Das fliegende Papageien-Klassenzimmer
23.03.2023 ZeihenAm 7. April startet im Zeiher Vogelpark Ambigua die neue Saison
«Dieses Jahr steht der Vogelpark Ambigua ganz besonders im Zeichen der Kinder und der Schulen», meint Betreiber Rolf Lanz. Der bald 73-Jährige richtet zurzeit nicht nur ein besonderes Klassenzimmer auf dem Parkgelände ein. Er drückt auch selbst die Schulbank für das Erlangen des Wirte-Patentes.
Susanne Hörth
«Unbeschreiblich», kommt Rolf Lanz mit glänzenden Augen ins Schwärmen. Seine dunkelgebräunte Haut lässt erahnen, dass hinter ihm Wochen voller intensiver Sonne liegen. Genauer siebeneinhalb Wochen Regenwald. Gerade erst ist er von den Exkursionen dort zurück in die Schweiz gekehrt. Nach Hause zu seinen vielen gefiederten Freunden in den Zeiher Vogelpark Ambigua.
Seit vielen Jahren verbringt Lanz regelmässig während der kalten Monate einige Wochen im tropischen Regenwald. Unbeschreiblich seien für ihn dort die Begegnungen mit den freilebenden Tieren. «Direkt vor meiner Kameralinse baumelte einmal eine Handteller grosse Spinne», grinst er in Erinnerung an den Augenblick, als er eigentlich einen wenige Meter entfernten Affen ablichten wollte.
Der Regenwald als einzigartiger Lebensraum für viele Tiere ist bedroht. Als Lanz vor Jahren den Vogelpark Ambigua eröffnete, lag sein Hauptaugenmerk auf den vom Aussterben bedrohten Papageien- und Sittichen-Arten. Mit dem Artenschutz-Zuchtprogramm kommt er diesem, an sich selbst gestellten Auftrag mit ungebrochener Leidenschaft bis heute nach. Längst hat sich der Vogelpark Ambigua zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt. Für Fachleute aus der ganzen Schweiz ist er zudem eine wichtige Austauschplattform geworden. Speziell ist zudem, dass über die Hälfte der zurzeit 400 Exoten im «Ambigua» Beschlagnahmungen oder Abgabetiere von Privatpersonen sind. Dies auch, weil der Park eine vom Bund anerkannte und unterstützte Auffangstation ist. Um allen Tieren auch Platz bieten zu können, sind auch immer wieder kostenintensive Erweiterungen nötig.
Nie Stillstand
Während der Wintermonate war der Park für Besucherinnen und Besucher geschlossen. «Die Zeit haben wir genutzt, um alle Volieren auszuräumen und zu reinigen», macht Betriebsleiterin Noemi Appert deutlich, dass die Arbeit um all die Tiere ein 24 Stunden/7 Tage-Job ist.
Wildtierpflegerin Noemi Appert an seiner Seite zu wissen, macht Rolf Lanz glücklich. Lange Zeit war er unsicher, was mit seinem Lebenswerk, dem Vogelpark passieren wird, wenn er einmal nicht mehr könnte. «Die letzten zwei Jahre waren deshalb eine grosse Belastung für mich.» Seit 1. Januar dieses Jahres ist der Vogelpark Ambigua eine GmbH. Ihr hat Rolf Lanz den Park als Schenkung übertragen. Er selbst bleibt operativer Geschäftsführer, Noemi Appert Betriebsleiterin und Martin Vögeli Berater im Hintergrund. Mit der nun gesicherten Zukunft kann sich Rolf Lanz neuen Projekten widmen. Dazu gehört unter anderem sein neues Zuhause auf dem Gelände des Parkes. Bereits entstanden ist das Fundament des kleinen Chalets, welches Lanz im Juni beziehen wird. Hier wird er auch seine Aktivität im Bereich Artenschutz noch intensivieren. Aktuell drückt er zudem regelmässig die Schulbank. «Ich mache das Wirte-Patent.» Nötig ist das, weil der Vogelpark Ambigua über einen kleinen Gastrobetrieb verfügt, in dem der gelernte Koch Lanz regelmässig für seine Gäste Essen zubereitet.
Saisoneröffnung am Karfreitag
Zurzeit laufen die Vorbereitungen für den Saisonstart am 7. April auf Hochtouren. Alles wird auf Vordermann gebracht. Und auch Neues ist am Entstehen. «Die kommende Saison widmen wir insbesondere Kindern und Schulen.» Rolf Lanz zeigt auf einige alte Schulbänke, bei denen selbst die Tintenfässer nicht fehlen. «Wir bereiten ein fliegendes Papageien-Klassenzimmer vor», meint er mit Verweis auf Erich Kästners Kinderbuch «Fliegende Klassenzimmer», welches heuer 90 Jahre alt wird. Im Papageien-Klassenzimmer erfahren die Kinder spielerisch und mit verschiedenen Interaktivitäten viel Wissenswertes über Sittiche und Papageien. Und auch für die grossen Parkbesucher gibt im Klassenzimmer und in den zahlreichen Volieren viel zu entdecken. Und wer genau hinhört, vernimmt unter dem lauten Krächzen auch schon mal ein freundliches «Hallo» aus einem Vogelschnabel.