Strahlendes Bijou fürs Jubiläum hergerichtet

  19.12.2022 Sisseln

Renovierte Fridolinskapelle in Sisseln wird 200 Jahre alt

Sie fristet fast ein Mauerblümchen-Dasein. Zu Unrecht, denn was die Fridolinskapelle in Sisseln alles an bewundernswerten sakralen Schmuckstücken beherbergt, darf sich sehen lassen. Erst recht nach der kompletten Renovation, just zum 200-Jahr-Jubiläum.

Paul Roppel

«Wir dürfen stolz sein auf unsere Fridolinskapelle. Es ist eine Freude, wie sie sich nun präsentiert mit dem hellen Innenraum, den neuen Bänken und den kräftigen Farben bei den Bildern, Verzierungen und Glasmalereien», sagt Walter Wicky während des Rundganges im umfassend renovierten Gotteshaus zur NFZ. Der schlichte, spätbarocke Sakralbau, dessen Chor dominiert wird vom Hauptaltar und dem Bild des heiligen Fridolins, gemalt 1822 vom Elsässer Lucas Neyser, präsentiert sich tatsächlich in bestem Licht. Die beiden vor dem Rundbogen zum Chor platzierten und gründlich aufgefrischten Seitenaltäre, welche der Muttergottes und dem heiligen Josef geweiht sind, runden das harmonische Ensemble in aufgefrischten Farben ab. Restauriert wurden auch die 14 Kreuzwegbilder. Der seit der letzten grossen Renovation von 1984 entstandene Grauschleier an Decken und Wänden ist fachmännisch mittels Trockenschwamm entfernt und die Goldverzierungen von den Spezialisten akribisch erneuert worden. Sogar die Signatur von Carl Friedrich Mösch, der das Josefsbild 1903 gemalt hat, ist wieder sichtbar. Einen Blickfang bilden die 1928 in sechs Fenster eingebauten Glasmalereien von Heiligen, wo unter den Bleifassungen sogar Herstellersignaturen und Spendernamen lesbar sind.

Renovation durchgeführt
Wicky ist seit 2015 Präsident des römisch-katholischen Kapellenvereins Sisseln. Diesem 1946 gegründeten Verein gehört das 455 Quadratmeter grosse Grundstück mit dem darauf stehenden Andachtsgebäude mitten im Dorf. Er hatte es unter seinem ersten Präsidenten, Fridolin Brogle, dem Pintenwirt, von der Gemeinde übernommen, welche zuvor 123 Jahre lang für alles aufgekommen war. Zusammen mit dem Kassier Marcel Freiermuth hat Wicky die im letzten Frühling durchgeführten Renovationsarbeiten beaufsichtigt. Für das grosse Vorhaben waren 213 000 Franken budgetiert. «Gekostet hat es rund 250 000 Franken», sagt Freiermuth, wobei im Betrag auch der Ersatz der 1928 eingebauten 17 Kirchenbänke enthalten sei. Ursprünglich war vorgesehen, diese ausschliesslich über eine Spendenaktion zu finanzieren. «Dank Spendenaufrufen ist glücklicherweise doch etwas reingekommen; aber wir hoffen noch auf weiterere zusätzliche Unterstützung», sagt der Kassier. 120 000 Franken kommen aus dem speziellen Renovationsfonds der römisch-katholischen Kirchgemeinde Eiken-Münchwilen-Sisseln, der jährlich mit 10 000 Franken für Sisseln geäufnet wird.

Spenden sind nötig
Der Kapellenverein ist zuständig für Betrieb, Unterhalt und Entlöhnungen, was rund 30 000 Franken pro Jahr ausmacht. Seit 1970 erhält der Verein dafür 15 Prozent der aus Sisseln nach Eiken fliessenden Kirchensteuer. «Dank zusätzlichen Spenden können wir leben», meint der Kassier. In einem Resümee hielt der vormalige Vereinspräsident Hans Jegge einmal fest, dass Sisseln ursprünglich der Pfarrei Frick angegliedert war, wo die Neugeborenen getauft und die Verstorbenen beerdigt wurden. Den Gottesdienst besuchten die Einwohner in Säckingen, was gerade mit einem Einkauf verbunden wurde. Nach jahrelangem Drängen gelang 1797 die Einpfarrung in Eiken, was aber die Platzverhältnisse in jener Kirche erschwerte. Deshalb wurde der Ruf in Sisseln, das 1803 beim Übergang zum Kanton Aargau 233 Einwohner zählte, nach einem eigenen Gotteshaus immer lauter. In der Konsequenz beschloss die Gemeinde, welche 1806 die politische Selbstständigkeit erlangt hatte, 1823 den Bau einer eigenen Kapelle, welche durch viel Fronarbeit und mit Steinen aus dem Rhein errichtet wurde.

Jubiläumsfeier ist angesagt
Im kleinen, aufgesetzten Kirchturm läuten Glocken von 1877 und 1929. Der Friedhof wurde 1862 hinter der Kapelle angelegt. 1928 wurde die Kapelle umfassend saniert und das Fundament verstärkt. «Der Regierungsrat bemängelte 1822 anfänglich die unzulängliche Planung der Kapelle, gab aber während der Bauphase nachträglich die Genehmigung», erwähnt der Historiker Linus Hüsser gegenüber der NFZ, der das Staatsarchiv nach weiteren Korrespondenzen durchforsten will. So sei etwa ungesichert, ob die beiden Seitenaltare aus der 1871 abgebrochenen Eiker Kirche stammen, fügt er an. Für die Festschrift des 200-Jahr-Jubiläums der Fridolinkapelle ist Hüsser beauftragt, eine Baugeschichte zu erstellen. Man darf gespannt sein, ob sich erhellende Erkenntnisse finden lassen. Die Jubiläumsfeier findet am 5. März 2023 statt.


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