Anonyme Stimmen sind ungültig
12.09.2025 Kommentar, ZeiningenBürgerkomitee ohne Namen – ein Kommentar
Ronny Wittenwiler
Der Gemeinderat Zeiningen hat sich verrannt. Ein Bürgerkomitee, das die Gemeindepräsidentin anonym zum Verzicht auffordert, zeigt sich noch orientierungsloser.
Die Auflösung des Arbeitsverhältnisses mit einem Hauswart der Gemeinde Zeiningen hat die Lehrerschaft im Ort dazu veranlasst, den Gemeinderat in einem offenen Brief dafür zu kritisieren. Dass sich die Exekutive zuerst in Schweigen hüllte, dürfte die schlechtere Variante gewesen sein, als dann doch noch – wenigstens im Rahmen der oft von Juristerei geprägten Möglichkeiten – Stellung zu beziehen (vgl. NFZ von gestern).
Zu diesem Zeitpunkt sind aber bereits andere in die Debatte eingestiegen: Personen, die sich als sogenanntes Bürgerkomitee zu verstehen geben und einer anderen Zeitung ihren Unmut über die Gemeindepräsidentin in den Notizblock diktierten. Sie seien mit der Arbeit der Gemeindepräsidentin schon länger unzufrieden, die Freistellung des Hauswarts habe das Fass nun zum Überlaufen gebracht – denn es sei nicht die erste fragwürdige Entlassung in der Gemeinde. Dann erklärte die Gruppe, Gemeindepräsidentin Taufer dazu bewegen zu wollen, auf eine weitere Kandidatur zu verzichten.
Das Irritierende daran, und es geht in diesem Hauswart-Streit geradezu unter: Das Bürgerkomitee, das damit medial zu Wort kommt und quasi den Kopf von Gemeindepräsidentin Gisela Taufer fordert – es tut das ohne eigenen. «Namentlich genannt werden wollen die Personen der Gruppierung nicht», heisst es stattdessen und wenn wir schon bei der martialischen Sprache (Kopf fordern) sind, so darf man doch feststellen: Zeiningen ist nicht Nordkorea, und wer derart öffentlich Kritik übt, sich dabei das Etikett Bürgerkomitee gibt – der sollte auch mit Namen hinstehen, statt sich anonym zitieren zu lassen. «Muss die Gemeindepräsidentin aufhören?», wird da schon mal gefragt. Die Antwort ist einfach: nein, muss sie nicht. Sie muss aber vieles anderes. Sich als Person in ihrer Funktion Fragen gefallen lassen, die bisweilen unangenehm sind. Werden daraus aber dezidierte Angriffe mit unbekanntem Absender, dann ist das keine gute Entwicklung. Und ohnehin, mit der anonymen Forderung, die Gemeindepräsidentin solle nach diesem jüngsten Vorfall abdanken, untergräbt das Bürgerkomitee massiv die Autorität der restlichen Gemeinderäte: vier Mitglieder, die sich nicht einmal trauen, mit ihrer potenziellen Mehrheitsmeinung einer Ratskollegin Paroli zu bieten? Wohl kaum.
Und so bleibt die Zuversicht, dass man weiter hinstehen und seine Meinung sagen kann. Zum Beispiel, dass der Gemeinderat mit seinem ursprünglich konsequenten Schweigen keine gute Figur gemacht und sich damit verrannt hat. Ein Bürgerkomitee aber, das anonym die Gemeindepräsidentin zum Verzicht auffordert, zeigt sich noch orientierungsloser. Als wären Wahlen nicht gut genug, an denen jeder seine eigene, freie Entscheidung treffen kann. Am 28. September ist es in Zeiningen soweit.
Aber Vorsicht, anonyme Stimmen sind ungültig.