Keine gelungene Satire
(zur Kolumne SALZIGES «Unheimliche Freunde in der Nachbarschaft» in der NFZ vom 22. November)
Der Text des «Salzstreuers» bedient sich einer «Festungsmentalität» und eines ...
Keine gelungene Satire
(zur Kolumne SALZIGES «Unheimliche Freunde in der Nachbarschaft» in der NFZ vom 22. November)
Der Text des «Salzstreuers» bedient sich einer «Festungsmentalität» und eines «Wir-gegen-die»- Denkens, was typische Merkmale rechtspopulistischer Rhetorik sind – ironischerweise genau das, was der Text eigentlich zu kritisieren vorgibt. Die Schlussfolgerung mit Bunkern, Armee und Sprengstoff ist eine gefährliche Überspitzung, die militaristische und isolationistische Tendenzen befördert. Der vermeintlich satirische Ton funktioniert nicht, weil er reale politische Entwicklungen beschreibt, diese aber nicht satirisch aufarbeitet; weil er in dieselbe fremdenfeindliche Kerbe schlägt, wie die kritisierten Parteien und weil er keine erkennbare satirische Pointe oder Auflösung bietet. Die Metapher der «unheimlichen Freunde» und das Bild der «Umzingelung» sind problematisch, da sie Angstmache betreiben, Nachbarländer pauschal als Bedrohung darstellen und isolationistische Tendenzen fördern. Der Text endet mit einem Aufruf zur militärischen Abschottung statt einer kons t r uk tiven Auseinandersetzung mit den politischen Entwicklungen.
Dies ist meines Erachtens weniger Satire als vielmehr eine Reproduktion genau der fremdenfeindlichen und isolationistischen Denkmuster, die der Text vermutlich kritisieren möchte. Eine gelungene Satire würde diese Denkmuster aufbrechen und ihre Absurdität aufzeigen, statt sie zu verstärken.
CHRISTOPH GRENACHER, ITTENTHAL