Die Bilder der Furchtlosen
22.04.2022 WallbachKünstler nutzen Wallbachs Natur als temporäre Galerie
Rund um die Uhr zugänglich ist die Kunstausstellung unter freiem Himmel; auch, weil Bildermaler Ruedi Keller an die Menschen glaubt.
Ronny Wittenwiler
Gemächlich bahnt sich der Rhein seinen Weg an Wallbach vorbei und bald haben Ruedi Keller und seine Helfer die Ente ins richtige Licht gerückt. Sie wird nun zwei Wochen an Ort und Stelle verharren, viele Blicke auf sich ziehen. Die Ente ist ein Werk von André Notter, gemalt auf Acryl, und er, Notter, gehört zu den Furchtlosen; genau wie die elf anderen Künstlerinnen und Künstler, die ihre Werke nun ebenso frei zugänglich entlang des Wallbacher Flussufers ausstellen. Das Thema der Ausstellung: «Wertvoll».
Ruedi Keller sitzt entspannt auf einem Bänkchen und blickt aufs Wasser hinaus. Soeben bekam er die Frage gestellt, ob er nicht befürchte, dass die Bilder kaputtgemacht oder gar gestohlen werden. «Ich glaube an die Menschen. Kunst, die nicht provokativ ist, wird nicht besprayt und nicht gestohlen.» Vielleicht schöpft er sein Vertrauen in die Menschen auch aus der gemachten Erfahrung vergangenes Jahr. «Das war sozusagen ein Testlauf für die Frage, wie weit die Bilder überhaupt überleben.» Ruedi Keller stellte damals auf einem kurzen Abschnitt entlang des Rheins zehn eigene Bilder aus, von vierzehn Tagen hatte es deren neun geregnet, die Bilder aber: sie trotzten Wind und Wetter und langen Fingern. Grund genug, nun also einen draufzusetzen.
Die Leute entscheiden, wann es Zeit ist für diese Kunst
Auf gut zwei Kilometern sind nun deutlich mehr Bilder und Skulpturen zu entdecken, der ausgeschilderte Rundweg führt ab Höhe KMU-Park (Areal Novoplast) am Rheinufer entlang Richtung Waldhaus und über eine Schlaufe wieder zurück zum Ausgangspunkt. «Der Besucher befindet sich einmal auf einem Rheinweg und einmal auf einem Waldweg», sagt Ruedi Keller, und man merkt: ihm geht es um mehr. «Meine Vision ist, Kunst hinauszutragen, ohne Raum und Zeit. Die Leute sollen frei entscheiden können, wann sie sich Kunst anschauen wollen.»
Dabei reklamiert Keller gar nicht mal für sich, der Erste zu sein: «Da muss man doch ehrlich sein. Ich habe sowas ja nicht selbst erfunden. Es gibt anderswo auch Skulpturenwege.»
Kunst statt TV
Längst haben Ruedi Keller und seine Mitstreiter nicht nur die Ente auf Acryl in Position gebracht. Auch alle anderen Werke sind nun in dieser temporären Galerie in Wallbachs Natur ausgestellt. Vernissage war an Ostersamstag. Und was verdient Ruedi Keller, der Künstler und Galerist in Personalunion? Er sitzt auf dem Bänkchen, ihm zu Füssen der Rhein, in seinem Gesicht ein Lächeln: «Nichts. Keinen Franken, wenn ich alles zusammenrechne, die Investitionen, die Zeit.» Dann macht er eine kleine Pause, fährt fort: «Ich bin pensioniert. Statt dass ich Fernsehen schaue, habe ich Plakate gemacht und Bilder gemalt. Ich glaube, mit dieser investierten Zeit kann ich etwas geben.» Vielleicht ist es ein Geben auf mehreren Ebenen: Die Künstler, erstens, erhalten eine Plattform. Die Besucher, zweitens, erhalten eine Ausstellung in freier Natur.
«Und ich», sagt Keller jetzt zufrieden hier unten am Rhein, «ich komme in Kontakt mit ganz vielen Menschen.» Die Furchtlosen mit ihren Bildern sind irgendwie alle ganz entspannt.
Bilder- und Skulpturenweg in der Natur zum Thema «Wertvoll». Info-Zelt am Ausgangspunkt (Höhe KMU-Park, Rheinstrasse 74). Finissage am 1. Mai. Die Ausstellung wurde von der Gemeinde Wallbach bewilligt. Alle teilnehmenden Künstler stellen zudem im KMU-Park weitere Bilder aus. Kontakt und weitere Infos im Internet.