Täglich neue Notfälle

  21.10.2022 Kaisten

Alltägliche Notfälle in einem immer aufregenden Hof-Alltag

Kater Ares irrte monatelang in Magden umher. Vollkommen entkräftet im Bach liegend, wurde er vor ein paar Tagen gerettet und zum Tierarzt gebracht. Nun kann er seinen Lebensabend auf dem Kaister Tierlignadenhof verbringen. Ebenso eine in einem schäbigen Käfig im Wald ausgesetzte Zuchtratte.

Susanne Hörth

«Wenn mich ein Tierarzt anruft und sagt, er habe einen Kater, den der Besitzer einschläfern lassen will, einfach weil er schon älter, ansonsten aber gesund ist, dann sage ich bestimmt nicht nein, wenn der Arzt fragt, ob wir das Büsi aufnehmen würden.» Stefanie Sutter holt an dieser Stelle tief Luft, versteht nicht, warum ein altes Tier plötzlich nicht mehr willkommen ist. Seit ein paar Tagen ist dieser Kater nun Teil der grossen Gemeinschaft auf dem Kaister Tierlignadenhof und einer von zwölf Katzennotfällen innert der vergangenen vier Wochen. «Eine der traurigsten Geschichten ist dabei unser letzter Zuzug. Am letzten Freitag, um kurz vor 16 Uhr, erhielten wir einen Anruf von einer Mitarbeiterin des Werkhofs in Magden. Sie hätten ein sehr geschwächtes Büsi gefunden. Es lag im Bach.» Die Katze, so erfuhr Stefanie Sutter, streune bereits seit einigen Monaten scheinbar heimatlos in diesem Magdener Quartier herum und erbettle sich Futter bei einem naheliegenden Restaurant.

Das komplett abgemagerte, kraftlose Büsi wurde zum Tierarzt gebracht, um es dort von seinen scheinbaren Leiden erlösen zu lassen. Doch auch da habe der Tierarzt festgestellt, dass der Kater zwar schon älter, sicher sehr geschwächt, aufgrund seines allgemein guten Gesundheitszustands aber durchaus lebensfähig sei.

Und so kam es dann zum Telefonat der Werkhofmitarbeiter mit dem Tierlignadenhof. «Ares zog bei uns ein und fühlte sich vom ersten Moment wohl, als wäre er schon immer hier gewesen.» Ein Tierarztbesuch ergab, dass der zirka 14-jährige Langhaarkater auf einem Auge blind ist, erhöhte Schilddrüsenwerte hat und auch eine Zahn-OP zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausgeschlossen ist. Er wird nun behandelt und gepflegt, geniesst das Fressen sowie die Streicheleinheiten.

Stefanie Sutter ist froh, dass der Kater nach einer langen Zeit endlich beachtet wurde, jemand nach einer Lösung für ihn suchte und er nun auf dem Gnadenhof einen Ort zum

Bleiben gefunden hat. Auch wenn hier der Platz immer knapper wird. Und nicht nur dieser. Es braucht auch Zeit und viel Arbeit. Denn alle tierischen Bewohner, von den Pferden, Ziegen, Hunden, Katzen bis hin zu den Schweinen und Enten, wollen beachtet, gepflegt und geliebt werden.

Ausgesetzt im schäbigen Käfig
Ein Notfall, ebenfalls über den Tierarzt darauf aufmerksam gemacht, ist eine Farbratte. Auf den Tierlignadenhof gekommen ist sie gleichentags wie Kater Ares. «Sie wurde mit zwei Stück Brot und einem Cervelat in einem Käfig eingeschlossen im Wald ausgesetzt», hat Stefanie Sutter absolut kein Verständnis für dieses Tun. Die Ratte wurde von der Polizei zum Tierarzt gebracht. Dieser stellte neben den abgefressenen Ohren des Tieres, einem massiven Flohbefall auch eine Wölbung am Bauch fest. Ob es sich dabei um einen Tumor oder gar baldigen Nachwuchs handelt, ist aktuell noch nicht klar. «Remy darf sich jetzt bei uns erst einmal erholen. Dann schauen wir, dass sie nicht allein bleiben muss.» Es hätten sich bereits diverse Leute auf dem Tierlignadenhof gemeldet, die bereit wären, die Zuchtratte aufzunehmen und sie zusammen mit den eigenen Tieren zu vergesellschaften, erzählt Stefanie Sutter an dieser Stelle. Diese Option komme sicher in Frage. Vorerst soll Remy nun wieder zu Kräften kommen.

Notfälle wie an jenem vergangenen Freitag sind Teil eines ganz normalen und nie ganz planbaren Alltags in der grossen Tierligemeinschaft und ihren Menschen auf dem Kaister Gnadenhof.

 


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