Den Elfingern liegt der Dauerwald sehr am Herzen
19.09.2023 LeserbriefeDie NFZ berichtet am 12.9.2023 über den Waldumgang in Elfingen. Dauerwald tönt gut. Der Begriff umschreibt aber nur die Absicht, auf der ganzen Waldfläche Holz zu produzieren. Bei der aktuellen Charme-Offensive des Försters und der Gemeinderäte geht es um die ...
Die NFZ berichtet am 12.9.2023 über den Waldumgang in Elfingen. Dauerwald tönt gut. Der Begriff umschreibt aber nur die Absicht, auf der ganzen Waldfläche Holz zu produzieren. Bei der aktuellen Charme-Offensive des Försters und der Gemeinderäte geht es um die mögliche Zukunft des Forstbetriebs Homberg-Schenkenberg. Die Einwohner- und Ortsbürgergemeinden sollen alle ihre bewirtschaftbaren Waldareale dem Forstbetrieb zur unentgeltlichen Bewirtschaftung über geben. Eine neue «selbstständige öffentlichrechtliche interkommunale Gemeindeanstalt» stattet den betriebsleitenden Förster mit einem klaren Auftrag (Gewinnmaximierung für Gemeinden) und praktisch unbeschränkten Kompetenzen aus. Er vollzieht in Personalunion die obrigkeitlichen Aufsichtspflichten über das Waldareal, bestimmt die Holzschläge und Pflegemassnahmen und sorgt für Geld in der Kasse. Budget und Rechnung des Forstbetriebes müssen nicht mehr von den Gemeindeversammlungen genehmigt werden.
Eine Mitwirkung oder Mit sprache der Bevölkerung zur Forst wirtschaft wurde, entgegen dem kantonalen Waldgesetz, durch den Regierungsrat als nicht notwendig befunden. Folgerichtig fand auch zur vorliegenden «Ordnung der Gemeindeanstalt» (https://www.zeihen.ch/public/up-load/assets/2612/Anstaltsordnung%20vom%2023.06.2023.pdf?fp=1) der Gemeinden Böztal, Schinznach, Thalheim, Zeihen keine Mitwirkung statt. Die fundamentale Konzentration der Entscheidungsgewalt, der konkrete Auftrag zur finanziellen Ausbeutung der Waldareale ohne konkrete Vorgaben und völlig ungenügende Kontrollmöglichkeiten sind neu in der Schweizer Forstgeschichte. Sie öffnen der kurzfristigen Ausbeutung von Holz (z.B. durch Verbrennung) und der Optimierung waldschädlicher Subventionen durch die Verwaltungen von Bund und Kanton Vorschub.
Dass auch der Kanton seine Staatswälder in das Konstrukt «Gemeindeanstalt» einwirft, betrachte ich als verantwortungslos. Der Lebensraum Wald, die Tätigkeit unserer Vorfahren und die aktuellen Möglichkeiten der CO2-Speicherung in Bäumen (Reduktion der Nutzung) verdienen und erfordern einen anderen Umgang mit der Landschaft (https://www.daserste.de/information/talk/maischberger/videos/ploeger-wohlleben-100.html.) Die kommenden Gemeindeversammlungen haben die Weichenstellung in der Hand: Sie können wählen zwischen allmächtigem Forstbetrieb mit Geld für die Gemeindekassen oder sinnvoller Waldgestaltung in ihrer Landschaft.
HEINER KELLER,OBERZEIHEN