Gerne zuoberst, aber doch fest verankert
22.01.2025 Bözen
Michi de Groot ist viel unterwegs und steht gern in der Küche
Er steht gerne auf Berggipfeln und ist fest in Bözen verankert. Michi de Groot ist langjähriges Mitglied des Turnvereins, Theaterspieler, Bergsteiger, Alpinwanderer und Hobbykoch.
Karin Pfister
...Michi de Groot ist viel unterwegs und steht gern in der Küche
Er steht gerne auf Berggipfeln und ist fest in Bözen verankert. Michi de Groot ist langjähriges Mitglied des Turnvereins, Theaterspieler, Bergsteiger, Alpinwanderer und Hobbykoch.
Karin Pfister
«Man lernt die Welt kennen, aber auch sich selber», sagt Michi de Groot übers Bergsteigen. Er erinnert sich an seine Gefühle, als er auf dem Dach Afrikas stand: «Vor mir war der scharlachrote Sonnenaufgang, hinter mir lag der kräftezehrende Aufstieg. Ich stand auf dem Gipfel und habe geweint vor Freude. Das war schon ein intensiver Moment, es gab viele Umarmungen und Gratulationen.» Unterwegs war Michi de Groot mit einem Bergführer und einer Gruppe von Menschen aus der ganzen Schweiz, die er vorher nicht gekannt hat.
Rund ein Jahr hat er sich mental auf die Expedition auf den Kilimandscharo vorbereitet. «Mein Körper reagiert zum Glück gut auf die sauerstoffarme Luft in den grossen Höhen. Das Hirn funktioniert viel langsamer; ich habe fünf Minuten gebraucht, um einen Schuh auszuziehen, war danach erschöpft und musste eine Pause machen, bevor ich den zweiten Schuh ausziehen konnte», nennt er ein Beispiel. Je mehr Erfahrung er habe, desto besser lerne er seinen Körper und seine persönlichen Grenzen kennen.
Unvorbereitet und schlecht ausgerüstet
Der Kilimandscharo hat eine Höhe von 5895 Metern. 48 Viertausender gibt es in der Schweiz, 16 davon hat Michi de Groot in den letzten Jahren erkundet. Zum Alpinwanderer und Bergsteiger sei er eher aus Zufall geworden. «Ich war 2015 mit einem Freund in Japan und wir wollten dort wie viele andere Touristen und Einheimische auf den Mount Fuji. Wir haben eine einfache Tour gewählt, sind unvorbereitet und schlecht ausgerüstet losgegangen. Wegen eines Taifuns mussten wir auf halber Strecke umkehren.» Ein Jahr später ist Michi de Groot nochmals, diesmal vorbereitet nach Japan gereist. Richtig gepackt hat es ihn dann 2019 auf dem Kilimandscharo. 2024 war er auf dem Mera Peak in Nepal.
Ein spezielles Training für seine Touren macht Michi de Groot nicht. «Ich trainiere zweimal pro Woche im Turnverein Bözen und regelmässig am Rudergerät. Vieles ist auch Kopfsache.» Er sei immer mit gesundem Menschenverstand, Respekt, der nötigen Vorsicht und einem Bergführer unterwegs. «Ich werde dieses Jahr noch einen Kurs absolvieren, um mehr über die Grundlagen zu lernen, damit ich künftig auch eigene Seilschaften bilden kann.»
Die Touren seien körperlich anstrengend, aber für die Seele eine schöne Erholung. «Wenn du auf dem Gipfel stehst, sind alle Mühen vergessen, obwohl man beim Hinaufgehen zwischendurch das Gefühl hatte, es sei nicht zu schaffen. Unterwegs komme ich manchmal in einen meditativen Zustand, der mich auch zu neuen Erkenntnissen führt.» Auf seinen Touren ist er ohne seine Freundin Nadine Zulauf unterwegs. «Sie ist keine Bergsteigerin, aber wir wandern gerne zusammen.»
Der Dom und noch ein Achttausender
Der Everest sei kein Traum von ihm, die Kommerzialisierung schrecke ihn ab. «Wir haben in der Schweiz so viele schöne Berge. Warum soll ich viel und weit reisen, wenn ich die Natur direkt vor der Haustüre habe?» Ein Ziel sei sicher der Dom im Wallis oder das Matterhorn und gerne würde er auch irgendwann noch einen Achttausender in Nepal erkunden. «Das ist ein Projekt, das ich in den nächsten zehn Jahren realisieren möchte.» Für nächstes Jahr hat er ausserdem eine Expedition auf den Pik Lenin in Kirgistan angedacht.
Michi de Groot hegt eine grosse Bewunderung für die Sherpas oder die afrikanischen Guides, die täglich Touristen auf die Berge führen und noch zusätzliche Ausrüstung mitschleppen. «Ich habe grossen Respekt vor der einfachen Lebensweise dieser Menschen.»
Michi de Groot wohnt seit 1996 in Bözen. Seine Mutter stammt aus dem Berner Oberland, sein Vater ist Holländer. Joey de Groot war viele Jahre lang in Frick als Bademeister tätig. Der Alpinwanderer ist mit seinem Wohnort eng verbunden. Seit einigen Jahren steht er regelmässig auf der Theaterbühne. «Mir gefällt das Dorfleben sehr und die sozialen Kontakte sind mir wichtig. Ich habe eine Zeit lang in Gipf-Oberfrick gelebt. Wenn ich dort einen Zopf einkaufen musste, war ich nach fünf Minuten wieder zu Hause. In Bözen habe ich für dieselbe Tätigkeit manchmal zwei Stunden, weil ich überall noch jemanden treffe. Mir macht das Spass.» Die vielen Veranstaltungen von Turnverein und Theater seien ein grosser Bestandteil seines Lebens. «Kaum ist das Turnerchränzli vorbei, beginnen die Theaterproben. Wenn wir in Bözen etwas auf die Beine stellen, machen wir das richtig und mit viel Engagement.»
Krautstiel für «Mini Chuchi, dini Chuchi»
Von Beruf ist Michi de Groot Automechaniker, die Freude am Kochen kam erst in den letzten Jahren und wurde zu einem wichtigen Bestandteil. «Ich wurde von Marc Joss von der Theaterkommission für die TV-Sendung ‘Mini Chuchi, dini Chuchi’ angemeldet.» Die Sendung wurde im vergangenen Dezember ausgestrahlt. «Das war eine spannende und unterhaltsame Erfahrung, aber auch aufwändig. Das Thema hiess Krautstiel.» Fünf Hobbyköchinnen und Hobbyköche trafen sich jeden Tag zum Abendessen, wobei immer jemand anders kochte. Die Menüs wurden untereinander bewertet. «Ich war am Mittwoch an der Reihe und wollte zum Poulet im Krautstielmantel japanische Udon-Nudeln servieren. Mir ist aufgefallen, dass die anderen die Teigwaren selber gemacht haben.» So hat auch Michi de Groot am Dienstagabend vor seinem Auftritt noch bis um 1 Uhr nachts den Teig für die Udon hergestellt. «Das Rezept musste ich zuerst googeln.» Vom Mittag bis abends um 22 Uhr war das Drehteam des SRF in seiner Wohnung. Er musste kochen und gleichzeitig Interviews geben und den Abend vorbereiten. «Es war eine anstrengende Woche, aber auch eine coole Erfahrung mit neuen Rezepten und neuen Leuten.»
Inspirieren lässt sich Michi de Groot in der Küche gerne von seinen Reisen – «die nepalesische Küche zum Beispiel ist sehr einfach, aber ansprechend» – aber auch vom Fricktal. «Ein Freund von mir hat einen landwirtschaftlichen Betrieb in Elfingen und ich bin dort Gemüseabonnent. Es ist für mich immer wieder spannend, was geliefert wird und wie viele verschiedene einheimische Sorten es gibt.»