Höhere Gebäude, tiefere Steuern

  28.11.2025 Wirtschaft

Auf dem Aurica-Areal in Kaiseraugst darf künftig höher gebaut werden. Dies hat die Gemeindeversammlung nach angeregter Debatte beschlossen. Diskussionslos genehmigten die Stimmbürger die Senkung des Steuerfusses auf neu 50 Prozent.

Valentin Zumsteg

Die Kaiseraugster Einwohnergemeinde-Versammlung war am Mittwochabend gut besucht. 202 der insgesamt 3361 Stimmberechtigten fanden sich in der Turnhalle Dorf ein, das sind mehr als üblicherweise. Zu reden gab vor allem ein Geschäft: die Zukunft des geschichtsträchtigen Aurica-Areals. Auf dem rund zehn Hektaren grossen Landstück sollte vor Jahrzehnten ein neues Atomkraftwerk gebaut werden, heute wird die Ansiedlung von innovativen Unternehmen aus der Life-Scienceund der Hightech-Branche angestrebt. Eigentümerin ist die Aurica AG, eine Tochtergesellschaft der AEW Energie AG und der Axpo-Group. Diese sieht das Potential für 2000 bis 3000 Arbeitsplätze. «Das Areal ist erschlossen und baureif, es darf heute schon bebaut werden. Mit der Teilzonenplanänderung wollen wir flexible Entwicklungsmöglichkeiten sicherstellen und die Aufenthaltsqualität erhöhen», betonte Gemeindepräsident Jean Frey.

«Qualität statt Chaos»
Konkret soll auf dem Areal künftig höher gebaut werden dürfen. Bislang waren Gebäude mit einer Höhe von 20 respektive 22 Metern erlaubt, künftig sollen 30 Meter und in Ausnahmefällen 40 Meter möglich sein. Weiter enthält die Zonenplan-Änderung drei mögliche Standorte für Hochhäuser von bis zu 60 Metern Höhe. Auf die Ausnützungsziffer 1.0 für Dienstleistungsbetriebe wird hingegen verzichtet. Diese Änderungen führen dazu, dass das Land künftig deutlich mehr Wert erhält. Die Gemeinde kann davon profitieren, der Gemeinderat rechnet mit Netto-Einnahmen von insgesamt bis zu 16 Millionen Franken (die NFZ berichtete).

Das Geschäft ist am Mittwoch intensiv diskutiert worden. «Mit dieser Planung wird sichergestellt, dass nicht irgendwas gebaut werden kann. Qualität statt Chaos», sagte Rolf Baumgartner im Namen der FDP, die sich hinter das Projekt stellte. Das Geld spiele dabei nicht die Hauptrolle, betonte er. Die Meinungen gingen aber weit auseinander. «Das Konzept ist in sich schlüssig. Es stellt sich für mich aber die Frage, ob es das richtige Konzept an diesem Standort ist», sagte ein anderer Votant. Er wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Bahnhof sehr weit entfernt ist. Der ehemalige Gemeindepräsident Max Heller plädierte dafür, auf Hochhäuser mit 60 Metern zu verzichten. Andere äusserten sich kritisch zum Verkehr, den das Projekt verursachen werde. Stéphanie Mörikofer lobte die Planung: «Das neue Konzept ist besser als das bisherige.» Sie hält es für eher unwahrscheinlich, dass tatsächlich mehrere Hochhäuser gebaut werden.

Die Abstimmung brachte Klarheit, alle vier Anträge des Gemeinderates zu diesem Geschäft wurden gutgeheissen. Für die Teilzonenplanänderung stimmten 144 Kaiseraugster mit Ja und 34 mit Nein. Knapper wurde es für die drei möglichen Hochhäuser, hier gab es 92 Ja zu 74 Nein. Der Verpflichtungskredit für den Neubau der Aurica-Strasse in der Höhe von 1,8 Millionen Franken wurde mit 149 Ja zu 6 Nein angenommen und der öffentlich-rechtliche Vertrag inklusive Landverkauf und Abtausch für 2,1 Millionen Franken mit 156 Ja gegen 6 Nein. Damit haben die Landeigentümerin und die Gemeinde ihre Ziele erreicht. «Wir sind ausserordentlich erfreut, dass die Gemeinde Kaiseraugst der Teilzonenplanrevision zugestimmt hat und es nun endlich losgehen kann mit der weiteren Entwicklung von Aurica next», erklärte Michel Eglin, Geschäftsführer der Grundbesitzerin Aurica AG, nach der Versammlung. «Die intensiven Verhandlungen mit der Gemeinde haben sich gelohnt und wir freuen uns, die Suche nach interessierten Firmen für die diversen Baufelder vertieft aufnehmen zu können.» Michel Eglin sagte weiter, dass er bereits einige Gespräche mit interessierten Unternehmungen geführt habe. Er gibt sich zuversichtlich, mit der verabschiedeten Teilzonenplanrevision nun bald erste Teile des Areals verkaufen zu können.

Steuerfuss sinkt um 10 Prozentpunkte
Ohne Wortmeldung genehmigte die Versammlung am Mittwoch das Budget 2026. Damit sagten die Kaiseraugster auch Ja zu einer Senkung des Steuerfusses von heute 60 auf neu 50 Prozent. Die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler sollen so von den Überschüssen, die in den vergangenen Jahren erzielt werden konnten, profitieren. Kaiseraugst gehört zu den steuergünstigsten Gemeinden im ganzen Kanton. Aktuell hat nur Oberwil-Lieli mit 48 Prozent einen tieferen Steuerfuss.

Klare Zustimmung gab es ebenso für einen Kredit in der Höhe von 745 000 Franken für die Umgestaltung und den Neubau des Spielplatzes Dorf. Dieser Ort soll sich zu einem Treffpunkt für Jung und Alt entwickeln. Wenig zu reden gaben die übrigen Anträge des Gemeinderates, die alle mit grossem Mehr gutgeheissen wurden.

Hanspeter Meyer verabschiedet

«Wir verabschieden heute einen verdienten Gemeinderat», sagte Gemeindepräsident Jean Frey am Mittwochabend. Seit dem 1. April 2008 gehört Hanspeter Meyer (FDP) der Kaiseraugster Exekutive an, also seit über 17 Jahren. Auf Ende Jahr hört er auf. «Er war das Gesicht der Sozialen Dienste und hat sie geprägt», würdigte Frey die Verdienste seines Gemeinderatskollegen. «Es war eine anspruchsvolle Zeit, die ich erleben durfte», sagte Hanspeter Meyer. Er dankte seiner Familie, die oftmals auf ihn verzichten musste, weil er für die Gemeinde tätig war. «Wir hatten im Gemeinderat intensive Diskussionen, doch es blieb immer sachlich. Und danach gingen wir zusammen eins trinken», blickte Meyer zurück. Er wurde mit einem grossen Applaus verabschiedet. (vzu)


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote