«Das Lädeli ist ein sozialer Treffpunkt»
21.02.2024 IttenthalFast die gesamte Bevölkerung der damals noch eigenständigen 200-Seelen-Gemeinde Ittenthal zeichnete vor 20 Jahren einen Anteilschein bei der neu gegründeten Ladengenossenschaft. Damit war das Überleben des Üttleter Dorflädelis gesichert. Seit 20 Jahren ...
Fast die gesamte Bevölkerung der damals noch eigenständigen 200-Seelen-Gemeinde Ittenthal zeichnete vor 20 Jahren einen Anteilschein bei der neu gegründeten Ladengenossenschaft. Damit war das Überleben des Üttleter Dorflädelis gesichert. Seit 20 Jahren präsidiert Peter Kalt die Genossenschaft.
Susanne Hörth
1932 erwarb die landwirtschaftliche Genossenschaft Ittenthal an der Dorfstrasse ein Gebäude, um darin Depot- und Lagerräumlichkeiten zu erstellen. Heute wird in dem Gebäude nicht mehr gelagert, sondern gelebt. Peter Kalt hat das ehemalige Depot schon vor einigen Jahren zu einem schmucken Eigenheim umgebaut. Will Kalt einkaufen, so muss er dafür nur gerade die Strasse queren und schon steht er vor dem kleinen Üttleter Dorflädeli. Die einstige «Gnossi» ist schon lange nicht mehr Teil der landwirtschaftlichen Genossenschaft, sondern Hauptaufgabe der vor 20 Jahren gegründeten Ladengenossenschaft Ittenthal.
Mehr als ein Ort zum Einkaufen
Der Dorfladen sei weit mehr als ein Ort zum Einkaufen von Gütern des täglichen Bedarfs. «Es ist ein wichtiger Treffpunkt für die Leute. Ein Ort, wo man auch einfach einen kurzen Schwatz abhalten kann», setzt hier Peter Kalt an. Er präsidiert seit der Gründung vor 20 Jahren die Ladengenossenschaft Ittenthal. Gegründet wurde diese, weil der Volg-Laden in Kaisten das kleine Geschäft in der damaligen Nachbargemeinde – heute Ortsteil von Kaisten – aufgrund der kleinen Bestellmengen nicht mehr belieferte. Ein Ende ihres Lädelis wollte das Verkaufsteam nicht einfach hinnehmen. Es wandte sich an Peter Kalt, damaliger Gemeindeammann von Ittenthal. Mit ihm wuchs die Idee einer eigenen Ladengenossenschaft. «Damals sind wir als Dorf zusammengekommen, um unseren Laden zu retten», erinnert sich Kalt. «Wir haben bei rund 200 Einwohnern ein Kapital von etwas über 20 000 Franken zusammen bekommen.» Die Dorfgemeinschaft habe an die Rettung geglaubt und sich mit 100 Franken pro Anteilschein beteiligt. Ohne das Aufnehmen eines Darlehens ging es dennoch nicht. «Wir mussten ja auch noch Waren einkaufen, um überhaupt starten zu können.» Der Laden sei von Anfang an geschätzt worden. Bei Alt und Jung gleichermassen. Von den Älteren, weil sie nicht mehr so mobil sind. Bei den Kleinen erwähnt Kalt das Erlernen des Einkaufens. «So etwas ist in grossen Läden ja kaum mehr möglich. Bei uns werden die Kleinen wie die Grossen behandelt. Jedes Kind kann Fragen stellen, selbst bezahlen, erhält eine Quittung und dies alles ohne Stress.»
Das Gebäude, in dem sich der Laden befindet, gehört der katholischen Kirchgemeinde Ittenthal. Sie stellt die Verkaufsräumlichkeiten gratis zur Verfügung. Einen Zeithorizont gebe es nicht, so Peter Kalt.
Viele Herausforderungen
Trotz all seiner Vorzüge hatte der Ittenthaler Genossenschaftsladen in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer wieder ums Überleben kämpfen müssen. Wäre angesichts der insgesamt doch schwachen Umsatzzahlen, schwierigen Lieferantensuche und anderen Herausforderungen ein Aufgeben nicht manchmal der ein fachere Weg gewesen? Kalt nickt: «Es wäre sicher mehrfach einfacher gewesen, den Kopf in den Sand zu stecken und aufzuhören. Im Vorstand waren wir uns aber einig, dass wir um unseren Laden kämpfen, bis es einfach absolut nicht mehr möglich ist. Erst dann geben wir den Schlüssel ab.»
Unterstützung der Gemeinde
«Auch der Gang an die Gemeinde ist uns nicht leichtgefallen, da wir es bisher geschafft haben, ohne diese Unterstützung zu überleben. Aber wir wussten, wir benötigen Kapital, welches wir nicht erwirtschaften können.» Im Sinne ihrer anstehenden Altersstrategie hatte der Gemeinderat Kaisten auf Anfrage des Genossenschaftsvorstands beschlossen, den Laden mit maximal 10 000 Franken jährlich zu unterstützen. Die Gemeindeversammlung hat dafür im November grünes Licht erteilt. Rückblickend auf diese sehr gut besuchte Versammlung meint Kalt: «Sehr gefreut hat mich das Votum eines Versammlungsteilnehmers. Er sagte, es gehe nicht nur um Umsatz pro Kunde, sondern auch um Lebensqualität. Das hat sicher dazu beigetragen, dass die GV dem Antrag des Gemeinderates nach einer langen Diskussion am Ende zugestimmt hat.»
Selbstverständlich werde das Jubiläum gefeiert, sagt Kalt. «Wir planen für den 22. Juni ein Ladenfest. Das Lädeli wird 20 Stunden geöffnet sein. Die Strasse vor dem Laden wird gesperrt, so dass wir einige Stände aufstellen können.» Mehr will er im Moment noch nicht verraten.