Heimat für Hermelin, Reptilien und mehr
12.07.2024 WilEntlang des «Räbbärgwägli» in Wil wurde ein Projekt realisiert, das die Artenvielfalt fördert, jedoch auch den Menschen dient. So könnte der Ort etwa für den Naturkundeunterricht von Schulen genutzt werden.
Bernadette Zaniolo
...Entlang des «Räbbärgwägli» in Wil wurde ein Projekt realisiert, das die Artenvielfalt fördert, jedoch auch den Menschen dient. So könnte der Ort etwa für den Naturkundeunterricht von Schulen genutzt werden.
Bernadette Zaniolo
«Wir befinden uns hier bestimmt auf einem guten Fleck Erde und sind unter Naturfreunden», hielt Alt-Förster André Schraner an der Begrüssung fest. Er freute sich sichtlich, dass das Naturprojekt am «Räbbärgwägli» in Wil am Montagabend eingeweiht werden konnte. Inmitten von bestehenden Hochstamm-Obstbäumen wurde die Natur durch diverse Elemente aufgewertet. So wurden Trockenmauern gebaut, Ast- und Steinhaufen erstellt, eine Sandlinse für Wildbienen sowie eine Hirsch-Käfer-Wiege und mehr erschaffen. «Wir wollen damit ein Zeichen setzen, den Lebensräumen Sorge zu tragen», so Schraner. Zugleich hielt er fest, dass die Böden durch den Einsatz von grossen Maschinen immer mehr verdichtet werden.
«Das Mättli bot sich an», sagte Schraner und erklärte, dass vorher auch noch ein anderer Ort in Augenschein genommen wurde. Nach der Besichtigung der beiden Orte (beide Parzellen befinden sich im Besitz der Familie Schraner), war jedoch für Meinrad Bärtschi, Präsident des Verbandes Oberfricktalischer Natur- und Vogelschutzvereine (VONV) und Naturspezialist, klar, dass sich die Parzelle unterhalb des Wiler Rebberges am besten eignet, zumal André Schraner dort bereits ein Grosses Wiesel beziehungsweise Hermelin gesichtet hatte. Eine Einsprache sorgte dann erst einmal für einen Dämpfer.
Nachdem das Projekt jedoch grünes Licht vom Kanton und der Gemeinde bekommen hat, nahm es schnell Fahrt auf. In mehreren Arbeitseinsätzen der Familie von André und Silvia Schraner, des Naturund Vogelschutzvereins Wil sowie von weiteren Helfern wurde das von Meinrad Bärtschi gezeichnete Projekt umgesetzt.
«Es braucht mehr Diversität»
Das Hermelin steht gemäss Meinrad Bärtschi zusammen mit dem Mauswiesel sowie weiteren Tieren auf der Roten Liste. Mittlerweile würden sich 35 Prozent der Säugetiere (ohne Fledermäuse) auf der Roten Liste befinden. Bei den Fledermäusen seien es gar 58 Prozent. «Es braucht mehr Diversität», betonte Bärtschi. Laut gewissen Exponenten aus der Landwirtschaft würde zwar genug getan. Bärtschi hielt jedoch fest: «Die Wissenschaft sagt etwas anderes.» So seien etwa ein Drittel der heimischen Tier- und Pflanzenwelt in der Schweiz «gefährdet oder sogar schon verschwunden».
Erholung in der Natur
Das Projekt zeige: «Wir fordern nicht nur von der Landwirtschaft, sondern wir tun selber auch etwas.» Bärtschi dankte der Familie Schraner für ihr Engagement und hielt fest: «Das ist nachahmenswert». Nebst der Förderung der Artenvielfalt wie etwa dem Distelfink, der Goldammer, von Wildbienen und Schmetterlingen hat die Parzelle auch einen hohen Erholungsnutzen. Auf die Frage einer Bäuerin und Mitgliedes des örtlichen Naturschutzvereins, ob es ein Monitoring (Erfassen/Zählen) gebe, sagten Bärtschi und Schraner, dass dies nicht systematisch gemacht werde, dennoch würden neue Beobachtungen entsprechend sichtbar gemacht werden.
Auf den zehn Tafeln entlang des Weges werden Interessierte bereits heute darauf hingewiesen, für wen die neugeschaffenen Lebensräume sind. Am Montagabend war es der perfekte Ort, um den reichhaltigen Apéro zu geniessen und noch lange über die Schönheiten der Natur zu plaudern. Die «zündende Idee» für das Projekt lieferte 2022 Alfred Oeschger, ein guter Freund der Familie Schraner.