sich nur «freikaufen» von den ständigen Lärmbeschwerden eines einzigen, dorfbekannten Nachbarn über die spielenden Kinder. Um Kosten zu sparen, empfahlen sie einen Anbau oder mehrere Meter hohe Schallschutzwände.
Der Schlagabtausch zwischen Wortführern und Gemeinderat wurde zunehmend lauter und emotionaler. Gemeinderat Michael Marugg musste als Mikrophonträger schliesslich an eine sachliche Diskussion appellieren. Schneider bat die Versammlung um Verständnis, dass das Projekt in diesem Stadium nicht in allen Einzelheiten diskutiert werden könne. Es gehe heute um die grundsätzliche Zustimmung zum Projekt, das dann in Details ausgearbeitet werde.
Wie oft erwies sich die zustimmende Mehrheit als schweigend: Die Unterstützer des Vorschlags meldeten sich deutlich seltener zu Wort, bekamen dafür aber jeweils Applaus aus der Versammlung. Sie bestätigten die Einschätzung des Gemeinderats, dass es sich beim Kauf dieser Parzelle um eine einmalige Gelegenheit handle. Die Gemeinde könne die Liegenschaft besser nutzen als ein etwaiger privater Käufer. Die Investition in die Zukunft müsse jetzt getätigt werden.
«Es war uns bewusst, dass es ein heikles Thema sein würde», erklärte Gemeindeammann Bürgi der NFZ nach der Versammlung.