Ein Buch, das Familien zum Kochen bringt
16.06.2025 Wirtschaft«Wir wollen eine Welt, in der Generationen voneinander lernen können», sagten sich sieben Gymnasiastinnen und Gymnasiasten. Entstanden ist das Kochbuch «Mit Flo um die Welt». Ende Mai zum Miniunternehmen des Jahres gekürt, reist Kiwoko mit den drei Fricktalern ...
«Wir wollen eine Welt, in der Generationen voneinander lernen können», sagten sich sieben Gymnasiastinnen und Gymnasiasten. Entstanden ist das Kochbuch «Mit Flo um die Welt». Ende Mai zum Miniunternehmen des Jahres gekürt, reist Kiwoko mit den drei Fricktalern Anfang Juli nach Athen zum europäischen Finale.
Simone Rufli
Füreinander kochen, miteinander lesen, voneinander lernen, zusammen Spass haben und weniger Zeit vor dem Bildschirm verbringen. «Was gib es Schöneres?», fragen Lorenzo Gysin, Piers Holman und Jonathan Deiss. Die NFZ trifft die drei in einem Sitzungszimmer in der Alten Kantonsschule in Aarau. Vor ihnen liegt das Kochbuch – ihr Kochbuch. «Zuerst dachten wir an Kopfkissen, die wärmen oder alkoholfreie Erfrischungsgetränke, aber bald setzte sich bei uns der Gedanke fest, dass wir unsere Diversität nutzen könnten, um etwas für Kinder zu kreieren, das Spass macht und sie vom Bildschirm wegholt.» Entstanden ist das Kochbuch, das bunt und einladend vor ihnen auf dem Tisch liegt.
Lorenzo Gysin ist in Frick daheim, Piers Holman kommt aus Herznach und Jonathan Deiss wohnt in Gipf-Oberfrick. Alle drei sind 18 Jahre alt. Weiter zum Team gehören Mathéo Page, Ramy Salhab, Anna Tantu und Isabel Fischer. Zusammen sind sie Kiwoko, das Miniunternehmen des Jahres 2025, das die Konkurrenz hinter sich gelassen hat und dazu noch weitere Auszeichnungen entgegennehmen durfte: für das beste Marketing und Management, für die rechtliche Absicherung von geistigem Eigentum. Dazu gab es einen Gutschein für Begleitung und Coaching für ein weiteres Jahr. Ursprünglich 265 Miniunternehmen, reduzierte sich das Feld im Laufe des Jahres kontinuierlich. Im März durfte Kiwoko als einer von zwei Regionalsiegern an die internationale Junior Handelsmesse in Wien. «Wien war unsere erste Geschäftsreise», die drei lachen. Im Final in Zürich, am 23. und 24. Mai waren nur noch die Top 25 zugelassen.
Sieben verschiedene Kulturen
Jedes der sieben Kiwoko-Teammitglieder hat einen anderen kulturellen Hintergrund: Rumänien, Frankreich, Südkorea, USA, Libanon, Grossbritannien und die Schweiz sind da zusammengekommen; aus jedem Land sind zwei Familienrezepte im Kochbuch zu finden. Kochen, lesen, lernen, Spass haben. «Wir verbinden all diese Aktivitäten in diesem Kochbuch, das die Rezepte aus unseren sieben verschiedenen Kulturen mit einer Rahmengeschichte kombiniert und Vorschläge für gemeinsame Aktivitäten macht», nehmen die drei Fricktaler den Faden wieder auf. «Quality time zwischen Generationen», nennen sie das, wenn sich Familien zusammen im Buch vertiefen.
Kiwoko ist nicht einfach ein Kunstbegriff, es ist ein Akronym, steht für «Kinder wollen kochen». Denn davon sind die drei aus eigener Erfahrung überzeugt. «Wichtig ist, dass die Rezepte einfach nachzukochen sind und der Vorgang Schritt für Schritt leicht verständlich beschrieben wird.» Dafür sind die Teammitglieder selbst in die Küche gegangen, haben die Rezepte getestet und wo nötig angepasst. Auch Tests mit Kindern wurden durchgeführt. «Mit Ramys kleinen Brüdern», erzählen sie und schmunzeln. Damit die Kinder das Buch auch ausserhalb der Küche gerne aufschlagen, ist es mit Rätseln durchsetzt und immer dabei ist natürlich der Falke Flo.
Die Erfahrung freiwillig gesucht
Lorenzo Gysin, Piers Holman, Jonathan Deiss und ihre vier Teamkolleginnen und -kollegen haben sich freiwillig für das Programm von Yes angemeldet. Als Kantonsschülerinnen und -schüler im dritten Schuljahr, mit Schwerpunktfach Wirtschaft, reizte sie die Herausforderung, wollten sie die Erfahrung machen, ein Miniunternehmen auf die Beine zu stellen. Von der Teambildung, über Ideenfindung, Investorensuche (mittels Vorbestellungen und Partizipationsscheinen), hin zu Produktion, Verkauf und Marketing – an Herausforderungen mangelte es nicht. Und dann galt es erst noch, überzeugender und gekonnter aufzutreten als die Konkurrenz. «Ein freiwilliger Mehraufwand, weil wir etwas Cooles fanden.» Cool finden es offenbar auch andere. Die erste Auflage von 250 Stück ist bereits verkauft, ebenso die zweite mit 150, weitere Bücher sind nachbestellt.
Von Zürich nach Athen
Um zu gewinnen, musste aber nicht nur das Publikum, sondern auch die Jury von der Geschäftsidee überzeugt werden. Zu diesem Zweck haben Ende Mai alle 25 Final-Teams in der Zürcher Bahnhofshalle während zweier Tage ihre Produkte und Dienstleistungen an ihren Ständen verkauft, Interviews mit Fachpersonen geführt, sowie Bühnenpräsentationen gehalten. Unterstützt und gecoacht wurden die Schülerinnen und Schüler von Yes (Young Enterprise Switzerland). Yes bietet praxisorientierte Wirtschaftsbildungsprogramme für Schulen an, mit dem Ziel, der nächsten Generation praxisnah Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, welche für deren persönliche und beruf liche Zukunft relevant sind.
Und jetzt geht es für die drei Fricktaler und ihre Geschäftspartnerinnen und -partner also wieder auf Geschäftsreise, diesmal nach Athen, vom 1. bis 3. Juli. In Griechenlands Hauptstadt wird Kiwoko die Schweiz am europäischen Finale Gen-E vertreten. «Für diese Reise haben wir das Kochbuch ins Englische übersetzen lassen.» Ganz schön clever diese Jungunternehmer.