«Mit dem Kauf stärken wir beide Betriebe»
16.04.2024 WirtschaftDie Reha Rheinfelden übernimmt den Gesundheitsbereich und das Park-Hotel von der Parkresort Rheinfelden Holding. Im Interview geben Matthias Mühlheim, administrativer Direktor der Reha, und Leo Bonati, medizinischer Direktor, Einblick in die Hintergründe des Kaufs.
...Die Reha Rheinfelden übernimmt den Gesundheitsbereich und das Park-Hotel von der Parkresort Rheinfelden Holding. Im Interview geben Matthias Mühlheim, administrativer Direktor der Reha, und Leo Bonati, medizinischer Direktor, Einblick in die Hintergründe des Kaufs.
Valentin Zumsteg
NFZ: Der Kauf des Gesundheitsbereichs des Parkresorts durch die Reha hat viele überrascht. Welche Reaktionen haben Sie erhalten?
Matthias Mühlheim: Wir haben zahlreiche Reaktionen erhalten. Viele Leute waren überrascht, aber auch erfreut. Vor allem, weil damit der Gesundheitsstandort Fricktal gestärkt wird. Das wird erkannt.
Leo Bonati: Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sehr positiv eingestellt. Sie sehen die Möglichkeiten für neue medizinische Angebote und Kooperationen mit den Kolleginnen und Kollegen von der Salina Medizin AG. Wir erhalten durch den Zusammenschluss einen grossen Bettenpool und zusätzliche Möglichkeiten in der ganzen Versorgungskette.
Warum haben Sie sich zum Kauf entschieden? Bestand die Befürchtung, dass ein anderer Käufer den Gesundheitsbereich des Parkresorts übernimmt und so zusätzliche Konkurrenz auf dem Platz Rheinfelden entstehen könnte?
Mühlheim: Das war nicht unser Hauptmotiv. Wir hätten es aber ungern gesehen, wenn ein Mitbewerber den Gesundheitsbereich des Parkresorts übernommen hätte und so in Rheinfelden präsent wäre. Wir arbeiten schon seit vielen Jahren mit der Salina Medizin AG zusammen. Die Übernahme ist eine logische Entwicklung. Als wir mitbekommen haben, dass dieser Bereich zum Verkauf steht, haben wir unser Interesse angemeldet. Mit dem Kauf stärken wir beide Betriebe.
Bonati: Es war ein positiver Entscheid, wir sind nicht aus einer Abwehrhaltung in diese Verhandlung gegangen, sondern mit einer klaren Vision, wie wir unsere medizinischen Dienstleistungen ausbauen können. Es war uns sehr wichtig, dass es eine Rheinfelder Lösung gibt.
Sie übernehmen auch das Park-Hotel. Einige Beobachter fragen sich: Wie passt ein Hotel zur Reha Rheinfelden?
Mühlheim: Wenn man einen Klinikbetrieb mit unter anderem einem stationären Angebot kauft, ist es ein logischer Schritt, dass man Besitzerin der Immobilien werden möchte. Und die Park-Hotel am Rhein AG besitzt alle Immobilien. Das ist das Hauptkriterium. Neben dem Hotel und dem Gastronomie-Betrieb, die uns als Geschäftsfeld ja nicht ganz fremd sind, gehören zu dieser AG auch die Altersresidenzen. Auch das ist uns nicht fremd. Im Gegenteil: Dieser Bereich kann zur zukünftigen Entwicklung beitragen. Wir haben uns vor Jahren zwar nicht vorgestellt, Hotelbesitzer zu werden. Aber das schaffen wir; wir übernehmen auch eine sehr kompetente Crew.
Bonati: «Aktive Gesundheitsvorsorge», «Gesundheit im Alter» und «betreutes Wohnen» sind neue zukunftsträchtige Geschäftsfelder, die wir auf bauen möchten. Mit dem Hotel und den Residenzen haben wir eine sehr gute Ausgangslage in diesen Bereichen. Wir glauben, dass wir damit einen Bezug zu unserem Kerngeschäft herstellen können.
Die Reha Rheinfelden ist eine Stiftung. Ist der Betrieb eines Hotels und einer Altersresidenz konform mit dem Stiftungszweck?
Mühlheim: Der Stiftungszweck lautet: Betrieb eines polyvalenten Rehabilitationszentrums. Das lässt vieles zu. Wir sind überzeugt, dass ein Hotelbetrieb mit Altersresidenzen gut zu uns passt und langfristig sicherstellt, dass wir unseren Stiftungszweck weiterhin erfüllen können. Ich sehe da kein Problem.
«Die Marke Salina wird weitergeführt»
Reha Rheinfelden kauft Gesundheitsbereich der Parkresort Holding
Welche Pläne hat die Reha Rheinfelden mit dem Kauf der Salina Medizin AG und des Park-Hotels? Matthias Mühlheim und Leo Bonati geben Auskunft.
Valentin Zumsteg
NFZ: Zum Kauf gehören verschiedene Immobilien wie das Fachärztehaus, die Altersresidenz und das Park-Hotel. Stimmt es, dass der Kaufpreis bei über fünfzehn Millionen Franken liegt?
Matthias Mühlheim: Wir haben vereinbart, dass wir keine Aussagen zum Kaufpreis machen. Allein die Immobilien sind aber mehr wert als 15 Millionen Franken. Der Kaufpreis beinhaltet die Unternehmenswerte, die Immobilien sind nur ein Aspekt davon.
Sie kommunizieren den Kaufpreis nicht, es geht aber um eine grosse Summe. Wie finanziert die Reha diesen Kauf?
Mühlheim: Der Kauf wird fremdfinanziert. Wir haben entsprechende Business- und Finanzpläne erstellt. Die Salina Medizin AG und die Park-Hotel am Rhein AG, die wir beide übernehmen, sind erfolgreich und erwirtschaften einen schönen Gewinn. Die EBITDA-Marge der beiden Betriebe zusammen liegt leicht über der Marge der Reha Rheinfelden. Die Banken haben uns das Geld gegeben – im Wissen, dass wir es in sieben bis zehn Jahren zurückbezahlt haben werden.
Leo Bonati: Man muss dabei an die Zukunft denken. Im Gesundheitswesen ist mit einem Konsolidierungsprozess zu rechnen. Mit der Übernahme können wir gewisse Grössenvorteile realisieren – auch den Behörden gegenüber. Wir werden relevanter für die Gesundheitsversorgung. Das heisst, wir können mit einer sehr grossen Sicherheit alle unsere Leistungsaufträge auch in Zukunft erhalten und ausbauen. Trotz der Fremdfinanzierung stärkt die Übernahme uns betriebswirtschaftlich. Sonst hätten wir uns nicht darauf eingelassen.
Sie übernehmen auch die Salina Medizin AG mit der Rehaklinik, dem Fachärztehaus sowie den ambulanten Aussenstandorten. Wird der Name Salina Medizin in absehbarer Zeit verschwinden und durch Reha Rheinfelden ersetzt?
Bonati: Die Marke Salina wird weitergeführt. Uns ist es wichtig, dass die Stärken und Besonderheiten dieses Betriebs erhalten bleiben. Dazu gehört der Name Salina, der vielen Leuten ein Begriff ist und der für die Qualität steht, welche unsere Kolleginnen und Kollegen seit vielen Jahren liefern.
Arbeitsstellen sollen keine abgebaut werden. Was bedeutet die Übernahme für das Personal der beiden Betriebe?
Mühlheim: Wir können es verstehen, wenn die Übernahme zu gewissen Unsicherheiten bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Park-Hotel am Rhein AG und der Salina Medizin AG führt. Deswegen haben wir uns vergangene Woche beim Personal dieser Betriebe vorgestellt und unsere Absichten erklärt. Ich glaube, dadurch konnten wir einen grossen Teil dieser Unsicherheiten aus der Welt schaffen. Ich bin absolut überzeugt, dass die Übernahme für das Personal nur Vorteile bringt – auch für die Angestellten der Reha Rheinfelden. Es gibt für niemanden eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen.
Sie haben auch das Projekt für einen Neubau auf dem heutigen Parkplatz beim Park-Hotel übernommen. Wird sich dieses Projekt jetzt verzögern?
Bonati: Wir haben ein grosses Interesse an diesem Neubauprojekt. Es gibt uns die Möglichkeit, unsere Dienstleistungen auszubauen, ohne dass der laufende Betrieb beeinträchtigt wird. Mittel- bis langfristig wird der Bedarf in unseren Hauptleistungsfeldern stark zunehmen – davon sind wir überzeugt. Deswegen ist davon auszugehen, dass wir den Neubau mittel- bis langfristig realisieren werden. Kurzfristig steht jetzt die Integration des neuen Betriebs im Zentrum. Wenn wir diesen anspruchsvollen Schritt vollzogen haben, dann ist der Neubau ein mögliches nächstes Projekt. Den Entscheid dazu wollen wir zu gegebener Zeit fällen.
Die Parkresort Holding AG gehört seit 2016 der Beteiligungsgesellschaft Invision. Wenn diese Firma den Badbereich mit dem «Sole Uno» verkauft, sind Sie auch interessiert? Mühlheim: Der Badbereich gehört nicht zu unserem Kerngeschäft, wir waren und sind primär am Gesundheitsbereich interessiert.
Ist es für Sie nicht ein Risiko, wenn jemand anders den Badbereich mit dem «Sole Uno» erwirbt? Schliesslich gibt es ja enge Verknüpfungen mit dem Park-Hotel und der Klinik Salina, welche Sie gekauft haben.
Bonati: Es ist ein latentes Risiko. Wenn es einen neuen Besitzer geben wird, dann müssen wir neu verhandeln. Wir sind aber überzeugt, dass auch ein künftiger Eigentümer des Bades das Potential der Synergien erkennen wird. Deswegen bleiben wir gelassen.
Mühlheim: Wir haben versucht, die Verbindungen so weit wie möglich vertraglich abzusichern. Sie sind ja zu beider Parteien Nutzen.