«Es ist toll zu spüren, was der Körper noch kann»
12.02.2025 Wil, MettauertalKarin Zumstegs nächstes sportliches Ziel ist das Eidgenössische Turnfest
Es ist die Freude am Sport, die Karin Zumsteg antreibt. Als junge Frau war sie eine erfolgreiche Siebenkämpferin, welche ihre Ziele mit viel Ehrgeiz verfolgte. Inzwischen ist sie Mutter und engagiert ...
Karin Zumstegs nächstes sportliches Ziel ist das Eidgenössische Turnfest
Es ist die Freude am Sport, die Karin Zumsteg antreibt. Als junge Frau war sie eine erfolgreiche Siebenkämpferin, welche ihre Ziele mit viel Ehrgeiz verfolgte. Inzwischen ist sie Mutter und engagiert sich im Mettauertal für Kinder. Der Sport ist ein Teil ihres Lebens geblieben. 2022 wurde Karin Zumsteg zum ersten Mal Schweizer Meisterin im Steinstossen.
Karin Pfister
Aufgewachsen ist die 42-Jährige auf einem Bauernhof im Weiler Sennhof oberhalb Remetschwil. «Wir hatten einen langen Schulweg, darum hatte ich wohl schon als Kind eine gute Grundkondition.» Als Zehnjährige begann sie beim Leichtathletikverein Wettingen-Baden mit dem Training. «Bis ich 28 Jahre alt war, bestand mein Leben vor allem aus trainieren, schlafen und arbeiten.» Als Siebenkämpferin gehörte sie damals zu den top Fünf in der Schweiz, als Speerwerferin gewann sie im Jahre 2003 einen Schweizer Meistertitel. Sie wurde als Mehrkämpferin zweimal Vizemeisterin, Nordwestschweizer Meisterin und Kantonalmeisterin.
Der Sport sei für sie auch eine Lebensschule gewesen. «Ich habe dort gelernt, hart für ein Ziel zu arbeiten, die Grenzen meines Körpers zu kennen und nach einer Verletzung wieder aufzustehen und weiter zu machen. Während dieser Zeit musste ich auf vieles verzichten, der Sport stand im Vordergrund. Nach meinem Rücktritt trat ich bei den Laubbergguggern ein. Losgelöst von Trainingsplänen hatte ich endlich Zeit, um in den Ausgang zu gehen oder mich mit Freunden zu treffen», erinnert sie sich an diese Phase in ihrem Leben.
Freude als Antrieb
«Als ich nach der Pause wegen meinen Kindern wieder mit Wettkämpfen anfing, habe ich gemerkt, dass es nicht mehr möglich ist, an die Spitzenleistungen von früher anzuknüpfen, der Körper hatte sich verändert.» Inzwischen ist es nicht mehr der Ehrgeiz, sondern die Freude, welche Karin Zumsteg antreibt. «Es ist toll, was der Körper noch alles kann.» Ihre Spitzensport-Karriere sei von verschiedenen Verletzungen geprägt worden. «Wenn ich heute an einem Wettkampf bin, mich gut fühle und Kraft habe wie ein Bär, bin ich glücklich.» Karin Zumsteg trainiert rund drei- bis viermal pro Woche. Einen Trainer hat sie nicht und als mentale Vorbereitung diene ihr die Begeisterung für den Sport. «Ich spüre, dass noch Luft nach oben ist.» Zu ihrer Vita gehört unter anderem der Turnfestsieg in der Kategorie 35+ am eidgenössischen Turnfest in Aarau sowie vierfache Fricktaler Einkampfmeisterin in verschiedenen Wurfdisziplinen wie Schleuderball, Kugelstossen, Steinstossen und Weitwurf sowie mehrfache Podestplätze an kantonalen Steinstossmeisterschaften.
Gefallen am Mix
2019 begann eine kleine Gruppe des TSV Mettauertal mit Steinstossen. «Wir haben nach einer neuen Sportart gesucht und fanden diese Disziplin cool.» Karin Zumsteg wurde vor drei Jahren zum ersten Mal Schweizer Meisterin mit dem 4-Kilo-Stein, 2024 stellte sie mit 12,61 Metern einen neuen Schweizer Rekord auf. «Mir gefällt der Mix zwischen Kraft, Schnelligkeit und der richtigen Technik.» Die Kraft für einen guten Wurf müsse aus den Beinen kommen, deshalb trainiere sie viel Sprint und Sprungkraft. Gerne ist sie im Wald rund um ihren Wohnort auf einem Kraftparcours unterwegs. «Im Sommer trainiere ich oft alleine; im Winter mit dem Verein, unter anderem spiele ich dort Volleyball.»
Einige ihrer Vereinskollegen kennt sie seit deren Kindheit, sie gingen einst bei ihr in den Kindergarten. Seit 19 Jahren ist Karin Zumsteg an der Schule Mettauertal angestellt. Sie wohnt zusammen mit ihrem Mann Dominik Zumsteg und den Kindern Lino und Lisa, die 11 und 8 Jahre alt sind, in Wil. «2005 bin ich für ein Vorstellungsgespräch ins Mettauertal, das ich vorher nicht kannte, gefahren.» Die Stelle als Kindergärtnerin war ihre erste Stelle nach der Ausbildung. Inzwischen ist sie an der Schule mit einem kleinen Teilzeitpensum, dort wo es sie gerade braucht und im Leiterteam des Schulchores tätig. «Es macht mir mega Spass, zusammen mit den 60 Kindern zu proben und aufzutreten.» An der Schule schätzt sie das familiäre Team und den Gestaltungsraum. «Ich empfinde es als Geschenk, Kinder beim Entdecken, Erfahren und Lernen zu begleiten.»
Vielfach engagiert
Zusammen mit ihrem Mann und einem befreundeten Paar organisiert Karin Zumsteg seit zwei Jahren den Wettkampf «De schnellscht Mettauertaler», den das Quartett ins Leben gerufen hat. Die schnellsten Kinder und Jugendlichen können sich für das Kantonalfinale qualifizieren. «Bei uns dürfen auch Erwachsene mitrennen. Im vergangenen Jahr waren einige Mamis und Papis am Start sowie Senioren.» Weitere Engagements von Karin Zumsteg sind «Kreativ Kids», der Workshop wird jeweils am Mittwochnachmittag angeboten, sowie die kleine Noemi. «Mein Gottemeitli verbringt zwei ganze Tage pro Woche hier bei uns.»
«Ich fühle mich sehr wohl im Mettauertal, es ist eine lässige Gemeinde.» Ihr Herz sei in Wil daheim. Dort organisiert sie im Dezember seit vier Jahren auch die Adventsfenster. «Es ist immer schön, wenn man in der dunklen Jahreszeit abends nochmals liebe Menschen treffen und mit ihnen plaudern kann.»
Die nächsten grossen Ziele von Karin Zumsteg sind das Eidgenössische Turnfest in Lausanne diesen Juni – «am liebsten dreimal eine Zehn, im Steinstossen, im Steinheben und im Weitsprung» – sowie die kantonalen Meisterschaften im Steinstossen in Wittnau und die Schweizer Meisterschaften im Steinstossen in Reichenbach (BE), welche ebenfalls diesen Sommer stattfinden.