«Das ist höchste Kultur in nächster Nähe»
21.05.2024 HerznachDavid Kläusler aus Ueken hat grosses Interesse an Geschichte
Schon als Kind sei er fasziniert gewesen vom Bergwerk und hätte so gerne gewusst, was sich hinter dem Stolleneingang, der damals noch nicht zugänglich war, verbirgt. David Kläusler leitet neu den ...
David Kläusler aus Ueken hat grosses Interesse an Geschichte
Schon als Kind sei er fasziniert gewesen vom Bergwerk und hätte so gerne gewusst, was sich hinter dem Stolleneingang, der damals noch nicht zugänglich war, verbirgt. David Kläusler leitet neu den Bergwerksverein und führt die Reihe «Zu Gast im Stollen» mit bekannten Persönlichkeiten aus verschiedensten Bereichen ein.
Karin Pfister
«Das ist höchste Kultur in nächster Nähe», sagt David Kläusler. Geschichte aus der Region interessiert ihn schon seit er klein ist und er möchte aktiv dazu beitragen, Vergangenes sichtbar zu machen. Seit einem Jahr präsidiert David Kläusler den Verein Eisen und Bergwerke. Gegründet wurde dieser im Jahre 2004 mit dem Ziel, die Geschichte des Erzabbaus im oberen Fricktal zusammen mit der Geologie und der Landschaft bewusster zu machen. Insbesondere solle die nationale Bedeutung der Eisenerzgewinnung als Rohstoff, als auch die wirtschaftliche Bedeutung für die Region als grösster Arbeitgeber in den 1930er-Jahren sowie während des Zweiten Weltkrieges, aufgezeigt werden. Ein weiteres Ziel ist das Suchen, Präparieren und Ausstellen von Fossilien. Schon von weitem zu sehen ist das grosse Bergwerkssilo oberhalb des Dorfes, das sich in Privatbesitz befindet und ein Bed and Breakfast beherbergt. Daneben ist das für die Öffentlichkeit zugängliche Museum und ein paar Meter entfernt der Eingang zum Stollen, der bis nach Ueken führt, aber erst auf den ersten 100 Metern zugänglich und seit zwei Jahren sogar mit der Bergwerksbahn befahrbar ist.
Gästezahlen steigen jedes Jahr
Rund 100 Führungen fanden im vergangenen Jahr statt, dazu kommen die offenen Sonntage. «Wir hatten 2023 total 3000 bis 3500 Besucherinnen und Besucher, der Trend geht nach oben und die Gäste reisen aus der ganzen Schweiz an.» Die offenen Sonntage ziehen jeweils rund 100 bis 200 Besucherinnen und Besucher an. «Wir haben nun zum ersten Mal Werbung auf den Bildschirmen im Postauto geschaltet, was uns viele neue Gäste gebracht hat.» Vorstellbar sei es in Zukunft, diese Werbung gezielt in den verschiedenen Regionen der Schweiz zu zeigen. Vertieft wurde in den vergangenen Monaten auch die Zusammenarbeit mit dem Jurapark.
Um den Gästeansturm bewältigen zu können, wurde neu eine Geschäftsführerin angestellt. Manuela Reimann wohnt in Herznach und bearbeitet neu alle Buchungen. «Wir möchten auf Anfragen zeitnah reagieren können, was für mich schwierig ist, da ich Vollzeit arbeite. Manuela Reimann ist Familienfrau und im Homeoffice tätig. Sie hat einen kaufmännischen Hintergrund und hat das ganze System professionalisiert, was ein grosser Mehrwert ist», erläutert David Kläusler.
Neu eingeführt wurde auch, dass die Führerinnen und Führer – es sind zirka 20, die meisten pensioniert – eine Spesenentschädigung erhalten. Vieles im Verein – auch die Arbeit des Präsidenten – sei ehrenamtlich organisiert. «Wir möchten mit der Spesenentschädigung unsere grosse Wertschätzung für den Einsatz der Führerinnen und Führer zum Ausdruck bringen.» Platzmässig am Anschlag sei auch das Museum, der Verein ist momentan am Evaluieren eines neuen Standortes mit einem grösseren Gebäude. Das nächste konkrete Bauprojekt ist die Überdachung des Stolleneinganges; veranstaltungsmässig soll im Spätherbst eine neue Reihe eingeführt werden. Diese nennt sich «Zu Gast im Stollen»; die Idee sei, dass bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Kunst und Wirtschaft ein Referat halten. «Zu gegebener Zeit werden wir kommunizieren, wer der erste Gast ist und wann die Veranstaltung stattfindet.»
David Kläusler führt in Herznach eine Schreinerei mit Antikschreinerei und ist sich Vorstandsarbeit aus seinen zahlreichen weiteren Engagements wie zum Beispiel beim lokalen und kantonalen Gewerbeverein /-verband oder der Wohnbaugenossenschaft Herznach-Ueken gewöhnt. Er amtete ausserdem 17 Jahre lang als Kantonalpräsident des Schreinermeisterverbandes. «Ich konnte mir während dieser Zeit im Aargau ein gutes Beziehungsnetz aufbauen, das nun sicher auch dem Bergwerk zugutekommt.»
Rösli-Haus originalgetreu restauriert
Zusammen mit seiner Frau Cornelia hat David Kläusler – die beiden haben drei erwachsene Kinder – noch ein weiteres Hobby mit historischem Bezug. Das Ehepaar hat vor über zehn Jahren das Rösli-Haus in Oberherznach gekauft, unter Denkmalschutz stellen lassen und in aufwändiger Arbeit originalgetreu restauriert. Es ist ein Biedermeier-Haus und wurde bis in die 90er-Jahre von Rosa (Rösli) Leimgruber bewohnt. Das Haus verfügt über eine schlichte Stube mit Kachelofen, eine Schlafkammer sowie eine einfache Küche mit Holzherd. Im Estrich wurde eine weitere kleine, unbeheizte Kammer eingebaut. Im Keller befinden sich neben dem Plumsklo auch Vorratsräume und eine Boutique, in der einst vermutlich eine Schuhmacher-Werkstatt war. Das Rösli-Haus ist eine Art Museum, im Innern ist zu sehen, wie sich die Bausubstanz über die Jahre verändert hat. «Wir öffnen das Rösli-Haus ab und zu für Veranstaltungen», sagt Kläusler. Geschichte ist ihm wichtig, er ist auch Mitglied der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde und er möchte sowohl mit dem Bergwerk wie auch mit dem Rösli-Haus aktiv dazu beitragen, dass Vergangenes nicht vergessen wird.
Offene Sonntage im Bergwerk; 2.Juni/7.Juli/ 4.August/1.September/6.Oktober, jeweils von 13 bis 17 Uhr. Weitere Infos: www.bergwerkherznach.ch