Zwischen den Generationen – ein Dialog, kein Graben - von Alessio Porriciello, Juso/SP, Stein
In öffentlichen Debatten taucht ein bekanntes Bild immer wieder auf: Die jüngere Generation sei weniger belastbar, weniger diszipliniert oder wolle ...
Zwischen den Generationen – ein Dialog, kein Graben - von Alessio Porriciello, Juso/SP, Stein
In öffentlichen Debatten taucht ein bekanntes Bild immer wieder auf: Die jüngere Generation sei weniger belastbar, weniger diszipliniert oder wolle nicht mehr richtig arbeiten. Aussagen wie «früher hat man einfach gemacht» oder «heute fehlt es an Durchhaltewillen» sind rasch zur Hand.
Solche Urteile greifen jedoch zu kurz. Jede Generation ist geprägt durch ihre Zeit – mit eigenen Herausforderungen, aber auch mit eigenen Möglichkeiten. Wer etwa in den 1970er-Jahren eine Ausbildung machte, musste sich Informationen mühsam in der Bibliothek zusammensuchen. Heute ist Wissen im Internet sofort verfügbar – dafür sind Prüfungen oft komplexer, die Anforderungen vielfältiger und die ständige Erreichbarkeit eine neue Belastung. Es sind andere Zeiten, nicht einfach leichtere oder schwerere. Junge Berufsleute hinterfragen heute ausserdem stärker: Wie viel Arbeit ist gesund? Wie lassen sich Beruf und Privatleben miteinander vereinbaren? Warum sollen Belastungen akzeptiert werden, die langfristig krank machen? Diese Fragen sind nicht bequem, sondern notwendig – und Ausdruck eines wachsenden Bewusstseins für nachhaltiges Arbeiten.
Wenn junge Mitarbeitende bei Überlastung auch einmal «Nein» sagen, ist das kein Zeichen von Desinteresse – sondern von Verantwortung für sich selbst und andere. Es ist ein Impuls zur Verbesserung, von dem letztlich alle profitieren können. Jede Generation bringt Stärken und Schwächen mit. Erfahrung, Gelassenheit und bewährte Wege auf der einen Seite – neue Perspektiven, technisches Verständnis und Veränderungsbereitschaft auf der anderen. Es wäre ein Verlust, diese Potenziale nicht gemeinsam zu nutzen.
Statt also Gräben zu ziehen, braucht es Verständnis und Zusammenarbeit. Die Ziele sind oft dieselben: faire Löhne, gute Arbeitsbedingungen und ein Leben in Balance. Der Weg dahin gelingt nur gemeinsam – mit Respekt füreinander und Offenheit im Denken.
Die Jugend ist nicht das Problem – sie ist Teil der Lösung. Wie auch alle, die vor ihr gekommen sind.
Einmal pro Monat schreiben Fricktaler Jungpolitikerinnen und Jungpolitiker von verschiedenen Parteien in der NFZ darüber, was sie beschäftigt, politisch und privat. (nfz)