Entscheidung auf dem Eis von Genf
08.02.2023 Herznach, SportCurler Marcel Käufeler und die Chance des Aussenseiters
Der Weg an die Curling-WM in Ottawa führt über die am Samstag beginnende Schweizermeisterschaft in Genf. Nur das Meister-Team qualifiziert sich für die WM im April. Einer, der sich Chancen auf das Ticket ausrechnet, ist Marcel ...
Curler Marcel Käufeler und die Chance des Aussenseiters
Der Weg an die Curling-WM in Ottawa führt über die am Samstag beginnende Schweizermeisterschaft in Genf. Nur das Meister-Team qualifiziert sich für die WM im April. Einer, der sich Chancen auf das Ticket ausrechnet, ist Marcel Käufeler, Leiter Finanzen der Gemeinde Herznach-Ueken.
Simone Rufli
Anfang Mai 2022, drei Wochen nach dem geplatzten Traum von der WM-Medaille in Las Vegas, hat die NFZ den in Wettingen wohnhaften Weltklasse-Curler Marcel Käufeler schon einmal an seinem Arbeitsort auf der Gemeindeverwaltung in Herznach besucht; vor ein paar Tagen folgte ein weiteres Gespräch – diesmal im Vorfeld einer wegweisenden Entscheidung. Für den EM-Silbermedaillen-Gewinner von 2019 geht es ab dem kommenden Wochenende an der Schweizermeisterschaft in Genf (11. bis 18. Februar) wieder einmal um alles oder nichts. Verlässt das Team rund um Skip Michael Brunner Genf als Schweizermeister, reist Marcel Käufeler mit seinen Teamkollegen im April an die Weltmeisterschaft nach Kanada. Geht der Schweizermeister-Titel an ein anderes Team wird aus der WM-Teilnahme in diesem Jahr nichts.
Zusammen mit Skip Yannick Schwaller bildeten Marcel Käufeler, Romano Meier und Michael Brunner über Jahre das erfolgreiche Team «Bern Zähringer». Nach dem Aus bei den Olympia-Trials im September 2021 und der verpassten WM-Medaille im April 2022 war die Zeit reif für eine Neuorientierung: «Nach fünf Jahren in dieser Zusammensetzung haben wir gemeinsam entschieden, für den nächsten Olympiazyklus neue Wege zu beschreiten», so die Mitteilung damals. Und so stehen sich das neue Team um Skip Yannick Schwaller (Sven Michel, Benoît Schwarz, Pablo Lachat) und das Team von Skip Michael Brunner mit Marcel Käufeler, Anthony Petoud und Romano Meier nun als Konkurrenten um das WM-Ticket gegenüber.
«Resultatmässig haben wir in der neuen Besetzung etwas mehr Zeit gebraucht, als wir uns ursprünglich erhofft hatten», räumt Käufeler ein. «Entscheidend ist letztlich aber nur, dass wir uns als Team gut zusammengefunden haben; als Waadtländer hat Anthony, bis wir zusammenkamen, kein Deutsch gesprochen. Gleich zu Beginn haben wir vereinbart, dass er Deutsch lernt und das geht recht gut. Inzwischen sehen wir drei Deutschschweizer es aber auch als Herausforderung, französisch zu lernen.»
Die Vorbereitungen für die Schweizermeisterschaft laufen seit Oktober des letzten Jahres. Mit den Eisverhältnissen in Genf hat man sich längst vertraut gemacht und vorletzte Woche stand das neuformierte Team Brunner am Weltcup-Turnier in St. Gallen das erste Mal bei einem Wettkampf im Final. «Das zeigt uns, dass wir zum richtigen Zeitpunkt in Topform sind.» Der Wettkampf in St. Gallen sei vom Niveau her mit den Schweizermeisterschaften vergleichbar. Zuversichtlich stimme, «dass wir die ebenfalls starke Konkurrenz aus Glarus und Schaff hausen hinter uns lassen konnten.» Bleibt das Team Schwaller. Marcel Käufeler: «Die bestreiten bisher eine überragende Saison inmitten der fünf weltbesten Teams.»
Damit das Team Brunner die Schweiz im April an der Weltmeisterschaft in Ottawa (Kanada) vertreten kann, muss an der Schweizermeisterschaft alles zusammenpassen. Ein Druck, mit dem die lang jährigen Curler umzugehen wissen. «Der Titelgewinn ist ein realistisches Ziel», sagt Käufeler, ganz zufrieden damit, dass sich alle Augen auf das Team Schwaller richten werden. «Wir sehen uns als Favorit für den Einzug in den Final», gibt er die Route vor und betont: «Durch die jahrelange Zusammenarbeit sind wir in der Lage, Yannick Schwallers Taktik gut einzuschätzen und von der Form her sind wir in der Lage, Schweizermeister zu werden. Dass wir gegenüber dem Team Schwaller in der Rolle des Aussenseiters sind, ist uns ganz recht.» Am Freitag kommt das Team Brunner in Genf zusammen. Die letzten Tage vor dem Wettkampf gehe jetzt jeder noch seinen eigenen Weg, so Käufeler. «Ich werde mich bis Freitag möglichst wenig mit Curling beschäftigen.»