Menschen machen den Erfolg aus

  18.10.2025 Wirtschaft

Das 3. Fricktaler Werkgespräch, organisiert vom Planungsverband Fricktal Regio, befasst sich am 28. Oktober mit dem Thema «Weltklasse aus dem Fricktal: Wie bleibt ein KMU international erfolgreich und regional verwurzelt?». Die diesjährige Gastgeberin ist die Jehle AG in Etzgen. Für Inhaber Raphael Jehle ist eine gute Mitarbeiterkultur massgebend für den Erfolg.

Susanne Hörth

NFZ: Herr Jehle, Sie führen das Familienunternehmen in Etzgen in dritter Generation. Die regionale Verwurzelung stimmt somit absolut. Erfüllt Sie das mit Stolz? Raphael Jehle: Ich finde es motivierend, ein Unternehmen zu führen, welches in der Region Positives bewirken kann. Wir können durch unser Wirken Arbeitsplätze anbieten und vielen Menschen ein Einkommen ermöglichen, welches ihnen eine Lebensgrundlage schafft. Stolz darf man sein, sich aber nicht darauf ausruhen.

Sie haben die Arbeitsplätze angesprochen. Mit 170 Mitarbeitenden dürfte die Jehle AG die grösste Arbeitgeberin in Mettauertal sein. Wie wichtig ist neben unternehmerischem Denken auch die Pflege einer guten Mitarbeiterkultur?
Das wird immer wichtiger. Stichwort Fachkräftemangel. Es herrscht entsprechend ein Wettbewerb unter den Firmen, um die besten Mitarbeiter zu engagieren. Denn es sind immer die Menschen, die den Erfolg ausmachen.

Zudem sollte man sich auch bewusst sein, dass die Mitarbeitenden einen grossen Teil ihres Lebens in der Firma verbringen. Ich möchte ihnen ein spannendes und angenehmes Umfeld bieten und auf Augenhöhe mit ihnen zusammenarbeiten. Nur so kommen gute Ideen und Initiativen zustande. Für mich war immer wichtig, eine Firma zu führen, in der sich die Menschen wohl fühlen und eine positive Einstellung haben.

Der starke Franken, Grenznähe oder wie schon erwähnt der Fachkräftemangel. Trotz all dieser Herausforderungen investiert Ihre Firma immer wieder, so etwa in das Technologie-Center, welches 2019 in Betrieb genommen werden konnte. Warum sind Investitionen, dazu gehört ja auch immer unternehmerischer Mut, so wichtig für den Erfolg einer Firma?
Wir haben drei Hauptstossrichtungen: die Kundenzufriedenheit, den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens und den nachhaltigen Umgang mit den natürlichen Ressourcen, wozu ich auch alle zähle, die bei uns arbeiten. Jede unserer Handlungen muss mindestens einem dieser Ziele dienen. Damit wir heute und morgen unsere Kunden und ihre Bedürfnisse zufriedenstellen können – unsere Kunden entwickeln sich ja ebenfalls weiter – wollen wir wachsen und uns entwickeln. Dazu gehört auch der Ausbau unserer Dienstleistungen. Diese haben wir in den vergangenen Jahren stetig verbessern können und sind bestrebt, dies auch in Zukunft so zu handhaben.

Welche Herausforderungen beschäftigen die Jehle AG aktuell?
Als exportorientierte Industriefirma beschäftigt uns seit 2009 und 2015 der Wechselkurs Euro-Franken. Natürlich ist eine starke Währung auch ein Zeichen für eine starke Volkswirtschaft. Dennoch sind wir schon durch eine lange und intensive Fitnesskur gegangen, müssen dies auch in Zukunft tun und ständig unsere Prozesse hinterfragen und verbessern.

Weiter benötigen wir in der Schweiz stabile Verhältnisse und starke Institutionen. In der jüngeren Vergangenheit macht uns das Schwächeln der europäischen, namentlich der deutschen Wirtschaft und Konjunktur stark zu schaffen. Die Politik in Deutschland ist nicht mehr so wirtschaftsfreundlich, wie sie war und wird immer bürokratischer. Das schwächt die Investitionsfreude in vielen Bereichen stark. Folglich – seit 2020 – sind unter anderem die Ressourcenpreise massiv gestiegen und haben bereits immensen Schaden angerichtet.

Wie sehr macht Ihnen die Zoll-Strategie aus Amerika zu schaffen?
Volkswirtschaftlich mittel- und langfristig machen Zölle keinen Sinn. Wenn man Handel miteinander treiben möchte, was der Ursprung jeden Wohlstandes ist, so muss man Handelsbarrieren abbauen, nicht auf bauen. Da wir nicht direkt Produkte in die USA verkaufen, merken wir noch nicht viel. Es wird aber auch bei uns einen Einfluss haben, einfach verzögert. Deshalb beschäftigt uns das Zoll-Thema schon sehr, hat aber in der kurzen Frist noch keine sehr direkten Auswirkungen.

Zurück zur Region: Wie sehr verfolgen Sie als Präsident der Regionalgruppe Fricktal der Aargauischen Industrie- und Handelskammer (AIHK) die Entwicklung im Sisslerfeld?
Wir haben für unsere Mitglieder erst vor ein paar Wochen eine Informationsveranstaltung organisiert. Es war sehr spannend und aufschlussreich zu erfahren, wie umsichtig das Thema auch mit der Bevölkerung angegangen wird.

Welche Chancen, welche Risiken sehen Sie durch die Entwicklung im Sisslerfeld für unsere Region?
Das Sisslerfeld verfügt über ein sehr grosses Potenzial. Wir bekommen dadurch im Fricktal grosse Chancen für weitere spannende Arbeitsplätze. Allerdings gilt es, die Themen Verkehr und Infrastruktur adäquat zu berücksichtigen. Bei diesen Punkten bin ich noch ein wenig skeptisch.

Apropos Verkehr: Gerade eben haben die Nationalräte Christoph Riner und Andreas Meier den Bundesrat in einem Vorstoss aufgefordert, die Rheintallinie Koblenz-Laufenburg für den Personenbahnverkehr wieder aufzunehmen. Wie wichtig ist das Ihrer Meinung nach für unsere Region?
Der Verein ProWiBA möchte die Regionen Fricktal und Zurzibiet wieder besser miteinander verbinden. Dies ist sehr sinnvoll. Zudem würde es die Region Zürich massiv entlasten und einen Beitrag zur Dezentralisierung leisten. Auch aus Umweltgründen macht das Projekt mehr als Sinn.

Ich bin damals noch mit dem Zug von Etzgen nach Laufenburg in die Schule gefahren, auch deswegen bin ich im erweiterten Vorstand mit dabei. Wir haben Anfang September an diversen Bahnhöfen Flyer verteilt, um für dieses Anliegen zu sensibilisieren.

Worauf freuen Sie sich persönlich beim kommenden 3. Fricktaler Werkgespräch?
Auf vieles, eigentlich auf alles. Ich freue mich, dass wir vielen Menschen zeigen können, was für ein tolles Team wir sind, welche Produkte und Dienstleistungen wir für unseren Kundenkreis anbieten können. Ich freue mich auf gute und kontroverse Gespräche. Es freut mich, dass wir mit Adrian Schoop einen super Moderator haben und wir von Jean-Philippe Kohl, Vizedirektor bei Swissmem, ein interessantes Referat hören werden. Ich freue mich auf spannende Fragen auf dem Podium, auf gute Begegnungen und letztlich auch ein wenig auf den speziellen Apéro.

Viel Vorfreude …
(lacht) Wenn Sie die Frage andersherum gestellt hätten, auf was ich mich nicht freue, dann wäre die Antwort kurz geblieben: nichts.

Der Anlass ist offen für alle und soll auch kein Red-Carpet-Anlass werden, sondern die ganze Bevölkerung ist eingeladen und ich freue mich sehr auf möglichst viele Besucher.


Das dritte Fricktaler Werkgespräch befasst sich mit der Frage «Weltklasse aus dem Fricktal – Wie bleibt ein KMU international und regional verwurzelt?». Die öffentliche Veranstaltung ist am Dienstag, 28. Oktober, zu Gast bei der Jehle AG in Etzgen. Ab 16 Uhr besteht die Möglichkeit für Besichtigungen. Um 18.30 Uhr startet das Fricktaler Werkgespräch mit Referaten von Raphael Jehle, Jehle AG, und Dr. Jean-Philippe Kohl, Vizedirektor und Leiter Wirtschaftspolitik Swissmem. Beim anschliessenden Podiumsgespräch nehmen zusätzlich Andy Steinacher, Aargauer Grossrat, und Martin Hummel, Jehle AG, teil. Moderiert wird das Werkgespräch von Dr. Adrian Schoop, CEO Schoop Gruppe, Grossrat und Vorstandsmitglied Aargauischer Gewerbeverband.

Fricktal Regio organisiert die Fricktaler Werkgespräche gemeinsam mit Unternehmen aus der Region. Das Patronat trägt die Regionalgruppe der Aargauischen Industrie- und Handelskammer. Details und Anmeldungen zum Anlass: www.werkgespraeche.ch


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