Der Untergang der Credit Suisse ist ein trauriges Beispiel für jahrzehntelanges Missmanagement, ungenügende Kompetenz und Führung durch den Verwaltungsrat und eine falsche, zu risikoreiche Unternehmenskultur. Nach tagelangen Spekulationen über das Schicksal der Credit Suisse ...
Der Untergang der Credit Suisse ist ein trauriges Beispiel für jahrzehntelanges Missmanagement, ungenügende Kompetenz und Führung durch den Verwaltungsrat und eine falsche, zu risikoreiche Unternehmenskultur. Nach tagelangen Spekulationen über das Schicksal der Credit Suisse wurde am Sonntagabend Tatsache, was nicht hätte eintreffen dürfen. Die einst stolze Schweizerische Kreditanstalt und heutige Credit Suisse geht unter. In atemberaubendem Tempo hat die Bank weltweit ihr wichtigstes Gut, die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen, verloren. Unzählige Anleger haben ihr Geld in Milliardenhöhe abgezogen. Ein vernichtender Bank-Run hatte eingesetzt. Der bevorstehende Untergang gefährdete nicht nur das Schweizer Wirtschaftsund Finanzsystem, die Gelder vieler Menschen und KMU und die Arbeitsplätze, sondern war auch für andere Banken weltweit eine grosse Gefahr. Als Rettung in der Not für den Schweizer und internationalen Finanzplatz haben der Bundesrat und die Nationalbank in wenigen Tagen die Übernahme der zweitgrössten Schweizer Bank durch die UBS orchestriert und mitfinanziert. In der besonderen Situation durften dabei weder die Aktionäre noch das Parlament mitentscheiden, um noch Schlimmeres zu verhindern musste der Bundesrat Notrecht anwenden!
Und, es geht dabei auch um gewaltige Summen. Die Schweizerische Nationalbank gewährt der CS und UBS ausserordentliche Liquiditätshilfen von insgesamt 200 Milliarden Franken. Der Bund unterstützt zudem den Kauf, indem er der UBS eine Garantie für Risiken im Umfang von bis zu 9 Milliarden Franken gibt. Die UBS kommt für einen vergleichsweise günstigen Preis von 3 Milliarden Franken zu einer zwar mit Risiken behafteten, aber durchaus auch viele Chancen bietenden Übernahme.
Dennoch, der Entscheid des Bundesrates war in der aktuellen Situation der einzig richtige.
Nachdem der Staat vor Jahren bereits einmal die UBS vor dem Untergang retten musste, trifft es nun mit der Credit Suisse die zweitgrösste Bank der Schweiz. Mit Blick in die Zukunft sind Bundesrat und Parlament, aber auch der Verwaltungsrat und die Aktionäre der UBS in der Pflicht, dem Riesentanker UBS die notwendigen Leinen anzulegen, damit wir alle in ein paar Jahren – möglicherweise wieder wegen Missmanagement – nicht noch ein grösseres Debakel erleben.
WALTER HERZOG