«Immer wieder eine Überraschung, was wie wächst»

  21.08.2022 Hornussen

Eigentlich wollte er nur ein Rondell gestalten, daraus wurde im Laufe der Zeit eine ganze Anlage. «Mein Garten soll autonom – ohne Bewässerung und Dünger – funktionieren», sagt Thomas Brand.

Karin Pfister

Thomas Brand weiss weder wie gross sein Garten ist, noch wie viele Pflanzen darin wachsen. Und er sei eigentlich auch gar kein Gärtner, wie er schmunzelnd ergänzt. Er habe vor 15 Jahren einfach mal angefangen, einige Pflanzen zu setzen. Inzwischen wachsen und blühen rund ums Haus – das passend dazu in karibischem Orange gestrichen wurde – unzählige Blumen, Pf lanzen und Sträucher. Thomas Brand erhält regelmässig Komplimente von Spaziergängern für seinen schön gepflegten Garten.

2002 ist er der Liebe wegen aus Olten ins ländliche Fricktal gezogen. Auf dem Areal rund um das Haus seines Partners – das versteckt am Dorfrand gleich beim Wald liegt – weideten damals Ponys, Esel, Schweine, Pensionspferde und Geissen. Die beiden bauten vor ihrem Haus einen kleinen Pool, und anstatt den ausgehobenen Humus wegzubringen, gestaltete Thomas Brand ein Rondell mit Pflanzen. Die Tiere sind nach und nach altershalber verstorben und er begann, die freigewordenen Weideflächen als Gartenerweiterung zu nutzen.

Rund ein bis zwei Stunden pro Tag verbringt der 55-Jährige im Durchschnitt im Garten; meistens am Morgen vor der Arbeit. Thomas Brand arbeitet am Flughaften Zürich im Lost and Found und ist oft für die Spätschicht eingeteilt. Die Arbeit in der Natur sei ein guter Ausgleich zu seinem anstrengenden und teils stressigen Job, so Brand. «Ich bin auch einfach gerne draussen an der frischen Luft und bin gerne aktiv.» Am liebsten jäte er oder schneide die Sträucher. «Ich schneide sehr gerne», sagt er und ergänzt, dass er ursprünglich Coiffeur werden wollte.

«Mir ist wichtig, dass der Garten autonom funktioniert. Es gibt keinen Strom und ich wässere ihn auch nicht; auch nicht bei grosser Hitze. Wenn eine Pflanze es nicht schafft, dann ist es halt so», sagt Brand, der fast alles in Handarbeit macht. Ebenfalls aus Umweltschutzgründen verwende er Dünger nur in Ausnahmefällen. «Ich möchte nicht nachhelfen; der Garten soll sich selbst unterhalten.»

Die Anlage wirkt auf den ersten Blick sehr strukturiert, solle aber nicht perfekt sein. Er lässt auch mal ein Unkraut stehen. Und: «Ich bin immer irgendwo etwas am Neupflanzen und Neugestalten.» Viele der Skulpturen und Pflanzen habe er günstig im Ausverkauf erwerben können. Er mache sich immer viele Gedanken, wie er was anordnen oder arrangieren könne, aber man könne nicht alles vorausplanen. «Gegen die Natur kommt man sowieso nicht an.». Es sei regelmässig eine Überraschung, was wo genau wachse. «Man kann zwei gleiche Sträucher am gleichen Ort pflanzen, mit einem Meter Abstand dazwischen, und der eine gedeiht wunderbar und der andere nicht.»

Bienen, Eidechsen und Co.
Wichtig sei ihm auch, dass es genügend Blüten für Bienen hat. Ebenfalls wohlzufühlen scheinen sich die zahlreichen Eidechsen.

Sein Ziel sei es, einen pflegeleichten und doch interessanten Garten zu haben. Beigebracht habe er sich alles «learnig by doing» und gerne sitzt er auch einfach zusammen mit seinem Partner und Hund Lisa draussen vor dem Haus und geniesst die schöne Umgebung. Zum Umschwung gehören auch ein kleiner Teich mit Goldfischen und Seerosen, ein Wohnwagen, der auch schon Sommergäste beherbergte – und ein kleines Häuschen zum Verweilen. «Für uns ist das ein Paradies hier.» Der Garten ist nicht öffentlich zugänglich, aber vom Waldweg aus gut einsehbar. Thomas Brand führt auf Wunsch und Voranmeldung auch Führungen durch.


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