Lehrer, Gemeinderäte, Misstöne
11.09.2025 ZeiningenAuslöser ist die Trennung von einem Gemeindeangestellten
Nach Auflösung des Arbeitsverhältnisses mit einem Hauswart decken Zeiningens Lehrerinnen und Lehrer den Gemeinderat mit Vorwürfen ein. Dieser schweigt zuerst, reagiert aber doch noch.
Ronny Wittenwiler
Den Anfang macht ein einziger Satz in den Gemeindemitteilungen: «Das Arbeitsverhältnis zwischen der Gemeinde Zeiningen und B. (Name der Redaktion bekannt), Leiter Hauswart, wurde in gegenseitigem Einvernehmen per 31.12.2025 aufgelöst, mit sofortiger Freistellung.» Dann übernehmen die Lehrerinnen und Lehrer im Ort. Sie springen «ihrem» Hauswart zur Seite, verfassen einen offenen Brief. Konfrontiert mit den darin gemachten Vorwürfen, hält sich der Gemeinderat zuerst zurück: Man könne keine Auskünfte erteilen, heisst es auf Anfrage der NFZ. Kurz vor Redaktionsschluss der Ausgabe vom Dienstag, die Publikation des offenen Briefes war bereits vorgesehen, machte der Gemeinderat einen Schwenker und erklärte sich bereit, die an ihn adressierten Fragen doch zu beantworten (Anmerkung der Redaktion: Im Sinne einer Gleichbehandlung wird nicht nur die Stellungnahme des Gemeinderats in dieser Ausgabe veröffentlicht, sondern auch der offene Brief; siehe Kasten rechts).
Was also sagt der Gemeinderat?
Etwa zum Vorwurf, der Freistellung des Hauswarts sei keine Vorwarnung vorausgegangen und dass bereits in der Vergangenheit Angestellte «widerrechtlich und aus reiner Willkür» abgemahnt worden seien? Antwort: Der Gemeinderat äussere sich zu personellen Angelegenheiten grundsätzlich nicht öffentlich. Solche Entscheide würden ausschliesslich intern im Gremium beraten und getroffen. Man verstehe allerdings, dass es für Aussenstehende nicht nachvollziehbar sein könne, da diese nicht über alle Informationen verfügten. «Wir müssen genau deshalb bitten, den Entscheid und die rechtlichen Rahmenbedingungen zu respektieren.» Dass die «plötzliche Freistellung» den Schulumbau im Herbst gefährden könnte, weil niemand ausser dem «Leiter Hauswart» die Abläufe kenne, dementiert der Gemeinderat. Die Gemeinde beschäftige drei Hauswarte, die für alle Gebäude der Gemeinde tätig seien – es gebe keinen eigentlichen Schul-Abwart und: «Kein Schulbetrieb hängt nur an einer Person.» Die Abläufe der geplanten Umbaumassnahmen würden sowohl der stellvertretende Leiter des Hauswartteams als auch der für das Ressort «Hochbau» zuständige Gemeinderat Ralf Wunderlin und die für das Ressort «Schule» zuständige Gemeinderätin Melanie Sailer sowie die Schulleitung kennen. «Wir sehen derzeit keinen Grund, dass der geplante Umbau im nächsten Frühling gefährdet sein soll.»
«Wer ist der Nächste?»
Diese Frage stellen die Lehrerinnen und Lehrer, wenn jemand «nach 18 Jahren loyaler Arbeit einfach freigestellt» werden könne. Man nehme die eigene Verantwortung sehr ernst, entgegnet der Gemeinderat. «Es gab arbeitsrechtliche Differenzen, sodass wir unter Einhaltung sämtlicher rechtlicher Vorgaben und mit juristischer Begleitung in gegenseitigem Einvernehmen das Arbeitsverhältnis per Ende Jahr aufgelöst haben.» Spekulationen – «Wer ist der Nächste» – weise man mit aller Deutlichkeit zurück: «Sie entbehren jeder Grundlage.»
Den Vorwurf der Dialogverweigerung kommentiert der Gemeinderat so: «Wir haben einen Brief erhalten und haben ihn so schnell es möglich war und im Rahmen des rechtlich Möglichen beantwortet.» Aufgrund des Persönlichkeitsschutzes und der Fürsorgepflicht dürfe man keine weiteren Angaben machen. «Das bitten wir zu respektieren.» Schliesslich bleibt die Frage hinsichtlich der Auflösung des Arbeitsverhältnisses, wonach die Rede ist von «gegenseitigem Einvernehmen.» Ist folglich der betreffende Leiter Hauswart damit einverstanden? «Die Aufhebung des Vertrages wurde von beiden Seiten unterschrieben», lautet die Antwort des Gemeinderats. Lehrerschaft und Gemeinderat vertreten offensichtlich komplett unterschiedliche Standpunkte. Der Hauswart, um den es geht, war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
OFFENER BRIEF DES LEHRERTEAMS ZEININGEN
Gemeinde Zeiningen: Hauswart wird nach 18 Jahren per sofort freigestellt
Der Leiter der Hauswarte der Primarschule Zeiningen wurde in der ersten Schulwoche völlig überraschend entlassen.
Auch 18 Jahre unermüdliche und treue Arbeit für die Schule und Gemeinde Zeiningen bewahrten ihn nicht vor der unerwarteten Freistellung. Ohne Vorwarnung, ohne Rücksprache, ohne jeglichen Einbezug des Kollegiums wurde er einfach vor die Tür gestellt. Dieses Vorgehen ist kein Einzelfall bei der Gemeinde Zeiningen. Auch in der Vergangenheit wurden bereits Angestellte widerrechtlich und aus reiner Willkür abgemahnt. Damals mussten die Anschuldigungen durch die Gemeinde zurückgenommen werden. Mittels Schweigepflicht wird dafür gesorgt, dass nichts an die Öffentlichkeit dringt. Der Leiter Hauswart war mehr als ein Hauswart. Er war die tragende Stütze im Hintergrund, der mithalf, die Schule am Laufen zu halten. Er hielt die Gebäude in Schuss, organisierte Aufführungen und Material und packte mit an. Ein Hauswart, wie ihn nicht jede Schule hat. Mit seinem Abgang verlieren die Lehrerschaft der Primarschule Zeiningen und die Gemeinde Zeiningen nicht nur Fachwissen, sondern auch Verlässlichkeit und Stabilität. Die Folgen seiner plötzlichen Freistellung sind absehbar:
Der geplante Schulumbau, welcher im Herbst beginnen sollte, scheint gefährdet. Niemand ausser der Leiter Hauswart kennt die Abläufe. Ein Scheitern würde die Gemeinde horrende Geldsummen kosten. Ein Umbau wäre enorm wichtig. Ohne diesen könnte das stark wachsende Zeiningen und die grösser werdenden Klassen bereits ab dem nächsten Schuljahr nicht mehr genügend Schulzimmer haben. Durch diesen überstürzten Entscheid müssen Neuanstellungen und Doppelzahlungen getätigt werden. Weitere Mehrkosten stellen verlorenes Wissen und Erfahrung dar.
Gemeindeangestellte leben in Unsicherheit: Wenn jemand nach 18 Jahren loyaler Arbeit einfach freigestellt werden kann – wer ist der Nächste?
Die Gemeinde ignoriert kritische Stimmen: Briefe mit der Bitte nach Aufklärung und Antworten bleiben unbeantwortet. Wir wünschen uns vom Gemeinderat Transparenz, Respekt gegenüber den Mitarbeitenden und Weitsicht.
DAS LEHRERTEAM ZEININGEN