Müll zu Kunstwerken veredelt
03.05.2023 SisselnStrassenränder, garniert wie Müllkippen, bezeugen die Einstellung zum Abfall. Der Müll ist aber Wertmaterial, das rezykliert und sogar zu Kunst veredelt werden kann; in Sisseln fand unter dem Motto «Art-Cycle» ein die Einwohner verbindender Tag zur Wertschätzung ...
Strassenränder, garniert wie Müllkippen, bezeugen die Einstellung zum Abfall. Der Müll ist aber Wertmaterial, das rezykliert und sogar zu Kunst veredelt werden kann; in Sisseln fand unter dem Motto «Art-Cycle» ein die Einwohner verbindender Tag zur Wertschätzung des Abfalls statt.
Paul Roppel
Es war ein logischer Einstieg ins Thema: Vor zehn Tagen war die Bevölkerung von der Kulturkommission aufgerufen worden, sich während zweier Stunden am Einsammeln von Abfall im Dorfgebiet zu beteiligen. «Es war recht kühl und regnerisch. Nicht gerade motivierend», erzählt Jana Skokan der NFZ. «Aber ich war positiv überrascht. 16 motivierte Personen hatten sich trotzdem an der Aktion beteiligt und Abfall wurde reichlich gefunden», fügt sie an.
Dieses gedankenlose Entsorgen von Abfall und dessen geringe Wertschätzung bildete den Einstieg zum nächsten Event in der Schulanlage in Sisseln: Am Samstag fand das erste «Art-Cycle» statt. Organisatorin war die 2022 gegründete Kulturkommission. Diese ist von den vier Frauen Jana Skokan, Jasmin Meier, Dorota Sendor und Manuela Kühne besetzt. Im wechselnden Turnus hat beim vierten Anlass Jana Skokan erstmals die Koordination übernommen. «Das Thema ist mein Herzanliegen», sagt die Spezialistin, die beruflich im Bereich nachhaltiges Wohnen und Bauen tätig ist.
700 Kilo pro Person und Jahr
Abfall ist allgegenwärtig; in Haushalt, Betrieb, an Strassenrändern. Rund 700 Kilogramm Siedlungsmüll fällt im Jahr pro Einwohner in der Schweiz an, wovon rund die Hälfte rezykliert wird. Abfall sei aber auch Wertstoff, der sogar veredelt werden könne, findet die Kommission und schritt zur Tat. Praktisches, Schönes, Kreatives und Künstlerisches sollte in vier Workshops, begleitet von Fachleuten, aus dem Wertstoff hergestellt werden. Die Bastelfreudigen liessen unter Anleitung von Joel Heinz vom Kimi-Team (Kinderkrippe, Hort, Mittagstisch) aus Petflaschen farbenprächtige Blumen entstehen. Unter der Leitung des Künstlers Norman Sachse waren Väter und Mütter sogar noch bastelfreudiger als die Kinderschar und fertigten aus Altholz und Schrauben kreative Roboter und Schlüsselanhänger an.
Die Textil-Upcycling-Künstlerin Sabine Fölsen aus Kaisten vermittelte wie aus Altpapier, Landkarten, Notenblätter und Stoffresten praktische Taschen entstehen. In der vierten Gruppe produzierte die professionelle deutsche Bildungskünstlerin Verena Kandler mit kreativen Köpfen aus Chipsverpackungen bunte Collagenbilder.
Zusammenhalt fördern
Während zweier Stunden wurde am Morgen bei angenehmem Frühlingswetter auf dem Pausenplatz intensiv geschraubt, geleimt, gemalt und genäht und manches Kind präsentierte stolz sein entstandenes Kunstwerk. Ein Flohmarkt rundete den Anlass ab. Eine Gruppe Flüchtlinge aus der Ukraine führte die Festwirtschaft mit dem Angebot an Grilladen und Kuchen. Der Gemischte Chor ergänzte die Auswahl mit einem Stand für Joghurteis.
«Es war ein gelungener fröhlicher Einstieg. Womöglich werden wir etwas Ähnliches wiederholen», sagte Skokan. Drei andere Anlässe sind bereits terminiert. «Die Kommission ist ein Bindeglied zwischen Gemeinderat, Vereinen und Bevölkerung, das den Zusammenhalt im Dorf mit verbindenden, geselligen Veranstaltungen fördert», meinte Vizeammann Ralf Dümpelmann, in dessen Ressort das Gremium angesiedelt ist und der das Geschehen mit Interesse verfolgte.