Mit dem Elektrofahrzeug zum Kunden
04.07.2024 Wirtschaft
Das Rheinfelder Gewerbe steht unter Strom: Beim diesjährigen Energieforum drehte sich alles um die E-Mobilität. Möglichkeiten – aber auch Grenzen – wurden aufgezeigt.
Valentin Zumsteg
Die E-Mobilität gewinnt immer mehr an Bedeutung – auch ...
Das Rheinfelder Gewerbe steht unter Strom: Beim diesjährigen Energieforum drehte sich alles um die E-Mobilität. Möglichkeiten – aber auch Grenzen – wurden aufgezeigt.
Valentin Zumsteg
Die E-Mobilität gewinnt immer mehr an Bedeutung – auch beim Gewerbe. Am Montagabend führte der Gewerbeverein Rheinfelden sein alljährliches Energieforum durch, zu dem sich rund 40 Interessierte in der Brauerei Feldschlösschen einfanden. Diesmal standen die verschiedenen Fahrzeuge, die mit Strom angetrieben werden, im Zentrum. «Das Thema Elektromobilität ist heute nicht mehr wegzudenken», sagte Roger Buser vom Gewerbeverein Rheinfelden eingangs. Er hat den Anlass zusammen mit Christine Arnold und Reto Rigassi organisiert.
«Elektroflotte ausbauen»
Die Brauerei Feldschlösschen setzt schon seit vielen Jahren Elektrofahrzeuge ein. 2010 wurde der erste E-Lastwagen (7-Tonnen) in Betrieb genommen. «Die Nutzlast war damals aber sehr gering», berichtete Dominik Preis, Leiter Flottenmanagement. 2013 folgte der erste 18-Tonnen-E-Lastwagen. «Hier war die Reichweite eingeschränkt. Er kam auf weniger als 100 Kilometer pro Batterie-Ladung.»
2021 wagte das Getränke-Unternehmen einen grossen Schritt, es begann 20 neue E-Lastwagen (27 Tonnen) einzusetzen. Diese Modelle verfügen über eine Nutzlast von 14 Tonnen und eine Reichweite bis 240 Kilometer. «Nach einem Jahr machten wir eine Umfrage bei den Chauffeuren, von denen zu Beginn viele skeptisch waren. Drei Viertel wollten nicht mehr zurück auf einen Verbrenner», erklärte Dominik Preis. Die künftige Entwicklung ist für ihn eindeutig: «Wir wollen die Elektroflotte ausbauen.»
Schwierige Rettung
Einen kritischen Blick auf das Thema
Elektrofahrzeuge warf Garagist Ruedi Egli, wobei er auch die positiven Aspekte nicht unerwähnt liess. «Im Betrieb sind die E-Fahrzeuge CO2neutral», sagte er. Bei der Herstellung werde aber mehr CO2 freigesetzt als bei einem Verbrenner. «Nach 40 000 Kilometern ist das aber bereits wieder eingeholt.» In der Anschaffung seien die E-Fahrzeuge teurer, doch im Betrieb könne man im Vergleich zu einem Verbrenner bis zu 1000 Franken pro Jahr einsparen.
Für die Garagen-Betriebe sind die Elektrofahrzeuge eine Herausforderung: «Die Reparaturen sind komplex. Alle, die daran arbeiten, müssen zertifiziert sein und es braucht mehr Platz. Dies schlägt sich in den Arbeitskosten nieder», so Egli. Auch der Verbrauch an Pneus sei deutlich höher: «Die gehen bei einem E-Auto runter wie Zuckerwatte. Abgelaufene Pneus sind die häufigste Unfallursache.» Eine Herausforderung stellten die E-Fahrzeuge ebenso für die Rettungsdienste und die Feuerwehr dar. «Eine brennende Batterie muss man eigentlich brennen lassen», so Egli.
Zum Schluss nannte er noch ein paar Pluspunkte für die E-Fahrzeuge: «Das Image ist immer positiv. Die Betriebskosten sind tiefer, sie verursachen keinen Lärm, sind leicht zu fahren und stossen keine Abgase aus.»
«Wir stellen um»
Bei der Stadt Rheinfelden sind bereits seit längerem mehrere E-Fahrzeuge im Einsatz. «Ziel ist es, bis 2035 weitestgehend CO2-neutral zu sein. Bei Fahrzeugbeschaffungen werden erneuerbare Antriebe vorgezogen, falls dies technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist», erläuterte Christine Arnold, Stabsstellenleiterin Umwelt, Energie, Mobilität auf der Stadtverwaltung.
Für Roger Buser, Dozent an der Fachhochschule Luzern, steht ausser Frage, dass der Elektromobilität die Zukunft gehört: «Wir sind heute viel weiter, als vor ein paar Jahren erwartet wurde.» Für ihn ist daher klar, dass bis in zehn Jahren nahezu 100 Prozent der Neuzulassungen Elektrofahrzeuge sein werden. «Die Batterien sind gleich gross geblieben, doch ihre Leistung hat sich innerhalb von wenigen Jahren verdoppelt.» Sein Fazit: «Wir stellen um.»