Lehrer von altem Schrot und Korn

  15.12.2022

ZUM GEDENKEN

Nachruf zum Hinschied von Ignaz Oeschger

Ignaz Oeschger war während 34 Jahren Landwirtschaftslehrer und Betriebsberater an der Landwirtschaftlichen Schule Frick. Am 6. November 2022 ist er im Alter von 94 Jahren gestorben.

Ignaz Oeschger war in Galten/ Gansingen 1928 in einer kleinbäuerlichen Familie in einfachen Verhältnissen, zusammen mit neun Geschwistern auf dem idyllisch gelegenen Hof aufgewachsen. Er hatte das Privileg, in Laufenburg die Bezirksschule besuchen zu können. Es war der Start zur akademischen Laufbahn, die ihn über das Kollegium Stans und die Matura zum Studium und Diplom als Ingenieur Agronom an die ETH führte. Nach vierjähriger Assistenz- und Praxiszeit entschied sich Oeschger 1959 für die ausgeschriebene Stelle als Landwirtschaftslehrer zurück ins heimische Fricktal an die neue Landwirtschaftsschule in Frick. Damals, bei nur zwei Hauptlehrern, war die Aufgabe anspruchsvoll. Es galt ein grosses Fächerangebot zu unterrichten. Ignaz Oeschger gefiel diese Lehrtätigkeit mit der jungen Bauerngeneration. Er unterrichtete fundiert und praxisbezogen. Später, bei einem grösseren Lehrkörper und einem breiteren Programm spezialisierte er sich auf die Fächer Tierzucht und Tierhaltung. Er lehrte an der Fachschule, in Betriebsleiterkursen und an der Bäuerinnenschule.

Ignaz Oeschger war nicht nur Landwirtschaftslehrer, beachtlichen Einsatz leistete er auch als landwirtschaftlicher Betriebsberater. Es war die Nachkriegszeit, die Zeit der Güterregulierungen, der Aussiedlungen der Bauernbetriebe aus dem Dorf aufs Feld. Diese Prozesse erforderten viel Planungsarbeit. Der Verstorbene war in der schulfreien Zeit stark mit diesen Grundlagenarbeiten für die neuen Aussiedlungshöfe engagiert. Auch hier kannte und schätzte man seine gründliche und verlässliche Arbeit. Als Lehrer von altem Schrot und Korn hat sich Ignaz Oeschger über sein Pflichtenheft hinaus auch für viele andere Dinge im Dienste der Allgemeinheit eingesetzt. So als Vorstandsmitglied im Aargauischen Fleckviehzuchtverband, als regionaler Zuchtbuchführer, als mehrjähriger Präsident der regionalen Trocknungsgenossenschaft. Zum Ausgleich vom beruflichen Umfeld amtete Ignaz viele Jahre als Präsident der röm. kath. Kirchenpflege. Bei der örtlichen Schulpflege durfte die Gemeinde auf seine Mitarbeit zählen.

Ignaz Oeschger wohnte mit seiner Frau Emma und ihren drei Kindern während 50 Jahren am Ackerweg in Schulnähe. Hier pflegte er sein schönes Heimwesen mit Gemüse, Blumen, Obstbäumen und hielt so seinen Kontakt mit der praktischen Landwirtschaft. Die grosse Bandbreite des Wirkens von Ignaz Oeschger ist Ausdruck einer positiven Grundhaltung gegenüber der Gesellschaft. Der Verstorbene blieb stets eine ruhige und bescheidene Persönlichkeit.

KARL SCHIB, EHEMALIGER REKTOR DER LS FRICK


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