«Es geht sonst etwas verloren»

  21.12.2022 Hottwil

Rosmarie Brunner hat ihr Amt als Dorfweibelin an Conny Brutsche übergeben. Die 57-Jährige wird den Brauch aufrechterhalten und als Nachtwächterin das neue Jahr ausrufen.

Bernadette Zaniolo

16 Jahre lang war der Brauch, als Nachtwächterin durch Hottwil zu ziehen und an sechs bis sieben Stationen im Dorf das neue Jahr auszurufen, fest in der Agenda von Rosmarie Brunner eingetragen. Seit längerem war die heute 75-Jährige aber besorgt, dass dieser Brauch einmal verschwinden könnte.

Nun herrscht Freude. Die 57-jährige Conny Brutsche wurde kürzlich von der Gemeinde Mettauertal als Dorfweibelin von Hottwil – per 1. Januar 2023 – eingesetzt. In Hottwil bedeutete dieses Amt aber mehr, als den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern des Mettauertaler Ortsteils die Abstimmungsunterlagen zu bringen. Damit war bisher die Aufrechterhaltung des Brauches, als Nachtwächter das neue Jahr auszurufen, verknüpft. Obwohl es künftig auch eine Option sein könnte, die beiden Aufgaben voneinander abzukoppeln, hat Conny Brutsche zu beidem Ja gesagt. «Es ist mir nicht schwergefallen», sagt sie bei der Entgegennahme von Feuerwehrhorn und Laterne. Und Rosmarie Brunner ergänzt mit einem Lächeln: «Sie liebt Neues und hat eine gute Stimme.» Letzteres sei für diese Aufgabe besonders wichtig.

Angesprochen darauf, dass sie nun in der Nacht auf Neujahr immer «zuhause» sein müsse, sagt Conny Brutsche: «Ich war immer schon an Silvester daheim.» Zudem wohnen ihre zwei Söhne und Enkelkinder in der Nähe. Und Rosmarie Brunner hält fest: «Jetzt, wo ich den ‘Silvester-Stadel’ besuchen könnte, gibt es diesen nicht mehr.»

Und etwas wehmütig erwähnen die beiden Frauen, dass in Hottwil so etwas wie eine Leere eingekehrt sei. «Wir hatten mal eine Bank, ein Lädeli, eine Post und eine Schule.» Conny Brutsche, die seit dem Millenium in Hottwil wohnt, bedauert, dass es in Hottwil seit x-Jahren auch keine Weihnachtsfenster mehr gibt. «Wir haben doch Leute, die dies organisieren könnten.»

Freude herrscht jedoch, dass der Schlusspunkt des Neujahrsbrauchs wieder beim «Bären» stattfinden kann, mit dem Ausschank der traditionellen Mehlsuppe. Und welchen Wunsch trägt Rosmarie Brunner ins neue Jahr? «Das Wichtigste sind Gesundheit und Frieden.»


Original-Neujahrsspruch in Hottwil

«Glogge het zwölfi gschlage, s’alt Johr esch verbi, es het es neus Jahr agfange. I wönsche allne es guets neus Johr.» Diesen Neujahrsspruch wird Conny Brutsche in der Silvesternacht an zirka sechs oder sieben Stationen im Dorf sagen. Die Tour dauert jeweils zirka eine halbe bis eine dreiviertel Stunde und am einen oder anderen Ort wird auch mit einem Glas Wein auf das neue Jahr angestossen. (bz)


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