GZF SPITALRATGEBER
08.04.2022 GesundheitDie Entwicklung der Knieprothetik
Dr. med. Thierry Münch Leitender Arzt der Klinik für Traumatologie, Orthopädie und Handchirurgie des GZF
Die Entwicklung der Knieprothetik hat sich in den letzten 30 Jahren Schritt für Schritt verbessert. Die Oberflächenprothese, die der Anatomie des Kniegelenks mehr entspricht, bringt viel bessere Resultate, so dass wir heute bei rund 80 Prozent der Patienten ein gutes bis sehr gutes Resultat erreichen. Die Entwicklung der Prothesen betrifft vor allem das Design und die Verbesserung von Materialien. Bessere Prothesen kombiniert mit modernen Operationstechniken erleichtern es den Operateuren, die anatomische Situation optimal zu rekonstruieren.
In puncto Design wurde viel an der Gender-Variante gearbeitet, stellte man doch anhand vieler Studien fest, dass der Oberschenkel der Frau anders gebaut ist als beim Mann. Daraus resultierte die Entwicklung feinerer Implantate, deren Passform der ursprünglichen Situation besser entspricht. Auch die Materialien wurden kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert, wie zum Beispiel der gelenkstragende Kunststoffteil, der früher für viel Abrieb verantwortlich war und so zu Lockerungen der Prothese führte. Heutzutage erzeugen gelenkstragende Kunststoffteile deutlich weniger Abrieb und garantieren damit eine längere Lebensdauer der Prothese. Auch werden diese Inlays – so heissen in der Orthopädie die weichen Teile der Gelenksprothese zwischen den beiden Gelenkpartnern aus Metall – nicht mehr symmetrisch gebaut, sondern eher der Anatomie des Körpers entsprechend.
In der Operationstechnik gab es verschiedene wichtige Entwicklungen: Das Navigieren, die patientenspezifische Instrumentierung und der Operationsroboter. Alles Techniken, die sich mit der Anatomie des Patienten befassen, um Standardprothesen zu implantieren.
Die neuen Trends gehen nun noch weiter in Richtung personalisierte Prothese. Für jeden Patienten wird individuell eine Prothese gefertigt, so dass wir von einer bestmöglichen anatomischen Rekonstruktion des Kniegelenkes ausgehen können. Nach der klinischen Untersuchung und dem konventionellen Röntgen, wird eine Computertomographie der Hüfte, des Kniegelenks und des Sprunggelenkes angefertigt. Anhand dieser Bildgebung werden dann die Prothese und die dafür notwendigen Zielgeräte hergestellt und operationsbereit zugestellt.
Mit diesen wichtigen Entwicklungen in der Knieprothetik sind wir zuversichtlich, noch mehr Patienten mit einem künstlichen Kniegelenk zu mehr Lebensqualität verhelfen zu können.
Der Autor ist Facharzt für orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparats
Der «Spitalratgeber», in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitszentrum Fricktal, erscheint einmal im Monat.