Im Herzen der Gemeinde
29.07.2024 MettauEin Begegnungsort, der auch übers Tal hinaus beliebt ist
Braucht es wirklich ein Pfarreizentrum? Diese Frage wurde vor dem Bau des Gebäudes in Mettau mehrfach gestellt. Heute wird es so rege genutzt, dass schon Absagen erteilt werden mussten.
Bernadette Zaniolo
...Ein Begegnungsort, der auch übers Tal hinaus beliebt ist
Braucht es wirklich ein Pfarreizentrum? Diese Frage wurde vor dem Bau des Gebäudes in Mettau mehrfach gestellt. Heute wird es so rege genutzt, dass schon Absagen erteilt werden mussten.
Bernadette Zaniolo
Das Sonnenlicht verwandelt die schwarze Aussenhülle in ein glänzendes Gold-Braun. Der grüne Rasen lädt zu Spielen, Gesprächen oder einfach zum Sitzen und Geniessen des Momentes ein. Gleich neben dem Pfarreizentrum, mit dem grossen Saal, dem Büro der Seelsorgerin und dem Sekretariat des Kirchgemeindeverbandes (Mettau und Gansingen) sowie einer Wohnung, haben die Verstorbenen ihre letzte Ruhestätte gefunden. Das Pfarreizentrum, die Kirche und der Friedhof mitten im Dorf sind zu einem wahren Begegnungsort geworden. Beim Treffen mit Elisabeth Keller, Barbara Metzner und Urs Stäuble ist jedoch keine Spur von Aktivität festzustellen. Alles ist ruhig. Dies ist wohl dem Schulferienbeginn geschuldet sowie dem heissen Wetter und dem Umstand, dass es kein gewöhnlicher Treffpunkt ist. Wir nehmen drinnen im Saal Platz, denn die Sonnenstoren haben für ein angenehmes Klima gesorgt.
Vom Beerdigungsapéro bis zur Familienfeier
«Ich werde jeweils von den Angehörigen der Verstorbenen eingehend darum gebeten, dass ich alle Gottesdienstbesucher darauf aufmerksam machen soll, dass alle zum anschliessenden Apéro eingeladen sind», sagt die Seelsorgerin Barbara Metzner. Elisabeth Keller, Sekretärin des Kirchgemeindeverbandes im Mettauertal nickt zustimmend und verrät: «Der Beerdigungsapéro wird immer beliebter.» Der Saal werde auch immer mehr für Beerdigungsessen genutzt. Vor der Eröffnung des Café Nova fand im Pfarreizentrum jeweils am Donnerstagmorgen nach dem Gottesdienst das «Chile-Kaffi» statt. «Jeden Donnerstag walzen sie nun ins Café im Ort», hält die Seelsorgerin mit einem Schmunzeln fest.
«Es ist ein idealer Ort. Man kann sowohl drinnen als auch draussen verweilen», bestätigt Kirchenpfleger Urs Stäuble, dass sich der Bau des Pfarreizentrums gelohnt habe. Stäuble hat schon zu Familienanlässen an diesen Ort eingeladen. Das Pfarreizentrum verfügt über eine gute Infrastruktur. Zwar hat es eine Küche, aber zum Kochen für eine Gesellschaft eignet sich diese weniger. Das Catering übernehmen meistens Gastronomiebetriebe und andere A nbieter aus dem Tal beziehungsweise aus der Region. «Wir haben auch hohe Tischgarnituren sowie viele Stehtische», erwähnt Elisabeth Keller. Ein Vorteil sei auch das Foyer zwischen Saal und Sekretariat. Alle drei schätzen das Engagement und die Flexibilität von Hauswartin Stefanie Oeschger. «Sie kommt aus dem Gastgewerbe und ist sehr unkompliziert.» Innert einer Woche habe die Landwirtin mit der Firmung sowie der Kirchweihe gleich zwei Anlässe gestemmt. «Steffi weiss, was Sache ist», lobt Metzner.
Von Basel, aus Stein und der Region
Die Menschen, die den Saal mieten oder nutzen, kommen nicht nur aus dem Mettauertal. Schon drei Mal habe ein Musiker aus Basel nach dem Konzert in der St. Remigius-Kirche in Mettau die Musiker und Gäste zum Essen und Verweilen im Saal – bei schönem Wetter natürlich auch im «Grünen» – eingeladen.
Urs Stäuble öffnet für einen Moment die Türen der Fensterfront, die direkt in den Garten führen. «Er verschickt immer eine Einladungskarte vom Feinsten», verrät Elisabeth Keller weiter zum Musiker aus Basel und auch, dass dieser einen sehr grossen Freundeskreis habe. Solche Anlässe bringen der Pfarrei auch ein paar Einnahmen. Wobei man bei Keller, Metzner und Stäuble schnell merkt, dass es ihnen nicht ums Geld geht. Viel mehr freuen sie sich, dass der Saal gut ausgelastet ist. An Ostern hätten dort drei oder vier Familien zusammen gefeiert. Vor allem die Kinder finden grossen Gefallen, wenn sie die Möglichkeit haben, draussen zu spielen. Dies hat wohl auch jene Gruppe aus Stein geschätzt, die im Saal einen Geburtstag feierte. Spielende Kinder und die naheliegende Ruhestätte für Verstorbene, wie passt das zusammen? Hier hält die Theologin und Seelsorgerin Metzner fest: «Die Verstorbenen sind nette, friedliche Nachbarn.» Die Kinder weist sie darauf hin, dass – wenn überhaupt – sie nur auf die rechte Seite der Mauer klettern sollen. Einerseits aus Sicherheitsgründen (sie ist hoch) und andererseits wegen den dortigen Gräbern. Wie Metzner verrät, funktioniert dies jeweils gut.
Noch mehr Leute
Zudem: «Wenn der Friedhof mitten im Dorf ist, dann hast du immer Anwohner.» Und Elisabeth Keller hält fest: «Auf dem Friedhof begegnest du noch mehr Leuten.» Die vor rund einem Jahr realisierte Neugestaltung mit den Sitzbänkli und den Bäumen (die NFZ berichtete) kommt bei der Bevölkerung gut an. Davon ist auch Urs Stäuble überzeugt.
Auch durch die institutionellen Veranstaltungen, wie etwa dem Religionsunterricht, herrscht in und ums Pfarreizentrum reger Betrieb. Elternabende – die auch immer mehr im Saal stattfinden – fördern ebenfalls die Bekanntheit. Weiter finden im Zentrum Schulungen der Spitex, oder in der Corona-Zeit, auch von Firmen statt. Das Gewerbe Gansingen-Met t auer t a l-S chw a derlo ch (GMS) lud seine Mitglieder schon zwei Mal zur Generalversammlung ins Pfarreizentrum ein.
Im Turnus von drei Wochen treffen sich jeweils die Strickfrauen dort. «Ja, wir mussten auch schon Absagen erteilen», so Barbara Metzner. Sie und auch Keller halten fest: «Im nächsten Jahr sind schon sehr viele Tage belegt.»
Kirche und Politik
Und im Pfarreizentrum fand doch kürzlich auch eine Buch-Vernissage statt, die jedoch von der politischen Gemeinde organisiert war. «Logisch», findet Barbara Metzner, denn im Buch geht es ja auch um die Einweihung der Kirche in Mettau. Elisabeth Keller, die sich auch im Gemeinderat von Mettauertal engagiert, betont, dass sowohl die Kirch- wie die politische Gemeinde noch viel mehr die Synergien nutzen sollten. Eine solche Buchvernissage oder etwa das Proben eines Kirchenchores – wie dies vor Jahren von einigen Gegnern des Pfarreizentrums ins Feld geführt wurde – wäre im Untergeschoss der Turnhalle nicht möglich beziehungsweise empfehlenswert. Einerseits seien die Turn- beziehungsweise die Sporthallen sehr gut ausgelastet und andererseits würden sich die anderen Nutzer durch den Lärm, der durch den Boden übertragen wird, gestört fühlen. Zum Saal gibt sie weiter bekannt, dass die Technik dort, unter anderem mit dem fest installierten Beamer, dazu führe, dass der Raum multifunktional ist.
Das Pfarreizentrum in Mettau wurde 2012 erstellt, dort wo einst das Pfarrhaus stand. Nebst dem Beamer verfügt der Saal über ein Klavier und bietet bei Festbestuhlung rund 100 Personen Platz. Das Foyer ist ebenfalls vielseitig nutzbar.