Die NFZ war in Hottwil mit der Nachtwächterin auf Tour
Zum dritten Mal war Cornelia Brutsche in der Nacht von Silvester auf Neujahr in Hottwil unterwegs und wünschte allen ein gutes neues Jahr. Die Ausübung dieses Brauches gehört in diesem Mettauertaler Ortsteil zu ...
Die NFZ war in Hottwil mit der Nachtwächterin auf Tour
Zum dritten Mal war Cornelia Brutsche in der Nacht von Silvester auf Neujahr in Hottwil unterwegs und wünschte allen ein gutes neues Jahr. Die Ausübung dieses Brauches gehört in diesem Mettauertaler Ortsteil zu den Pflichten des Dorfweibels.
Bernadette Zaniolo
Punkt Mitternacht in Hottwil: Cornelia Brutsche blies dreimal fest ins Feuerwehrhorn. Danach rief sie mit kräftiger und doch wohlklingender Stimme in die Nacht hinaus: «Glogge het zwölfi gschlage, s’alt Johr isch verbi, es het e neus Jahr agfange. I wönsche allne es guets neus Johr.» Dies wiederholte sie an sieben Stationen. Die Weiterführung dieses Hottwiler Brauchtums hatte die 59-jährige Cornelia Brutsche vor drei Jahren von ihrer Vorgängerin Rosmarie Brunner übernommen, die diesen Brauch während 16 Jahren zelebrierte.
Kommt nicht mehr oft vor
Auf ihrem diesjährigen Rundgang wurde die Nachtwächterin von der NFZ-Redaktorin sowie anfänglich von einem ihrer Söhne, dessen Frau und ihren zwei Kinder begleitet. Schon gleich nach Beginn des Rundgangs wurden die Neujahrsgrüsse auf dem Hausplatz von Dorfbewohnern erwidert. «Das kommt nicht mehr oft vor, dass die Menschen nach draussen kommen oder die Fenster öffnen», erzählte Cornelia Brutsche, während sie zum nächsten Haltepunkt schritt. Dort gegenüber wurde sie bereits erwartet. Eine Frau rief Cornelia Brutsche aus dem Fenster heraus zu: «Auch dir ein gutes neues Jahr.» Ein paar Meter weiter befand sich eine Gruppe von Menschen vor dem Haus. Auch sie erwiderten den Neujahrsgruss der Nachtwächterin.
Unterwegs traf sie auf Menschen, die gerade von einer Feier oder einem Nachtspaziergang kamen. «Wollt ihr einen Schnaps», fragte ein Pärchen. Cornelia Brutsche erzählte, dass es immer mal wieder vorkomme, dass man zum Anstossen eingeladen werde. Gleichzeitig war sie sich bewusst, dass sie für die Tour nur rund eine Stunde Zeit hat. Danach wird normalerweise beim «Bären» eine Mehlsuppe ausgeschenkt und auf das neue Jahr angestossen.
Spontane Aktion
In diesem Jahr war es jedoch anders. Da Rosmarie Brunner gewusst hat, dass der «Bären» diesmal geschlossen hatte, hatte sie, zusammen mit Cornelia Brutsche und deren Lebenspartner Werner, etwas «auf die Beine gestellt». Ab Mitternacht wurde in der Nähe des Buswendeplatzes Mehlsuppe, zweierlei Punsch, Wein und Brot angeboten und die Teil-nehmenden konnten sich am schönen Feuer aufwärmen.
Damit das Ganze noch etwas mehr publik wurde, hängte die ehemalige Dorfweibelin Rosmarie Brunner im Vorfeld an den Bushaltestellen Flyer auf. Ob das der Grund war, dass sich plötzlich noch vier junge Menschen – eine Person sogar aus Sisseln – zur kleinen Gruppe gesellten, entzieht sich der Kenntnis der Schreibenden. Sie weiss jedoch, dass dieser Brauch immer noch von einigen Menschen geschätzt wird und diesen nicht missen möchten. «Vielleicht sind sie heuer auswärts», sagte die Nachtwächterin zur NFZ, als sie an einem Haus vorbeikamen, dessen Bewohner normalerweise fast immer nach draussen kamen und der Dorfweibelin ein gutes neues Jahr wünschten.
Apropos Brauch: Zum Pflichtenheft des Dorfweibels von Hottwil gehört auch das Amt des Nachtwächters beziehungsweise das Ausrufen des neuen Jahres.