«Die Kinder haben sich sehr gefreut, dass wir auf den Hof ziehen»
21.01.2024 WittnauMit Freude und Dankbarkeit wurde der Wittnauer Erlenhof übergeben. Nadine und Carlo Schmid übernehmen den Betrieb von Herbert und Helen Schmid, die weiterhin auf dem Hof tätig sein werden. Der Erlebnishof soll im gewohnten Stile weitergeführt werden.
Karin ...
Mit Freude und Dankbarkeit wurde der Wittnauer Erlenhof übergeben. Nadine und Carlo Schmid übernehmen den Betrieb von Herbert und Helen Schmid, die weiterhin auf dem Hof tätig sein werden. Der Erlebnishof soll im gewohnten Stile weitergeführt werden.
Karin Pfister
Vom Hof ins Dorf und umgekehrt. Bei Familie Schmid aus Wittnau wurde im Dezember und Januar gezügelt. Helen und Herbert Schmid sind zusammen mit Hofhund Nando ins Dorf gezogen; Nadine und Carlo Schmid zusammen mit ihren Kindern Eline, Leonidas und Linda vom Dorf auf den Hof. Grund dafür ist die Hofübergabe aufgrund von Herbert Schmids bevorstehender Pensionierung. Offiziell übergeben wurde der Hof von der älteren an die jüngere Generation auf den 1. Januar. Der Übergabe voraus ging ein mehrjähriger Prozess. Nadine und Carlo Schmid sind schon seit mehreren Jahren aktiv in die strategischen Entscheidungen einbezogen worden, konnten die Ausrichtung des Hofes mitgestalten sowie auch den Markt- und Webauftritt (www.erli.ch) auf bauen. «Für unsere Gäste und die Kundschaft ändert sich nichts», sagt Helen Schmid. Die Hofübergabe sei von aussen nicht sichtbar, aber: «Intern wurden die Aufgaben anders verteilt.» Herbert Schmid konnte die gesamte Administration an seinen Sohn Carlo Schmid übergeben. Er wird aber auch in Zukunft täglich auf dem Hof tätig sein.
Bauer und Bauzeichner
Carlo Schmid hat Bauzeichner gelernt und Bauingenieurswesen studiert. Nebst dem Einsatz in der Landwirtschaft bleibt er weiterhin als Bauingenieur tätig. «Die Vorstellung, dass der Hof verkauft werden könnte, wenn niemand weitermacht, hat mich geschmerzt», sagt er. Darum habe er vor rund zehn Jahren die Ausbildung zum Landwirt EFZ absolviert. Ehefrau Nadine Schmid ist gelernte Detailhandelsfachfrau und hat im Hinblick auf die Übernahme die Bäuerinnenschule absolviert.
«Wir werden den Hofladen gemeinsam führen», sagen Helen und Nadine Schmid. Letztere steht jeden Samstagmorgen schon früh in der Backstube, um frisches Bauernbrot und Zöpfe zu backen. Zum Erlenhof mit rund 45 Hektaren Land gehören ein Rebberg, Ackerbau, eine knapp 80-köpfige Mutterkuhherde sowie Zwergziegen, Alpakas, Hühner und Kaninchen. Aus den Trauben des eigenen Rebbergs entstehen die beliebten Erlkönig-Weine. Das vielfältige Sortiment des Hofladens besteht aus Rindfleisch, Spirituosen, saisonalem Obst, Konfitüren, Eingemachtem, Rapsöl sowie zahlreichen Kürbissorten. Ab Juli ist jeweils das Blumenfeld geöffnet, auf dem unter anderem Sonnenblumen, Dahlien, Astern, Gladiolen und Ringelblumen geschnitten werden können. Der Laden ist jeden Tag geöffnet und funktioniert grösstenteils über Selbstbedienung. «Das funktioniert gut. Viele Kundinnen und Kunden bezahlen mit Twint», sagt Herbert Schmid. Auch für Buchungen von Gästegruppen für Hochzeitsapéros, Geburtstage oder Firmenanlässe ist der Erlenhof vorbereitet.
Erbaut wurde der Erlenhof 1981 von Herbert Schmids Eltern Karl und Olga; Herbert und Helen Schmid übernahmen ihn 1991 und entschlossen sich 2005, mit Volg zusammenzuarbeiten und am Programm «Naturena» teilzunehmen. Damit wurde aus dem Erlenhof ein Erlebnishof. Während den Sommermonaten ist der Hof täglich für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Sie benützen den Spielplatz, können sich auf einem Rundgang selbstständig den Hof ansehen, die Hoftiere treffen, sich auf Infotafeln über die Landwirtschaft informieren, die hofeigenen Produkte im Hofladen kaufen und sich verpflegen. Das Angebot werde einerseits von jungen Familien aus der näheren Umgebung genützt, die regelmässig auf den Spielplatz kommen, sowie von Besuchenden aus der ganzen Schweiz. «Pro Saison haben wir rund 2000 bis 3000 Gäste», schätzt Herbert Schmid.
Vielseitig und abwechslungsreich
«An der Landwirtschaft gefällt mir, dass hinter der Arbeit ein tieferer Sinn liegt, sagt Helen Schmid. «Wir tragen dazu bei, Grundbedürfnisse der Menschen zu erfüllen». Wichtig sei ihr die Nachhaltigkeit und die Sorgfalt im Umgang mit den Lebensmitteln. «Dies war einer der Gründe, warum wir den Hof fürs Publikum geöffnet haben. Wir möchten zeigen, wie landwirtschaftliche Produkte produziert werden.»
Sie spüre Freude und Dankbarkeit, sagt Helen Schmid. Sie findet es schön, dass es weitergehe und dass alle vier Beteiligten den Prozess der Hofübergabe zusammen gestalten konnten. Freude herrscht auch bei den Nachfolgern und den Enkelkindern. Diese haben jetzt zwar einen etwas weiteren Schulweg als vorher, aber: «Die Kinder haben sich sehr gefreut, auf den Hof zu ziehen.» Momentan seien alle dabei, sich einzuleben und in ihren neuen Rollen einzufinden. Für Carlo Schmid ist der Hof auch ein guter Ausgleich zu seinem Bürojob; er ist gerne draussen und schätzt das Zusammensein mit den Tieren. Nadine Schmid freut sich auf die Vielseitigkeit und die Abwechslung, welche mit der Führung eines Bauernhofs verbunden sind. «Ich fertige zum Beispiel gerne Geschenke mit den selbst produzierten Lebensmitteln an. Zudem arbeite ich gerne im Rebberg und geniesse die Ruhe dort.»

