Kubanische Gelassenheit in Bözen
25.02.2024 BözenUnd ein spontaner Besuch beim Botschafter in Miramar
Seit fast zehn Jahren gibt es den Verein Viva Cuba in Bözen. Es ist ein lustiger, besonderer Verein. Im Vordergrund steht die Faszination für die kubanische Lebensweise sowie die Kollegschaft.
Karin Pfister
...Und ein spontaner Besuch beim Botschafter in Miramar
Seit fast zehn Jahren gibt es den Verein Viva Cuba in Bözen. Es ist ein lustiger, besonderer Verein. Im Vordergrund steht die Faszination für die kubanische Lebensweise sowie die Kollegschaft.
Karin Pfister
Warmer Nieselregen über dem Bözer Dorf kern: «Kubanisches Wetter», sagt Marc Deiss. Er ist El Presidente des Vereins Viva Cuba, der bald das 10-Jahre-Jubiläum feiern darf. Aus dem geplanten internationalen Winter-Grillen ist am vergangenen Wochenende ein Regenwetter-Grillen geworden. Das Clublokal befindet sich in einem gewölbten Keller eines stattlichen Bözer Hauses unterhalb der Kirche.
Der Raum ist mit dichtem Rauch kubanischer Zigarren gefüllt; im Hintergrund läuft Salsa Musik und auf dem Tisch steht natürlich Rum. Die Männer, die hier an ihren Zigarren ziehen, sind eigentlich alle Nichtraucher. An der Decke prangen Porträts von Che Guavara, Fidel Castro und der Schriftzug Viva Cuba.« Es geht nicht um Politik, sondern um das kubanische Lebensgefühl und die Gelassenheit der Karibik», sagt Marc Deiss. Anwesend sind sechs der zehn Vereinsmitglieder. «Wer da ist, ist da. Wer nicht da ist, ist nicht da. Das ist kubanisch.»
Gegründet wurde der Bözer Verein am 26. Juli 2014. Der 26. Juli ist der Tag der kubanischen Revolution. 1953 fand der Angriff auf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba statt. Der Angriff unter der Führung von Fidel Castro scheiterte zwar, doch gilt das Datum als Ausgangspunkt der siegreichen kubanischen Revolution gegen das autoritäre Batista-Regime.
Aufnahme-Bedingung für den Bözer Cuba-Verein ist, dass man mindestens einmal im Leben in Kuba war. All- Inklusive-Ferien in einer Anlage zählen nicht; mindestens die Hauptstadt müsse man gesehen haben oder bei einer kubanischen Familie übernachtet haben. Die Jahresgebühr besteht aus einer Fünfzigernote und zwei Flaschen kubanischem Rum.
«Mir gefällt zum Beispiel an Kuba, dass die Menschen mit wenig zufrieden sind. Sie sind arm und trotzdem voller Lebensfreude», erklärt Marc Deiss. Als Vereinszweck steht in den Statuten geschrieben: «Näher bringen der kubanischen Kultur und Lebensfreude, zelebrieren der kubanischen Gelassenheit und Pflege der Geselligkeit.»
Faszination Kuba
Die Mitglieder sind zehn Männer zwischen 32 und 57 Jahren, sie kommen aus Böztal, Zeihen, Frick und aus Zeiningen. «Uns verbindet die Faszination für Kuba und die Kollegschaft», sagt Marc Deiss. Die alljährlichen Wahlen sind eher Formsache und vor allem Bestätigungswahlen. El Presidente Marc Deiss wurde im vergangenen Juli auf Lebenszeit gewählt. Im Vorstand sind ausserdem Theo Basler, Simon Freiermuth und Roman Binkert. Alle Vereinsmitglieder haben ein T-Shirt und einen Vereinsnamen. Simon Freiermuth zum Beispiel wird von allen José genannt. El Presidente ist der Rötiprinz, abgeleitet wurde dieser Spitzname von seiner Jugendzeit in Zeihen.
Austreten könne man aus dem Verein eigentlich auch nicht, sagt Patrick Kistler, dem das Vereinslokal, der Gewölbekeller, gehört. Trotzdem sei vor zwei Jahren ausnahmsweise ein Austritt bewilligt worden, ergänzt Marc Deiss. Expansionspläne hat der Verein keine, eine Vergrösserung der Mitgliederzahl ist nicht geplant. «Neuanmeldungen würden von uns strengstens geprüft werden», so Patrick Kistler.
Zum Jubiläum im Sommer reisen sechs der zehn Mitglieder gemeinsam nach Kuba. Auch sonst sind die Kollegen gerne zusammen unterwegs, zum Beispiel bei Reisen nach München oder vor einigen Jahren nach Odessa in der Ukraine.
Körperlich anstrengend sind die regelmässigen Märsche, die aus einer verlorenen Wette entstanden sind. Der erste Marsch führte von Bözen nach Basel. «Dafür haben wir elf Stunden gebraucht», erzählt Marc Deiss. Um einen geografischen Ausgleich zu schaffen, wurde der nächste Marsch nach Zürich gelenkt. Auch für diese Tour waren die Männer elf Stunden zu Fuss unterwegs. Danach liefen sie während 14 Stunden gemeinsam nach Langenthal. El Presidente musste ins Ziel getragen werden, erinnert sich Marc Deiss, der auf dem Bau arbeitet und eigentlich fit ist, aber: «Eine 14-stündige Wandertour ist schon sehr anstrengend.»
Vor einigen Jahren hat eine kleine Delegation des Vereins den Schweizer Botschafter in Kuba besucht. «Nach einer dreiwöchigen Reise durchs Land entschieden wir uns, spontan bei Peter Burkhard vorbeizuschauen.»
Besuch beim Botschafter
Die Schweizer Botschaft befindet sich in einer Villa in Miramar. Die Fricktaler kamen ohne Voranmeldung und mit wenig Spanischkenntnissen, konnten aber mithilfe ihres Schweizer Passes die Sicherheitskontrollen beim Eingang passieren. «Wir fragten dann beim Mann hinter der Panzerscheibe nach Peter und wurden gebeten zu warten. Während der Wartezeit lasen wir eine drei Wochen alte Weltwoche, die dort lag und dann kam tatsächlich eine Sekretärin, die Berndeutsch sprach und uns zum Botschafter führte.» Dieser nahm sich Zeit für ein kurzes Gespräch. Marc Deiss war beeindruckt von der Lokalität. «Die Villa ist pompös mit Treppen aus Marmor und Handläufen, mittendrin stehen Schweizer Bauernschränke mit Malereien.» Wie begeistert der Botschafter vom Fricktaler Besuch war, lässt sich nicht eruieren. Auf dem gemeinsamen Bild vor dem Cheminée lächelt er aber freundlich.