Morgen Freitag schliesst das «Rössli» in Hellikon seine Tore. Wie es mit einem der letzten Restaurants im Tal weitergeht, ist noch unklar. Bis jetzt hat sich kein neuer Pächter gefunden.
Janine Tschopp
«Schon mit 15 habe ich hier serviert, nun bin ...
Morgen Freitag schliesst das «Rössli» in Hellikon seine Tore. Wie es mit einem der letzten Restaurants im Tal weitergeht, ist noch unklar. Bis jetzt hat sich kein neuer Pächter gefunden.
Janine Tschopp
«Schon mit 15 habe ich hier serviert, nun bin ich 59. Jetzt reicht‘s», sagt Manuela Hasler. Seit ihrer Kindheit ist die Hellikerin mit dem «Rössli» verbunden. «Mein Grossvater, er war ursprünglich aus Schinznach, hat das Restaurant 1958 ersteigert.» 22 Jahre später ging das «Rössli» an seine Tochter. «Als meine Mutter das Restaurant 1980 übernahm, begann ich hier im Service zu arbeiten.» 24 Jahre später, am 21. Oktober 2004, stiegen Manuela Hasler und ihr Mann Seppi als Pächter ein. Und nun, nach fast 20 Jahren, ist Schluss für die Haslers.
«Ich habe schon länger Probleme mit der Bandscheibe», nennt Manuela Hasler einen gesundheitlichen Grund fürs Aufhören. Ein weiterer ist, dass sie nach dieser langen Zeit genug hat vom Wirten und sich auf einen ruhigeren Lebensabschnitt mit mehr Freiheit freut.
Vieles habe sich in den letzten Jahrzehnten, speziell seit Corona, verändert, erzählt das Wirtepaar. Generell gebe es immer weniger Leute, welche ins Restaurant kommen. Und spätestens um 20 Uhr sei die Gaststube meistens leer. Es sei denn, es habe sich ein Verein angemeldet.
Viele schöne Erinnerungen
Auch wenn das Wirten in den letzten Zeiten nicht einfacher geworden ist, erinnern sich Manuela und Seppi Hasler gerne an viele schöne Momente, welche sie zusammen mit ihren Gästen erleben durften. Helliker Vereine und Stammgäste sind dem «Rössli» in all den Jahren treu gewesen. «Dafür möchten wir allen ganz herzlich danken.» Es sei manchmal auch richtig wild zu und her gegangen in der Gaststube, und dies nicht nur an der Fasnacht. Früher habe es auch einige Gäste gegeben, welche sich im «Rössli» zum Jassen getroffen haben. «Wenn die Bauern den Milchzahltag erhalten hatten, war hier immer viel los», lacht Seppi Hasler. Er erinnert sich auch an Zeiten, als das Militär im Dorf war. «Einmal sind sie hier in der Gaststube sogar mit dem Töffli herumgefahren, und es hat einen Riesenrauch gegeben», erzählt Seppi Hasler von Gegebenheiten, die sich heute niemand mehr vorstellen kann.
Die Tage sind gezählt
Heute Donnerstag hat die «Gugge Hellikä» noch ihre Generalversammlung im «Rössli» und morgen Freitag wird die Gaststube zum letzten Mal geöffnet. Dann ist Schluss. Ist dies nicht auch traurig für Manuela und Seppi Hasler? «Doch», ist sich das Paar einig, «es sind auch einige Tränen geflossen.» Die Wirtin fügt an: «Besonders als die Helliker an der Fasnacht zum letzten Mal ‹Ciao Amore› für uns gespielt haben.»
Für das Wirtepaar beginnt nächste Woche also eine vollkommen neue Ära. Und was passiert mit dem «Rössli»? «Seit einigen Monaten suchen wir einen Pächter, aber wir sind noch nicht fündig geworden», erklärt Seppi Hasler. Und wenn sich auch in Zukunft niemand finden würde, der eine der letzten Beizen im Wegenstettertal pachten will? Seppi Hasler führt aus: «Dann müssen wir uns weitere Optionen überlegen. Dies könnte zum Beispiel eine andere Nutzung der Liegenschaft oder auch ein Verkauf sein. Bis Ende Jahr werden wir aber sicher noch nach einem Pächter suchen. Denn wir möchten doch auch auf keinen Fall, dass unser Dorf ihre Beiz verliert.»