Vom Spielfeld an die Seitenlinie

  07.06.2022 Kaisten

Melanie Huber ist in Kaisten aufgewachsen. Als Sechsjährige begann sie Fussball zu spielen. In den letzten acht Jahren spielte sie bei den Frauen des FC Basel und wechselt im Juli in die FCB-Herrenmannschaft als Teammanagerin.

Janine Tschopp

Es wäre zu schön gewesen, wenn sie ihre Aktivkarriere als Fussballerin mit einem Schweizermeister-Titel hätte beenden können. «Schon fast zu perfekt», wie Melanie Huber zur NFZ meinte, ein paar Tage vor dem wichtigen Spiel. Denn 2014, in ihrer ersten Saison beim FC Basel, hatte sie mit ihrem Team gleich den Cuptitel geholt.

Bis zur 86. Minuten konnten die FCB-Frauen im Playoff-Halbfinal Rückspiel am vergangenen Samstag in Carouge noch hoffen. Dann ging Servette mit 2:0 in Führung, was kombiniert mit dem 2:0-Sieg der Baslerinnen im Vorrunden-Spiel den Ausgleich bedeutete. Es kam zur Verlängerung, und beim anschliessenden Penalty-Schiessen waren die Frauen aus der Westschweiz erfolgreicher. Die Baslerinnen verloren mit 4:3. «Die Enttäuschung ist gross. Aber so ist das Leben, so ist der Sport. Andererseits bin ich einfach auch unglaublich dankbar für die tollen Menschen, die ich in all den Jahren getroffen habe und die vielen schönen Erlebnisse», sagt Melanie Huber rückblickend auf ihre Aktivzeit als Fussballerin.

Seit ihrer Kindheit eine begeisterte Fussball-Spielerin
Melanie Huber ist in Kaisten aufgewachsen. Als Sechsjährige begann sie beim FC Laufenburg Fussball zu spielen. Vier Jahre später wurde sie in die Auswahl der Nordwestschweiz berufen. Sie wechselte 2004 zu den Juniorinnen des FC Aarau und in die Aargauer Auswahl. Schon mit 13 Jahren verliess sie ihr Daheim im Fricktal, um in Huttwil (BE) eine Sportschule zu besuchen. Sie hatte tagsüber Schulunterricht und trainierte sieben Mal pro Woche. Am Freitagnachmittag kam sie jeweils nach Hause, um abends mit ihrem Verein zu trainieren. Am Wochenende hatte sie ein Spiel und fuhr am Sonntag wieder nach Huttwil. «Am Anfang hatte ich starkes Heimweh», beschreibt sie. Immer wieder Abschied von ihrer Familie und ihren Freundinnen zu nehmen, fiel ihr nicht leicht. Aufgrund von Wachstumsstörungen an den Knien beendete sie die Sportschule nach einem Jahr und kehrte wieder nach Hause zurück.

Sie spielte weiterhin beim FC Aarau. Zuerst in der U18 und später sehr erfolgreich in der Damenmannschaft. «Wir stiegen von der 2. Liga in die Nati B auf», schildert die leidenschaftliche Fussballerin. Der Wechsel in das Nationalliga A-Team des FC Basel erfolgte 2014. Die Kaisterin war in all den Jahren ein wichtiger Bestandteil der FCB-Abwehr. Seit zwei Jahren führt sie die Mannschaft als Captain an.

Der Wechsel vom Platz an die Linie
Das Spiel in Carouge von vergangenem Samstag war Melanie Hubers letztes als aktive Fussballerin. Ihr Entschluss stand schon vor einigen Monaten fest. «Es ist Zeit», sagt die 28-Jährige und ergänzt: «Ich wollte die Entscheidung immer selber treffen und aufhören, solange ich mich leistungstechnisch noch auf so hohem Niveau befinde.» Es war ein langer Prozess, und der Entschluss fiel ihr nicht leicht. «Als der Schiri nach dem letzten Heimspiel abgepfiffen hatte, schossen mir sofort Tränen in die Augen.»

Die ständige Doppelbelastung mit Sport und Arbeit setzte Melanie Huber nicht nur körperlich, sondern auch mental zu. Sie reduzierte ihr Pensum als kaufmännische Angestellte bei der Gemeinde Birsfelden vor einem Jahr auf 30 Prozent, um sich in ihrer letzten Saison als aktive Spielerin praktisch ausschliesslich auf den Fussball zu konzentrieren.

Nur wenige Wochen nach ihrem definitiven Rücktrittsentscheid erhielt sie die Anfrage vom FC Basel, bei der ersten Mannschaft der Herren als Teammanagerin einzusteigen. «Das hätte ich mir nie erträumt. Das Angebot ist eine grosse Wertschätzung.» Sie hatte sich beim FC Basel in all den Jahren immer sehr wohlgefühlt und wusste schnell, dass sie diese einmalige Chance wahrnehmen wollte.

Am 18. Juli 2022 wird sie das Amt von Gusti Nussbaumer, der während 32 Jahren FCB-Teammanager war, übernehmen. Der Teammanager ist ein wichtiges Bindeglied zwischen den Spielern, dem Trainerstab und der Vereinsführung und unter anderem auch Kontaktperson zu Schiedsrichter und gegnerischer Mannschaft.

Melanie Huber freut sich sehr auf ihre neue Aufgabe. Auch gibt es ihr ein gutes Gefühl, sich nach dieser langen Zeit der Mehrfachbelastung durch Sport, Arbeit und Weiterbildung, nun vollumfänglich auf ihren Job zu konzentrieren.

In Kaisten aufgewachsen
«Viel Natur, Garten, Bach. Es war das Schönste, was man sich vorstellen kann», sagt Melanie Huber, wenn sie an ihr Aufwachsen in Kaisten zurückdenkt. Mittlerweile wohnt sie in Füllinsdorf, geht aber immer wieder gerne nach Hause. Es fällt ihr auch ein anderer Ort ein, der sie geprägt hat: «Nach der Schule reiste ich für ein halbes Jahr für einen Sprachaufenthalt nach Australien. Das hat mir sehr gut gefallen, und ich konnte in dieser Zeit viel lernen und mich weiterentwickeln.»

Auch während ihrer Karriere als aktive Fussballerin, wo sie viele Hochs, aber auch Tiefs erlebte, lernte sie viel und konnte sich ständig weiterentwickeln. Nun kommt wieder ein bedeutender Schritt. Sie wechselt die Fronten vom Platz an die Linie. Ihre grosse Erfahrung und ihr Wissen als Fussballerin, als Captain, als Teamplayerin und als Motivatorin darf sie nun an ihre Kollegen der ersten Mannschaft weitergeben.

Was macht sie, um dabei selber immer fit zu bleiben? «Das weiss ich noch nicht ganz genau. Vermutlich Krafttraining, Joggen, Badminton …. Mich gibt es jedenfalls nicht ohne Sport», sagt sie mit einem Lachen. Und worauf freut sie sich am meisten, wenn sie an Zukunft denkt? «Ich freue mich auf alles, was kommt.» Das sind doch sehr gute Vorzeichen für einen gelungenen nächsten Lebensabschnitt.


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