Dieser Lothar zeigt Rückgrat
09.05.2024 WittnauFrisch gestärkt, ist der Hölzerne zurück auf dem Limperg
Im Februar wurde er zwecks Überarbeitung ins Dorf hinunter geholt, wo er von Stefan Hort überarbeitet wurde. Dann kam er nach Anwil, wo ihm der Rücken gestärkt wurde. Vor ein paar Tagen nun die ...
Frisch gestärkt, ist der Hölzerne zurück auf dem Limperg
Im Februar wurde er zwecks Überarbeitung ins Dorf hinunter geholt, wo er von Stefan Hort überarbeitet wurde. Dann kam er nach Anwil, wo ihm der Rücken gestärkt wurde. Vor ein paar Tagen nun die Rückkehr auf den Limperg – auf die Wald-Weide von Hans Ryhner.
Simone Rufli
Hans Ryhner, Waldbesitzer in Wittnau, erinnert sich noch gut an das Bild der Zerstörung, das er auf dem Limperg angetroffen hat. Es war der 26. Dezember 1999, als ein zerstörerischer Sturm übers Land zog. Die Spur der Verwüstung, die «Lothar» hinterliess, immens – auch im Fricktal, auch im Wald von Wittnau, besonders schlimm auf dem Limperg zwischen Wittnau, Rothenfluh und Anwil. «Hier stand ein stinknormaler Wald mit vielen Rottannen. Die wurden alle geknickt. Einzig die grossen Buchen hier überlebten den Sturm.» Das Durcheinander auf dem Waldboden damals – ein Festessen für den Borkenkäfer. Und eine nicht enden wollende Arbeit für die Waldbesitzer.
Ein lichter Weidewald
Da kam «Wellen-Erhard», wie ihn der Dorfpfarrer nennt, gerade recht. Zusammen mit Fritz Schaffner fing Erhard Spiess an, Wellen zu machen – «Tausende», wie Hans Ryhner betont. Noch schneller aber waren die Brombeeren und Disteln, die alles zu überwuchern begannen. Nach Rücksprache mit dem Förster griff Hans Ryhner zum Mäher. Aus dem Tannenwald wurde ein lichter Weidewald. Mit Bäumen für jedes der 13 Grosskinder und einer nie dagewesenen Vielfalt an Baum- und Pflanzenarten: In Nachbarschaft zu Tulpenbaum, Eisbeere, Zürgelbaum und Kupfer-Felsenbirne findet sich etwa eine Betula humilis (Strauchbirke); «der einzige Baum, der die letzte Eiszeit überlebt hat», wie Hans Ryhner nebenbei bemerkt. Auch Mispel und Speierling sind zu bestaunen, eine Pinien-Art aus der Toskana und selbst eine Schweizerhose findet sich nun auf dem Limperg. Eine seltene und gestreifte Birnensorte, die ihren Namen den Uniformhosen der Schweizergardisten verdankt.
Restauriert und sichtbar
Und mitten in dieser illustren Gesellschaft steht jetzt also auch Lothar. Stefan Hort, Zimmermann und Holzbildhauer aus Wittnau, hat dem Sturm «Lothar» vor 25 Jahren ein Gesicht gegeben, indem er aus den Überresten einer umgestürzten Weymouth-Föhre eine pausbäckiglodernde Skulptur geschnitzt hat. Und diese brauchte jetzt, im 25. Jahr nach dem Orkan, eine Auffrischung (vgl. NFZ vom 26. März). Und weil Lothar am alten Standort versteckt war und von herabfallenden Ästen hätte erschlagen werden können, bot Hans Ryhner nicht nur an, für die Kosen der Restauration aufzukommen, er stellte auch einen neuen und gut sichtbaren Standort zur Verfügung. Das wiederum führte dazu, dass die Skulptur Stütze und Sockel brauchte.
Von der Sohle ins Gesicht gebohrt
Dank Mauro Cortiula und Baschi Schaffner hat Lothar nun Rückgrat. Die zwei Werkzeugmacher aus Anwil haben dem Stürmischen mit einem eigens dafür hergestellten Spezialbohrer von 1,5 Metern Länge von der Sohle bis ins Gesicht gebohrt und eine Eisenstange in seine Mitte platziert. Vor ein paar Tagen wurde die Skulptur platziert, am Samstagmorgen seine Auferstehung im Beisein aller Beteiligten gefeiert. Der Skulptur zur Seite hat Hans Ryhner eine japanische Schirmtanne gepflanzt. Nur dem Namen nach ein Exot, wie er erklärte: «Dieser Baum war hier schon heimisch als noch Saurier herumspazierten.» Lothar und die Biodiversität auf Ryhners Wald-Weide sollen nämlich nicht nur die Spaziergänger erfreuen, «es soll sich auch zeigen, welche Bäume mit den veränderten klimatischen Bedingungen am besten zurechtkommen».