Fusswallfahrt von Hornussen nach Todtmoos findet statt

Die Tradition lebt weiter. Am Montag, 30. Mai, findet die Fusswallfahrt von Hornussen ins 40 Kilometer entfernte Todtmoos im Südschwarzwald (D) wieder statt. Es ist die 70. seit Kriegsende. Ihre Entstehung geht ins Jahr 1410 zurück.

Bernadette Zaniolo

«Es ist nicht das Ziel, Rekorde zu brechen», hält Pilgerleiter Karl (Charly) Herzog angesprochen auf die zu erwartende Teilnehmerzahl fest. Er und auch viele langjährige Teilnehmer freuen sich, dass die Tradition weiterlebt. Pandemiebedingt fand die letzte Fusswahlfahrt im 2019 statt; im letzten Jahr wurde eine «verkürzte», bis zur Brücke in der Laufenburger Altstadt – wo man der Delegation aus Todtmoos ein Geschenk überreichte – und mit beschränkter Teilnehmerzahl durchgeführt. In den letzten Tagen hat der Pilgerleiter in Deutschland einige Abklärungen gemacht. «Es sind praktisch wie bei uns alle Massnahmen aufgehoben», sagt Herzog voller Freude. In der Kirche in Todtmoos gelte jedoch aktuell noch die Maskentragpflicht und in Hänner (bei Oberhof / Deutschland), wo die Pilger jeweils bei der Hin- und Rückreise Rast machen, habe es offenbar einen Wechsel bei den Betreibern des Restaurants gegeben. «Es geht aber nicht primär und einen Verpflegungsort, sondern dass Toiletten zur Verfügung stehen», betont Charly Herzog. Im Gegensatz zur Schweiz, wo sich praktisch unmittelbar bei der Kirche auch Toiletten befinden, sei das ennet der Grenze nicht überall gewährleistet. Er freut sich jedoch sehr, dass die Wallfahrt wieder stattfinden kann «und bei der Verkehrsgruppe wieder alle mitmachen.» Die Mittagsverpf legung in Segeten sei auch «gesichert».

Anmelden für die Wallfahrt muss man sich nicht; ausser wer übernachten möchte und das nicht selber organisieren will. Denn ein Teil der Pilger läuft anderntags nach dem morgendlichen Gottesdienst in Todtmoos zurück. Als sich die Teilnehmerzahl noch um 300 bewegte, hiess das zirka 90 bis 100 Übernachtungen organisieren. Heute liegt die Zahl bei 20 bis 30. Herzog ist froh, dass über die Jahre auch hier ein Netzwerk entstanden ist und in vielen Gemeinden eine Person für die Organisation der Übernachtungen oder den Fahrdienst (für die allfällige Rückfahrt) verantwortlich zeichnet.

Die Fusswallfahrt wird auch immer von ein paar Autos begleitet. So kann Pilgern, die plötzlich mit dem Laufen Probleme bekommen, eine Mitfahrgelegenheit geboten werden. «Hier sind noch Abklärungen im Gang, ob sich alle wieder zur Verfügung stellen». Nochmals befragt nach der Teilnehmerzahl sagt Herzog: «Seit der letzten Fusswahlfahrt sind drei Jahre vergangen. Alle sind älter geworden. Wie fit sie jetzt – nach der Pandemie – sind, weiss ich nicht. Ich gehe von weniger Teilnehmern aus, als vor Corona»; 2019 waren es 160.

«Diese Tradition muss aufrechterhalten werden», betont Rudolf Lüscher. Aufgrund eines wichtigen Termins könne er jedoch heuer nicht teilnehmen. Seine Frau werde sich kurzfristig entscheiden, dies wegen familiärer «Pf lichten». Im Gegensatz zu Rudolf Lüscher, der zwei Mal teilgenommen hat, gehört Bernadette Lüscher zu den langjährigen Teilnehmern (zirka 30 Mal). Zu diesen gehört auch die Dorli Erdin aus Gansingen. «Ich habe schon vor teilzunehmen», sagt die pensionierte Wirtin der «Bürer Pinte», als sie überraschend von der Durchführung erfährt.

Der 77-jährige Hannes Burger, Präsident des Museumsvereins Laufenburg, sagt: «Wenn es vom Knie her irgendwie geht, dann werde ich teilnehmen.» Er habe auch schon provisorisch die Übernachtung organisiert. Es sei ein Vorteil, dass ein paar Autos die Wallfahrt begleiten. Burger ist jedoch zuversichtlich. «Mit der Prothese bin ich auch die letzten 300 Kilometer des Jakobwegs nach Santiago de Compostela (Spanien) gelaufen.»

«Das ist immer schön, auch abends», so Anni Amsler aus Schupfart. Man spürt ihre Freude, dass die Wallfahrt wieder stattfinden kann durchs Telefon. Die Geselligkeit, das Zusammenhöckle am Abend. «Es ist einfach ein schöner Moment, wenn man aus der Kirche kommt und dort die Becken für die Fusswäsche bereitstehen. «Das Füssewaschen ist ein sehr besonderer, unbeschreiblich schöner Moment. Es ist Balsam für die Füsse und tut auch mental sehr gut», weiss die Präsidentin des Kneippvereins Fricktal. Sie hat sich nicht notiert, wie viele Male sie schon teilgenommen hat. Aber meistens läuft sie die Strecke vom Start in Hornussen aus (ein Treffpunkt ist jeweils auch beim Wald-Friedhof im deutschen Laufenburg um 8 Uhr) und am Dienstag auch wieder bis nach Hornussen zurück. Wenn nichts dazwischenkommt, wird sie auch im 2022 teilnehmen.

Ein freudiges Wiedersehen
Gemäss Karl Herzog ist das Grüppchen, das am Dienstag jeweils den Rückweg zu Fuss macht, in den letzten Jahren kleiner geworden und auch jenes, das von Laufenburg noch nach Hornussen laufe. Auf jeden Fall wird es für viele der Teilnehmer in diesem Jahr ein freudiges Wiedersehen sein und wer weiss, vielleicht geht die Fusswallfahrt im 2022 auch als eine mit vielen neuen Gesichtern und einem neuen Rekord in die Annalen ein.

Fusswallfahrt nach Todtmoos: neu Fahrdienst zur Rainhalde

Die Fusswallfahrt von Hornussen nach Todtmoos findet dieses Jahr am 30. Mai statt. Sie beginnt mit der Pilgermesse, morgens um 5 Uhr, in der Pfarrkirche Hornussen. Der Frauenbund Hornussen bietet erstmals nach der 5-Uhr-Messe einen Fahrdienst zur Rainhalde an; so können die Pilger nach dem Gottesdienst den Kaffee im Pfarreiheim in Ruhe geniessen. Abmarsch ab der Rainhalde um 6.15 Uhr; 8.30 Uhr Besammlung und Weitermarsch beim Parkplatz Waldfriedhof in Badisch Laufenburg (hier stossen jeweils weitere Pilger dazu); 20 Uhr: Maiandacht in Todtmoos. Nach der Messe (um 7 Uhr), besammeln sich die Teilnehmer am 31. Mai um 9.30 Uhr in der Kirche Todtmoos zum Rückmarsch. Anmeldungen für Unterkunft nimmt Karl Herzog, Telefon 062 871 37 49 oder E-Mail pilgerl. todtmoos@bluewin.ch, bis spätestens am 19. Mai 2022 entgegen. (bz)