Kein Stachel im Fleisch
Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, aber ich vermisse sie. Wer hätte das je für möglich gehalten? In den vergangenen Jahren kamen sie regelmässig vorbei – und heute sieht man sie kaum noch. Sie lassen sich nicht mehr ...
Kein Stachel im Fleisch
Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, aber ich vermisse sie. Wer hätte das je für möglich gehalten? In den vergangenen Jahren kamen sie regelmässig vorbei – und heute sieht man sie kaum noch. Sie lassen sich nicht mehr blicken. Natürlich waren sie manchmal etwas lästig, gar aufdringlich, aber sie gehörten einfach dazu. Sie erschienen oft uneingeladen und immer im falschen Moment. Es stimmt schon, wir freuten uns nie, wenn wir sie sahen, aber sie haben für viel Gesprächsstoff gesorgt. Eigentlich so wie die Verwandtschaft.
Waren sie da, hatte plötzlich jeder eine Geschichte parat, die er erzählen konnte. Die lahmste Runde kam in Bewegung. Irgendwie gehörten sie fast zur Familie, sie waren bei vielen Festen im Freien mit dabei. Auf ihre Art haben sie für Stimmung gesorgt.
Wie gesagt, ich vermisse sie. Ob sie uns auch vermissen, weiss ich nicht. Wohl eher weniger. Wir waren ihnen wahrscheinlich zu unruhig und hektisch. Um ehrlich zu sein: Als grosszügige Gastgeber haben wir uns ihnen ja selten präsentiert.
Jetzt sind sie weg, das haben wir nun davon. Eigentlich schade und ein bisschen traurig. Man könnte fast wehmütig werden.
Jedenfalls habe ich seit Wochen keine Wespen mehr gesehen. Wo sind sie wohl alle hin? Oder sind alle hin?
DER SALZSTREUER
salzstreuer@nfz.ch