Gemeinde rettet Alterszentrum mit Darlehen
31.01.2025 WirtschaftDie Stiftung, welche das Kaiseraugster Alterszentrum Rinau-Park betreibt, bekommt ein Darlehen in der Höhe von maximal sieben Millionen Franken. Das hat die ausserordentliche Gemeindeversammlung mit grossem Mehr entschieden.
Valentin Zumsteg
Es ging um viel Geld – ...
Die Stiftung, welche das Kaiseraugster Alterszentrum Rinau-Park betreibt, bekommt ein Darlehen in der Höhe von maximal sieben Millionen Franken. Das hat die ausserordentliche Gemeindeversammlung mit grossem Mehr entschieden.
Valentin Zumsteg
Es ging um viel Geld – und es kamen am Mittwochabend viele Leute in die Turnhalle Dorf in Kaiseraugst. An der ausserordentlichen Einwohnergemeinde-Versammlung nahmen 227 von total 3350 Stimmberechtigten teil. Nur ein Thema gab es zu diskutieren: die Unterstützung der Stiftung Rinau-Park. Diese Stiftung steckt in einer finanziellen Schieflage (die NFZ berichtete). Dies hängt mit dem grossen Neubau-Projekt zusammen, das ab 2021 realisiert worden ist. Es umfasst ein Pflegeheim mit 65 Betten, das 2023 in Betrieb ging, sowie zwei Häuser für betreutes Wohnen mit insgesamt 30 Wohnungen, die im Sommer bezogen werden können. Die Baukosten waren mit 50,1 Millionen Franken (+/- 10 Prozent) budgetiert, tatsächlich dürften sie sich auf rund 55 Millionen Franken belaufen.
«Bank macht bei Zusatzfinanzierung nicht mit»
«Bis 2018 wurden keine Rückstellungen für einen Neubau des ehemaligen Altersheims gebildet. Dadurch waren die Tarife für die Bewohner tiefer», schilderte Gemeindevizepräsident Markus Zumbach. Das zweite Problem neben dem fehlenden Erneuerungsfonds: Die Stiftung ist bei ihrer Gründung nicht mit genügend Eigenkapital ausgestattet worden. Deshalb musste das Neubauprojekt zu 90 Prozent fremdfinanziert werden. Die fünf Millionen Franken, welche der Bau jetzt mehr kostet, kann sie nicht aus eigener Kraft stemmen und ist deshalb auf ein Darlehen der Gemeinde angewiesen. Die Bank will bei einer Zusatzfinanzierung nicht mitmachen, wie Zumbach erläuterte. Bekäme die Stiftung das Darlehen der Gemeinde nicht, drohe in den kommenden Monaten ein finanzieller Engpass. Um die Liquidität weiterhin zu garantieren, sollen zusätzlich zu den fünf Millionen Franken bei Bedarf weitere zwei Millionen Franken zur Verfügung gestellt werden. Dies für den Fall, dass sich der Betrieb nicht wie gewünscht entwickeln sollte. Aktuell sieht es aber gut aus, die Auslastung liegt bei 100 Prozent.
Die Gemeinde ist bis anhin bereits mit einem Darlehen von 500 000 Franken sowie einer Solidarbürgschaft von zehn Millionen Franken beim Rinau-Park engagiert. «Unser Ziel ist es, dass wir die zehn Millionen Franken nicht zahlen müssen», sagte Zumbach.
«Gemeinderat hat Übersicht verloren»
Es gab kritische Stimmen zu den Plänen des Gemeinderats und der Stiftung: «Der neue Rinau-Park ist erst eröffnet worden und jetzt fehlen schon sieben Millionen Franken. In ein paar Jahren sind es vielleicht noch mehr. Wir können uns das nicht leisten», sagte ein Votant. «Der Gemeinderat hat die Übersicht bei diesem Projekt verloren und der Stiftungsrat ist überfordert», ergänzte er und empfahl eine Ablehnung des Darlehens. Anders beurteilt Gerhard Obrist die Sache: «Wir sollten den Leuten, die das Neubauprojekt in Milizarbeit durchgezogen haben, danke sagen.» Für dieses Votum gab es Applaus. Trotzdem äusserte sich Obrist zu den zusätzlichen zwei Millionen Franken ebenfalls kritisch.
Ein anderer Votant stellte den Antrag, nur ein Darlehen von fünf Millionen Franken zu gewähren, dies verbunden mit verschiedenen Bedingungen. Unter anderem solle ein neuer Businessplan, der weniger ambitioniert, aber realistischer ist, erarbeitet werden. In der Abstimmung wurde dieser Antrag aus der Versammlung mit 57 Ja zu 123 Nein klar abgelehnt. Noch deutlicher war im Anschluss die Zustimmung zum Antrag des Gemeinderates, der mit 186 Ja zu 8 Nein gutgeheissen wurde. Damit hat die Versammlung ein Darlehen von maximal sieben Millionen Franken bewilligt und dem Gemeinderat die Kompetenz erteilt, einen entsprechenden Darlehensvertrag mit verschiedenen Bedingungen und Auflagen abzuschliessen. «Wir sind sehr froh, dass sie uns das Vertrauen schenken», sagte Stiftungsratspräsident Hans Moritz und betonte: «Wir haben ein gutes und schönes Alterszentrum.»
Eine Stunde vor der Einwohnergemeinde hat am Mittwoch die Ortsbürgergemeinde getagt. Auch dort ging es um den Rinau-Park, denn das Land, auf dem das Alterszentrum steht, gehört den Ortsbürgern. Sie sprachen sich dafür aus, die Kosten im Zusammenhang mit verunreinigtem Erdreich zu übernehmen. Dafür genehmigten sie einstimmig mit 71 Ja einen Betrag von 909 570 Franken. Damit wird die Kasse der Stiftung ebenfalls entlastet.
Es zeigte sich an diesem Abend: Die Kaiseraugsterinnen und Kaiseraugster stehen hinter dem Alterszentrum Rinau-Park, auch wenn sie dafür tief in die Tasche greifen müssen.