«Dynastie Bürgi» geht zu Ende
24.11.2023 BöztalSimon Fürst übernimmt das Kommando von Marco Bürgi
In der 2009 aus fünf Dorffeuerwehren entstandenen Feuerwehr Oberes Fricktal geht die Aera Bürgi zu Ende. Marco Bürgi übergibt das Kommando, welches er von seinem Bruder übernommen hatte, an den ...
Simon Fürst übernimmt das Kommando von Marco Bürgi
In der 2009 aus fünf Dorffeuerwehren entstandenen Feuerwehr Oberes Fricktal geht die Aera Bürgi zu Ende. Marco Bürgi übergibt das Kommando, welches er von seinem Bruder übernommen hatte, an den Profifeuerwehrmann Simon Fürst.
Paul Roppel
Vorläufig wird in der Familie Bürgi aus Zeihen das letzte Kapitel in der Feuerwehrgeschichte geschrieben. «Das Thema Feuerwehr war in unserer Familie stets präsent. Schliesslich war mein Vater 16 Jahre lang Kommandant der Feuerwehr Zeihen und meine drei Brüder traten auch alle in die Feuerwehr ein. Zudem war ich als Kind regelmässig Figurant bei Feuerwehrübungen; damit war das Interesse geweckt und von Feuerwehrerlebnissen geprägt», erzählt der 43-jährige Marco Bürgi der NFZ. «So war es für mich selbstverständlich, dass ich vor 22 Jahren nach der Rekrutenschule in die Dorffeuerwehr eintrat», fügt er an. Das Zusammenarbeiten mit Leuten und die gute Kameradschaft haben ihn motiviert Gruppenführer zu werden und schliesslich die Offiziersausbildung anzugehen. Sein Bruder Reto Bürgi wurde 2008 Kommandant der knapp 40 Leute zählenden Ortsfeuerwehr Zeihen, welche ein Jahr später mit den gleich grossen Ortsfeuerwehren Bözen, Effingen, Elfingen und Hornussen zur Feuerwehrorganisation Oberes Fricktal zusammengeschweisst wurde. «Reto hat die Fusion gemanagt und die neue Feuerwehr gefestigt; das hat mich beeindruckt, deshalb hatte ich meine Bedenken, als er mich 2016 als seinen Nachfolger anfragte», bekennt Marco Bürgi. «Um Familienfilz oder abgekartetes Spiel auszuschliessen, habe ich die Suche nach anderen Kandidaten ausbedungen», zeigt er sein weiteres Dilemma auf.
Drei Kommandanten aus der Familie
Als in der Feuerwehr akzeptierte Führungsperson wurde Marco Bürgi schliesslich auch zum Kommandanten gewählt. «Drei Kommandanten aus der gleichen Familie? Das ist schon nicht alltäglich», schmunzelt der nun Zurücktretende. Ob nun das letzte Kapitel in der «Dynastie Bürgi» tatsächlich geschrieben sei, lässt Marco Bürgi verschmitzt offen. «Wer weiss, vielleicht schreibt sie eine Tochter oder ein Sohn meiner Brüder weiter.»
Bürgi ist stolz auf die gut funktionierende Formation von rund 20 Frauen und 70 Männern. Aus den fünf sehr verstreut liegenden Dörfern lasse sich recht gut rekrutieren – nicht zuletzt wegen der guten Präsenz in den sozia-len Medien – aber das Besetzen von Kaderfunktionen sei schon schwieriger. Im 29 Quadratkilometer grossen Einzugsgebiet liegen 40 abgelegene Höfe, zu denen der Wassertransport eine Herausforderung ist und als Besonderheit der SBB Bözbergtunnel. Neben dem Hauptgebäude in Bözen, wo ein Tanklöschfahrzeug und weitere Fahrzeuge stationiert sind, gibt es in Zeihen ein Magazin mit einem zweiten Tanklöschfahrzeug. Während seiner Amtszeit hat sich die Umgebung politisch stark verändert, denn die vier Gemeinden, ausser Zeihen, haben 2022 zur Gemeinde Böztal fusioniert.
Simon Fürst ist Nachfolger
Bürgi erlebte schwierige Zeiten, in denen Menschen infolge eines Brandes ihr Hab und Gut verloren hatten oder wo jemand während des Einsatzes verstorben ist. «Trotz Debriefing hat es mich beschäftigt, ob die Einsatzkräfte das verarbeitet haben», bekennt er. Andererseits habe ihn die Dankbarkeit der Betroffenen berührt. «Bei Anlässen haben mich strahlende Kinderaugen erfreut; das war motivierend und der wertvollste Sold», sagt er.
Das Fahrzeug für die Verkehrsgruppe wurde 2019 ersetzt und demnächst trifft der Ersatz für das Tanklöschfahrzeug mit Jahrgang 1998 ein. Die angedachte Idee für den Ersatz des Feuerwehrmagazins wird sein Nachfolger weiterverfolgen. Die Ablösung durch den 32-jährigen Simon Fürst sei eine glückliche Konstellation, in der sich dieser schon ein Jahr einleben konnte. Der neue Kommandant ist in Zürich aufgewachsen und kam der Liebe wegen 2015 nach Bözen. «Ich wollte mich hier engagieren, integrieren und ein Umfeld aufbauen», sagt der ausgebildete Sicherheits- und Führungsfachmann, sowie im Krisen- und Notfallmanagement tätige Profifeuerwehrmann, der als Soldat bei der Feuerwehr Oberes Fricktal einstieg und 2021 zum Offizier befördert wurde. Er arbeitet als Standortleiter Intervention in Olten bei der SBB Intervention. Zudem engagiert er sich im Bezirksfeuerwehrverband Laufenburg in der Ausbildung und als Prüfungsexperte in der Schweizerischen Vereinigung für Führungsausbildung. «Die Vielseitigkeit der Feuerwehr und das Teamgefühl sind meine Motivation. Diese Milizorganisation ist wie ein KMU, aber auf freiwilliger Basis, die mit einem guten Offiziersteam umsichtig geführt und auf die Zukunft ausgerichtet werden soll», sagt Fürst zu seinem zusätzlichen herausfordernden Engagement.