«Mich interessierte, wie an anderen Orten Weinbau betrieben wird»

  18.09.2022 Herznach

Timo Hartmann gewann an den Berufsmeisterschaften Silber

An seinem Beruf mag der Herznacher Timo Hartmann die Vielseitigkeit und den Jahresrhythmus. Nach abgeschlossener Winzerlehre geht er momentan wieder Vollzeit in die Schule.

Karin Pfister

«Am Anfang hat man quasi nichts ausser einem Stück Land; darauf setzt man die Reben und pf legt sie, danach kann man Trauben ernten und hat ein Produkt, das sich veredeln und verkaufen lässt.» So beschreibt Timo Hartmann die Faszination für seinen Beruf. Diesen Sommer hat er die dreijährige Winzerlehre abgeschlossen und am vergangenen Wochenende hat er in Bern an den Swiss-Skills die Silbermedaille gewonnen. Zwölf Winzer und Weintechnologen aus der ganzen Schweiz zeigten dort live vor Publikum ihr Handwerk. Die Teilnahme ist eine Auszeichnung für gute Leistungen während der Lehrzeit. «Man kann sich nicht selber bewerben, sondern wird von Berufsschullehrern und Berufsbildnern dafür ausgewählt.»

Andere Jahreszeit – andere Arbeiten
In der Deutschschweiz wird pro Jahrgang eine Winzerklasse geführt, die Berufsschule befindet sich im Weinbauzentrum Wädenswil. Im Welschland gibt es zwei Winzerklassen pro Jahr. Winzerlehrlinge und ausgebildete Winzer sind gesucht. «Es gibt mehr offene Stellen als Bewerber», weiss Timo Hartmann, der momentan wieder Vollzeit zur Schule geht. Er macht die Berufsmatura, diese kann man bei den Winzern erst nach der Lehre absolvieren. Das Ziel ist ein Fachhochschulabschluss, langfristig ist ein eigenes Weingut «schon ein Traum, den ich gerne verwirklichen möchte».

Er mag an seinem Beruf die Abwechslung. Jede Jahreszeit beinhalte andere Arbeiten. Im Winter werden die Reben geschnitten, im Frühling und Sommer gepflegt, im Herbst folgt die Ernte und danach die Zeit im Keller, wo die Trauben gepresst und die Weine gefiltert, entwickelt und abgefüllt werden. «Am liebsten habe ich jeweils die Traubenernte.»

Spannende Berufsmeisterschaften
Zwei Tage lang war Timo Hartmann im Bern im Einsatz. An verschiedenen Posten wurde praktisches und theoretisches Wissen zum Thema Reben und Wein abgefragt. Pflanzen waren allerdings keine aufgestellt. Das Schneiden zum Beispiel fand digital statt. «Wir haben Fotos erhalten, auf denen wir zeigen mussten, wo wir die Schnitte ansetzen.» Zu den Aufgaben gehörte auch das Degustieren – es mussten Sorten oder «Fehler» wie zum Beispiel Fehltöne von der Gärung erkannt werden. «Ich habe mich ohne grosse Erwartungen an die Prüfung begeben. Der erste Tag verlief durchschnittlich; erst nach der Hälfte des zweiten Tages habe ich gemerkt, dass es wahrscheinlich für eine Medaille reicht», so Timo Hartmann, der sich über die Auszeichnung natürlich freut. Speziell war, dass rund die Hälfte der Prüfung – darunter waren auch Kundengespräche, die Kunden wurden von Experten gespielt – in französischer Sprache absolviert werden konnte, da ein Teil der Experten aus der Romandie kam. Timo Hartmann hat eines seiner Lehrejahre im Welschland absolviert. «Es hat mir geholfen, dass ich französisch sprechen konnte, da die Experten auf Deutsch nicht alles verstanden haben.» Er fand die gesamte Berufsmesse interessant, auch weil er während seiner freien Zeit den andern Berufsleuten bei ihrer Arbeit zuschauen konnte. «Die Schlussfeier war sehr eindrücklich; die Winzer durften als Erste auf die Bühne, um die Medaillen entgegenzunehmen.» Zur Auszeichnung dazu gab es auch einen Handshake und ein kurzes Gespräch mit Bundesrat Guy Parmelin, der zwar kein ausgebildeter Winzer ist, aber während seiner Ausbildung zum Landwirt ein Lehrjahr auf einem Betrieb mit Weinbau geleistet hatte. Mit den SwissSkills sind die Berufsmeisterschaften abgeschlossen, da es bei den Winzern keine Europa- oder Weltmeisterschaften gibt, wie man sie in andern Berufen kennt.

Weinbau ist auch sein Hobby
Timo Hartmann stammt väterlicherseits aus einer Schenkenbergertaler Winzerfamilie. Sein Vater Adrian Hartmann betreibt «Adrians Weingut» in Oberf lachs; auch weitere seiner Vorfahren und Verwandten waren und sind im Weinbau tätig. Während der Lehre hat er jedes Lehrjahr auf einem anderen Betrieb absolviert; eines am Bielersee, eines am Murtensee, das letzte im Zürcher Weinland. «Ich wollte möglichst viele verschiedene Erfahrungen sammeln und sehen, wie an anderen Orten in der Schweiz Weinbau betrieben wird.» Am besten habe es ihm am Bielersee gefallen. «Es hat dort alles gepasst und war wunderschön. Den ganzen Tag in den Reben oder im Keller und abends noch in den See springen; das war toll.»

Nach seinen Hobbies gefragt, nennt Timo Hartmann den STV Herznach und den Weinbau. «Ich lese auch in meiner Freizeit Bücher zu diesem Thema. Es interessiert mich einfach.» Einen Lieblingswein habe er nicht. «Ich finde es immer interessant, neue Weine zu probieren.»


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