«Ich musste lernen, böse zu fauchen und zu toben»
30.11.-0001 KaistenDie 18-jährige Katrin Keller gibt im Musical «Jim Knopf» in Möhlin den Nepomuk
Am 10. Juni ist in der Möhliner Mehrzweckhalle Premiere des Mundart-Musicals «Jim Knopf». In der Rolle des Nepomuk spielt und singt Katrin Keller aus Kaisten. Sie ist ...
Die 18-jährige Katrin Keller gibt im Musical «Jim Knopf» in Möhlin den Nepomuk
Am 10. Juni ist in der Möhliner Mehrzweckhalle Premiere des Mundart-Musicals «Jim Knopf». In der Rolle des Nepomuk spielt und singt Katrin Keller aus Kaisten. Sie ist keine Profisängerin, sondern eine angehende Fachfrau Gesundheit, für die Lummerland mit Jim Knopf, Lukas, Frau Mahlzahn und Nepomuk ein Teil ihrer Kinderwelt war.
Edi Strub
Eigentlich könnte man denken, Katrin Keller sei völlig ungeeignet für diese Rolle. Sie kann keine Noten lesen und schon gar nicht ab Blatt singen. Sie hat nur einmal eine Stunde Singunterricht gehabt und noch nie Theater gespielt. Nicht einmal in der Schule oder als Kind vor den Verwandten zuhause. Dennoch schwang sie im Casting für das Musical in Möhlin obenaus. Sie habe vorsingen müssen, was für sie kein Problem gewesen sei. Denn sie kenne alle diese Liedchen seit ihrer Kindheit auswendig. Ihre Mutter habe ihr einmal eine Kassette mit Jim Knopf gekauft und sie habe diese Figuren innig geliebt: Lukas den Lokomotivführer, Emma die Lokomotive, Nepomuk, Frau Mahlzahn und natürlich den Postboten, der Jim Knopf in einem Paket nach Lummerland bringt.
Sie habe als Kind immer mitgesungen und könne noch heute die meisten Liedchen abrufen. Sie singe halt gern – auch andere Dinge – beim Autofahren, in der Dusche, überall. Und so sei das Vorsingen kein Problem gewesen. Etwas schwieriger sei das Schauspielern gewesen. Sie habe verschiedene Gemütslagen darstellen müssen, zum Beispiel Angst vor einem Hund. Zehn Minuten habe sie sich darauf vorbereiten können. Aber alles sei gut gegangen und nach ein paar Wochen habe sie Bescheid bekommen, dass sie im Musical in Möhlin den Nepomuk geben dürfe.
Zuerst sei sie ein bisschen skeptisch gewesen. Denn Nepomuk ist ein unglücklicher Zwitter, halb Drache, wie sein Vater, halb Nilpferd, wie seine Mutter. Und Nepomuk hat damit ein Problem, denn er möchte ein richtiger Drache sein. Einer, der brüllt und Feuer speit und allen Angst und Schrecken einjagt. Aber das gelingt ihm nicht, keiner hat Angst vor ihm. Und so brüllt und tobt er umso mehr. Das darzustellen, sei nicht leicht. «Du musst aus dir herausgehen», habe ihr der Regisseur gesagt.
Dazwischen singt Katrin Keller die Liedchen, die sie schon als Kind gesungen hat, begleitet von der Musikgesellschaft Möhlin unter der Leitung von Markus Tannenholz, der es wunderbar schaffe, das Tempo des Blasorchesters ihrem Rhythmus anzupassen. Die Orchester-Musik ist vom berühmten Schweizer Hörspiel-Vertoner Emil Moser.
Ein bisschen Lampenfieber
Als ich Katrin Keller zuhause in Kaisten treffe, hat sie vier Schauspielproben und ein paar Singproben hinter sich. Bis zur Premiere am 10. Juni in Möhlin sind es noch drei – mit Kulissen und Kostümen. Bei einer kann Katrin Keller allerdings nicht dabei sein, weil sie als angehende Fachfrau Gesundheit an diesem Abend nicht frei nehmen konnte. Bereits spüre sie ein bisschen Lampenfieber, aber das sei auch so gewesen, als sie im vergangenen Jahr in einer vollen Kirche bei der Abdankung ihres Grossvaters sang. Da sei noch die emotionale Spannung wegen des Tods ihres geliebten Grossvaters dazu gekommen. Aber sobald sie einmal mit Singen anfange, habe sie sich im Griff und könne sich konzentrieren. So werde es wohl auch in Möhlin sein.
Bereits hätten sich Kolleginnen von der Arbeit im Kantonsspital angemeldet, um sie singen zu hören. Auch von der Familie und aus der Verwandtschaft würden natürlich viele kommen.
Katrin Keller will Lehrerin werden
Ob sie sich einmal vorstellen könne, so etwas vielleicht professionell zu machen und dafür Musik oder Theater zu studieren? «Nein, kaum», lautet die kurze Antwort. Sie habe nicht einmal über so etwas nachgedacht. Sie mache nun ihre Lehrabschlussprüfung (mit Berufsmatur), bleibe dann aber nicht im Beruf, sondern möchte an die Pädagogische Hochschule wechseln, um Lehrerin zu werden. Sie habe mit ihrer Mutter, die als Schul-assistentin arbeite, gesehen, was für eine schöne Aufgabe das sei. Sie liebe es, mit Kindern zu arbeiten, ihnen zu helfen und mit ihnen zusammen zu lernen. Zuerst gelte es nun aber, die Lehrabschlussprüfung zu bestehen, und zwar mit wirklich guten Noten. Sie sei ehrgeizig und mache sich damit manchmal viel Stress. Gleichzeitig wolle sie aber natürlich auch in Möhlin als Nepomuk eine gute Leistung zeigen. Sie freue sich auf die sechs Aufführungen.
Aufgewachsen ist Katrin Keller in Kaisten und dort will sie vorläufig auch bleiben. Alles ist grün rundum, als wir zum Fotografieren vors Haus treten. Hinter ihr blüht ein Blauregen und weiter oben weiden ein paar Kühe. Am Morgen fährt sie jeweils mit dem Bus zur Arbeit nach Aarau und im Juni dann für die Aufführungen nach Möhlin. Vorgeschlagen für die Rolle wurde Katrin Keller von einer Bekannten, die in der Musikgesellschaft Möhlin spielt.
Gespielt wird Jim Knopf am 10./11./13./14. und 16. Juni in der Möhliner Mehrzweckhalle. Am 15. Juni gibt es zudem eine Vorstellung nur für Schüler. Erwachsene zahlen 12 Franken, Kinder bis 15 Jahre 7 Franken.