Beim Schenken mehr denken
16.12.2025 Leserbriefe«Eine Rheinfelder Eiche für den Stadtammann». NFZ vom 11.12.25
Man kennt das Problem vom Möhliner-Kreisel: Die Betonklötze, die dort als Geschenk der Rheinsaline aufgestellt werden sollen, würden besser nicht geschenkt, weil die ...
«Eine Rheinfelder Eiche für den Stadtammann». NFZ vom 11.12.25
Man kennt das Problem vom Möhliner-Kreisel: Die Betonklötze, die dort als Geschenk der Rheinsaline aufgestellt werden sollen, würden besser nicht geschenkt, weil die Beschenkten damit nicht beglückt werden – vorsichtig ausgedrückt. Wenn die Ortsbürger dem scheidenden Gemeindeammann eine Eiche schenken wollen, verfehlt dies auch sein Ziel. Herr Mazzi hat sicher viele Tugenden, diese gelten aber ebenso bestimmt nicht seinem Einsatz für den Wald. Die Bewohner der Alten Saline wissen noch, wie sehr sich der jetzt Beschenkte für die Abholzung des benachbarten Wäberhölzlis einsetzte, und wie aufwendig der Kampf gegen dieses unvernünftige Projekt war. Auch später musste man eigentlich immer «Gewehr bei Fuss» bereit sein, um auf neue und teilweise absurde Eingriffe in den quartiersnahen Wald zu reagieren. Dabei gehören die Ortsbürger mit ihrem Wald in den Zuständigkeitsbereich des Ammanns, den man aber kaum je im Wald sah. Ihn jetzt mit einem Baum zu ehren, ist deshalb nicht nachvollziehbar, man ehrt ja nicht den Schwachpunkt eines Magistraten. Dem Schreibenden kommt dabei sein Schulkamerad Xaver (Name geändert) in den Sinn. Ihm gelang im Fach Chemie keine Note über der Drei. Als der Chemielehrer ihm wieder einen verunglückten Test zurückgab, verband er dies mit den Worten: «Wir bleiben gute Freunde, Xaver, aber versprechen Sie mir, dass Sie nie Chemie studieren werden». Ein ähnlicher – aber waldbezogener – Rat müsste auch Herrn Mazzi für seine weiteren Tätigkeiten ausgesprochen werden. Herrn Mazzi fehlt ganz einfach das Gefühl für das Wesen (Ökosystem) des Waldes.
Was nicht einleuchtet: Herr Mazzi hat ja wirklich viel Positives geleistet, und dort müsste ein Geschenk eigentlich einhaken. Beispielsweise wäre ein vergoldetes Holzmodell des geplanten Fussgängersteges ein wirklich angemessenes Geschenk gewesen: Er hat bei diesem Projekt tapfer und unermüdlich bis zum bitteren Ende gekämpft. Dieser unbeirrte Einsatz verdiente wirklich ein Geschenk, das präzise die Kämpfernatur Herrn Mazzis würdigte. Diese Chance haben die 300 Ortsbürger verpasst. Aber vielleicht kann die Idee eines Baumgeschenkes dereinst für die neue Gemeindepräsidentin wieder aufgegriffen werden. Wir in der Alten Saline würden natürlich aufatmen, wenn die Juristin eine Waldaffinität entwickelte, die zu einer wirklich modernen Waldwirtschaft beitragen könnte. Das Quartier der «Alten Saline» wäre restlos erfreut, die vielen anderen Waldgänger ebenfalls. Damit wäre dann ein Baumgeschenk auch eine verdiente Geste.
JÜRG KELLER, RHEINFELDEN
